Es gibt Momente, da wünscht man sich weg.
Weit weg. Ganz weit weg.
Man schaut aus dem Fenster, über die Stadt, die Landschaft drumherum, den blauen Himmel und den Kondensstreifen eines Flugzeuges und wünscht sich, in diesem Moment darin zu sitzen.
Stattdessen ist man gerade in die Notaufnahme gepiepst worden und da ist wieder Frau Berthold.
Frau Berthold ist fünfundsechzig Jahre alt, depressiv, psychotisch, schizophren, persönlichkeitsgestört, somatisierend und was weiß ich noch alles. Man könnte auch sagen sie hat nen Sprung in der Schüssel aber das klänge unprofessionell.
Also Frau Berthold.
„Guten Tag, Frau Berthold, was führt Sie heute zu uns?“
„Ich fühle mich nicht gut.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich fühle mich wie eine Bockwurst. Oder wie ein Brathähnchen. Ein Stück rohes Fleisch, verstehen Sie?“
„hmmmm.“
„Also, manchmal zuckt meine linke Großzehe, aber nur die linke, das ist weil meine Nachbarin mich verdreht hat!“
„Hmmmm. Ihre Nachbarin also?“
„Ja, die hasst mich, sie macht mich kaputt, wissen Sie, alle Leute hassen mich und machen mich kaputt und…“
Man hört ihr zu. Man versucht, sie zu verstehen. Aber das gibt man dann irgendwann auf. Schließlich will man nur noch irgendwas finden, damit man etwas in die Akte schreiben kann um die ganze Sache halbwegs zügig zu beenden.
Nein, natürlich war sie schon in der Psychiatrie, erst vor Weihnachten aber sie will nie mehr dorthin zurück, weil sie ist ja nicht verrückt. Und für eine Zwangseinweisung ist sie nun doch noch zu harmlos. Aber um ambulante Termine beim Psychiater oder Neurolgen wahrnehmen zu können ist sie zu konfus. Dann geht sie lieber ins Krankenhaus.
Und ich brauche jetzt wieder mal ganz schnell nen Kaffee.