Aus den USA kommt die Kunde, dass ein zu intensiver Gebrauch von Putzmitteln mit dem Wirkstoff Triclosan die Entwicklung von Allergien bei Jugendlichen begünstigt. Herausgefunden haben dies Wissenschaftler von der Universität Michigan School of Public Health, erschienen in der Online Fachzeitschrift „Environmental Health Perspectives“ (Link zur Studie).
Triclosan ist eine chemische Verbindung, die gegen Bakterien und Pilzbefall wirksam ist. Es wird in den USA in einer Reihe von Produkten verwandt, z.B. in Putzmitteln, Seifen, Mundwassern, Spülmitteln, Zahnpasta, Deodorant, Handwaschmittel etc.
In der Studie wurden Daten von früheren Studien zwischen 2003 und 2006 ausgewertet. Man verglich die Triclosan-Anteile im Urin mit dem Antikörpergehalt gegen das Zytomegalovirus und die Häufigkeit einer Allergie-Diagnose bzw. eines Heuschnupfens. Sie dienen als Indikator für Veränderungen im Immunsystem. Als Ergebnis konnten die Forscher festhalten, dass die Probanden, die 18 Jahre und jünger waren und hohe Triclosan-Konzentrationen im Urin zeigten, auch deutlich mehr an Allergien bzw. Heuschnupfen litten.
Es gibt schon seit längerer Zeit eine Hypothese – die Hygiene-Hypothese – die besagt, dass eine zu saubere, fast sterile Umgebung dem Immunsystem nicht genügend Anreiz gibt, sich auszubilden. Dadurch kommt es zu Fehlreaktionen in Form von Allergien.
Diese Studie ist die erste ihrer Art, die Triclosan mit dem Allergieaufkommen beim Menschen in Verbindung bringen konnte. Dass die Substanz einen Einfluss auf das Immunsystem hat, konnte schon früher in Tiermodellen gezeigt werden.
Andere Arbeiten belegen eine gesteigerte Resistenz-Entwicklung durch Triclosan. Sind Krankheitskeime einmal unempfindlich gegen die Chemikalie geworden, sind sie höchstwahrscheinlich auch resistent gegen Tretracycline. Diese Antibiotika weisen strukturelle Ähnlichkeiten mit dem Breitband-Biozid auf.
Zudem gehört das Desinfektions-Mittel zu den sogenannten „Disruptoren“. Das sind Agenzien, die in den Hormon-Haushalt eingreifen. Triclosan stört das Gleichgewicht von Testosteron und Östrogen genauso wie die Balance der Schilddrüsen-Hormone. In Tierversuchen konnten Wissenschaftler auch eine Interaktion der Chemikalie mit der Neurophysiologie des Muskels nachweisen. Zu vermuten ist daher eine Herzschädigung durch Triclosan auch beim Menschen.
In anderen Experimenten an Mäusen führte die Verbindung zu Leberfibrose und kann eventuell sogar Tumore verursachen. Triclosan muss demnach als krebserregend gelten. Auch für Wasser-Organismen wie Grünalgen stellt die Chemikalie eine erhebliche Gefahr dar. Nicht nur die Ursprung-Substanz ist riskant, denn Triclosan wandelt sich im Sonnenlicht zu Dioxinen um, die sich dann über die Nahrungskette anreichern und in unseren Lebensmitteln landen.
Aufgrund der hochtoxischen Wirkung forderte die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), alle Produkte mit Triclosan mit Warnhinweisen zu versehen. Die Apotheken-Umschau forderte sogar ein Totalverbot!
Dieser Beitrag wurde erstmalig am 19.12.2011 erstellt und letztmalig am 7.März 2017 überarbeitet.
Dieser Beitrag Zu viel Hygiene schadet dem Immunsystem wurde erstmalig von Yamedo.de (René Gräber) auf Yamedo BLOG veröffentlicht.