Schön waren unsere Osterferien. Bis auf eine Episode heftiger Ohrenschmerzen, die mein Sohn im Urlaub an der Nordsee hatte. Mitten in der Nacht natürlich. Aber zum Glück war ich vorbereitet.
Ich selbst bin als Kind glücklicherweise von Ohrenschmerzen verschont geblieben (ich hatte immer „Hals“ – so hat jeder wohl seine eigenen Baustellen…).
Als Mutter habe ich dann die Erfahrung gemacht, wie sehr Ohrenschmerzen wirklich wehtun können. Nicht direkt am eigenen Leib. Aber wenn das eigene Kind unter Ohrenschmerzen leidet, kommt das der Sache schon sehr nahe.
Ein Kind mit Schmerzen zu haben finde ich so ziemlich das Unerträglichste, was ich bisher als Mutter erlebt habe. Starke Ohrenschmerzen würde ich sogar gegen einen Magen-Darm-Infekt tauschen, bei dem ich meinem Kind mehrmals täglich hinterherwischen muss.
Aber woher kommen die Ohrenschmerzen?
Ohrenschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Eine Mittelohrentzündung ist eine sehr häufige Erkrankung gerade bei jüngeren Kindern. Aber das Ohr kann auch im Rahmen einer Erkältung wehtun, durch eine Belüftungsstörung. Das Knacken im Ohr beim Druckausgleich (wie man aus dem Flugzeug kennt) kann als sehr unangenehm empfunden und auch als Schmerzen beschrieben werden.
Es muss auch nicht immer das Mittelohr sein, das den Schmerz auslöst, sondern es kann sich auch um eine Entzündung im Gehörgang handeln, gehäuft auftretend zum Beispiel in der Badesaison, auch als „Badeotitis“ bezeichnet (Otitis=Ohrenentzündung).
Gerade bei sehr kleinen Kindern kann auch der Eindruck entstehen, dass sie Ohrenschmerzen haben, wenn sie unruhig sind und sich ans Ohr fassen. So etwas kann eine Ursache im Ohr haben, muss aber nicht.
Was also tun?
Unabhängig davon woher die Schmerzen kommen:
Wenn ein Kind starke Schmerzen hat, warte ich nicht ab, sondern tue sofort etwas dagegen. Die Ursache herausfinden kann man im Anschluss immer noch.
Als meine Tochter im Kindergartenalter war, hatte sie so oft Ohrenschmerzen, dass ich in diesem Bereich jede Menge Erfahrung sammeln „durfte“. Nebenbei bemerkt hatte sie nur ein einziges Mal wirklich eine Mittelohrentzündung. Die anderen Male waren es „nur“ Belüftungsstörungen, die bei ihr vergleichbar große Schmerzen ausgelöst haben, am nächsten Tag aber schon wieder weg waren.
Und so gibt es kaum etwas, das ich gegen Ohrenschmerzen noch nicht ausprobiert habe. Meistens hatte ich zwar Paracetamol oder Ibuprofen zu Hause, aber es gab viele Situationen, in denen ich dann doch dachte: probierst du es mal anders.
Das waren solche Situationen wie: Kind will sich plötzlich keine Zäpfchen mehr geben lassen. Kind spuckt den Saft wieder aus. Schmerzmittel ist abgelaufen. Oder auch mal ganz einfach, dass ich dachte: „Ach, so schlimm ist das noch nicht.“
Von Zwiebelsäckchen, Kirschkernkissen und Rotlichtlampe über die verschiedensten Globuli bis hin zu Tropfen, die man einnehmen oder direkt ins Ohr tropfen kann, haben wir alles durch.
Und was hat geholfen?
Wenn die Schmerzen nur leicht waren, hat alles geholfen, egal was geschluckt wurde oder was in oder auf das Ohr kam. Dazu kuscheln und trösten.
Wenn die Schmerzen aber stark waren, ging es nur mit Paracetamol oder Ibuprofen. Bis das Schmerzmittel gewirkt hat, erschienen mir die Minuten mit brüllendem Kind im Arm wie Ewigkeiten. Ein bisschen geholfen hat immer noch ein warmes Kirschkernkissen dazu. Ist schnell gemacht, hat meinen Kinder bisher fast immer gut getan und überbrückt die Zeit ganz gut, bis das Schmerzmittel wirkt.
Das sind meine persönlichen Erfahrungen. Jedes Kind hat seine eigenen Schmerzen und Eltern machen ihre eigenen Erfahrungen damit.
Ich möchte nur noch einmal sagen, dass ich keinen Grund sehe, nicht schnell etwas gegen starke Ohrenschmerzen zu tun. Also anders ausgedrückt: tut sofort etwas dagegen.
In der Praxis habe ich zum Beispiel von Eltern gehört, dass sie erst nach der Untersuchung etwas geben wollten, damit ich genau sehen kann wie groß die Schmerzen sind. Oder aus Sorge, dass man dann die Ursache der Schmerzen nicht so gut finden kann. Oder um erst einmal zu fragen, ob das denn ok ist, etwas gegen Schmerzen zu geben. Oder auch „weil das Kind da auch mal durch muss“.
Unnötig.
Wir geben also unserem Kind etwas gegen Schmerzen. Und wie geht es dann weiter?
Das kommt auf die weiteren Umstände an. Wenn das Kind nicht mehr ganz so klein ist, also über 2 Jahre, wenn nur ein Ohr weh tut, wenn es kein Fieber hat, wenn das Schmerzmittel gut anschlägt und aus dem Ohr keine Flüssigkeit herausläuft, und selbstverständlich wenn es sonst in gutem Zustand ist (zum Beispiel keine weiteren schweren Erkrankungen hat), dann kann man erst einmal abwarten.
Denn selbst wenn es sich um eine Mittelohrentzündung handelt, würde man ohnehin noch nicht direkt ein Antibiotikum geben. Viele Mittelohrentzündungen sind durch Viren verursacht, da würde ein Antibiotikum auch gar nicht helfen.
Oft reicht dann die Schmerzbekämpfung und bald ist es wieder gut.
Im anderen Fall, also bei kleineren Kindern, besonders mit Fieber, laufender Flüssigkeit aus dem Ohr etc. würde ich sofort untersuchen lassen, denn dann kann es sein, dass ein Antibiotikum verschrieben werden sollte.
Das gilt auch für größere Kinder, wenn die Beschwerden 2-3 Tage anhalten.
Und wie ist es uns im Urlaub gegangen?
Auch wenn ich nicht viel dabei hatte:
Zur Minimalausstattung meiner Reiseapotheke gehört unbedingt ein Schmerzmittel.
Als mein Sohn also in der Nacht weinend vor Schmerzen (aber ohne Fieber) zu mir kam, habe ich ihm das Schmerzmittel gegeben und dann (weil wir kein Kirschkernkissen da hatten) einen Waschlappen mit heißem Wasser schön warm gemacht und auf das Ohr gelegt, was ihm auch gut getan hat. Dann durfte er bei mir im Arm kuscheln und ist bald nachdem das Schmerzmittel angeschlagen hatte eingeschlafen.
Ein Otoskop hatte ich nicht dabei. Das ist das Ding, mit dem man in die Ohren gucken kann. Aber das fand ich in dem Moment auch nicht nötig.
Und am nächsten Morgen war glücklicherweise wieder alles wieder ok, so dass mein Sohn den Rest des Urlaubs auch ohne Ohrengucken geniessen konnte.
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