Vom Weinbau im Rheingau

Thomas Klar, Winzer Rheingau

Preismünze in Gold für 2016er Q.b.A. Classic von Vitos Rheingau

Frühes Aufstehen, bei Wind und Wetter draußen anpacken – Weinbau ist ein echter Knochenjob und dennoch liebe ich meinen Beruf. Dass unser Riesling von Vitos Rheingau nun mit der Preismünze in Gold ausgezeichnet wurde, macht mich sehr stolz.

Das ganze Jahr bei Wind und Wetter an der frischen Luft

Ich arbeite seit dem 1. September 1982 bei Vitos Rheingau, seit 1995 als Leiter der Gärtnerei. Ich bin für den Weinbau zuständig. Die Winzerfähigkeiten habe ich sozusagen von Zuhause aus mitbekommen. Im Rheingau ist der Weinbau sehr verbreitet. Warme Sommer, milde Temperaturen im Winter und der Herbstnebel begünstigen das Rebenwachstum und die Traubenreife. Auf dem Weinberg von Vitos Rheingau bauen wir auf zwei Hektar weißen Riesling an.

Ich konnte mich schon immer für Arbeiten an der frischen Luft begeistern. Nach meinem Realschulabschluss machte ich ein Praktikum als Gärtner und wusste schnell, dass das genau mein Ding ist.

Mein typischer Arbeitstag beginnt in den Sommermonaten um 6 Uhr, im Winter um 7 Uhr. Freitags setzen meine Kollegen Uwe Lutz, Guido Römhild, Patrick Proksch, Roland Häuser und ich uns zusammen und planen die nächste Woche, was nur mithilfe der aktuellen Wettervorhersage funktioniert. Weinbau ist eine anspruchsvolle Arbeit, die uns das ganze Jahr über beschäftigt. Und das Wetter spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Nach der Lese ist vor der Lese

Die Lese im Oktober ist die wohl stressigste Zeit. Sobald die Trauben reif sind, muss alles sehr schnell gehen, andernfalls verderben sie. Glücklicherweise können wir eine Lesemaschine einsetzen, damit geht es schneller, als wenn wir die einzelnen Reben per Hand schneiden würden. Anschließend muss die Maische schnell gekeltert werden, damit sie nicht gärt. Da arbeiten wir die Wochenenden schon mal durch.

Nach der Lese werden die Reben geschnitten. Bis März müssen sie gebogen werden. Im April spannen wir dann die Drähte, damit die Reben herumwachsen können und Halt haben. Dann wird gespritzt, um Schädlingen und Krankheitsbefall vorzubeugen. Im Juli hören wir mit dem Spitzen auf, schließlich werden die Reben Anfang Oktober bereits gelesen.

Ob ein Jahrgang gut wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Erst mal braucht man eine gute Weinlage, dann noch warme Temperaturen und viel Sonnenschein, aber vor allem jede Menge Erfahrung. Weinbau ist ein Knochenjob, das muss man einfach so sagen. Ich bereue dennoch keinen Tag, mich für diese Arbeit entschieden zu haben. Ich bin stets draußen an der frischen Luft. Bei strahlendem Sonnenschein natürlich genauso, wie bei Regen, Wind oder bei Minusgraden.

Historisches Foto des Weinbaus auf dem Eichberg

Historisches Foto des Weinbaus auf dem Eichberg

Der Weinbau hat im Rheingau eine sehr lange Tradition. Die frühesten erhaltenen Spuren des Weinbaus weisen bis in die Römerzeit zurück. Die Mönche aus dem Kloster Eberbach brachten den Weinbau schließlich auf den Eichberg. Auch sie hatten früh die günstige klimatische Lage des Rheingaus erkannt.

Unser preisgekrönter Charakterwein

Dass unser Riesling 2016 Rheingau Classic nun vom Weinbauamt mit der Preismünze in Gold ausgezeichnet wurde, macht uns natürlich besonders stolz und ist eine wundervolle Bestätigung für unsere Arbeit. Der QBA-Wein (Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete) ist ein klassischer Rheingauer Wein der 1. Qualitätsstufe. Die Qualität der Weine wird bei der Prämierung nach strengen Maßgaben einer Fachjury beurteilt.

Der preisgekrönte Riesling 2016 Rheingau Classic

Der preisgekrönte Riesling 2016 Rheingau Classic

Wir haben übrigens auch einen weißen Glühwein mit eigener Rezeptur.

Ich würde mich wieder für diesen Beruf entscheiden

Ende 2018 werde ich in Altersteilzeit gehen. Aktuell suchen wir noch nach einem jungen Nachwuchswinzer, um diese harte, aber sehr befriedigende Traditionsarbeit weiterzuführen. Ich würde mich auf jeden Fall immer wieder für den Weinbau entscheiden. Wenn man das kurz vor dem Eintritt in die Altersteilzeit über seinen Job sagen kann, hat man glaube ich alles richtig gemacht.

Bildquellen: LWV-Archiv; Vitos