Die Raucherpolizei

Wie sich die Zeiten ändern! Vor fünfzig Jahren noch empfahl der Knigge, dass jeder Nichtraucher in seiner Wohnung Zigaretten vorrätig haben sollte, falls mal ein rauchender Gast vorbeikommt.
Und jetzt?
EU-Bürokraten wollen hart durchgreifen und Ernst machen im Kampf gegen den blauen Dunst, schreibt der Spiegel.
Von gnadenlosen Razzien einer noch zu gründenden Raucherpolizei und Schauprozessen ist da die Rede.
Was bedeutet das konkret?
Springen wir also ein paar Jahre in die Zukunft.
Demnächst also, irgendwo in diesem Lande vor irgendeiner Haustür.
Es klingelt bei Oma Wondraschek. An der Sprechanlage meldet sich eine männliche Stimme.
“Schulze ist mein Name, Gesundheitskontrolldienst. Machen Sie auf!”
“Äh… ich kaufe nichts an der Tür!”
“Sie verstehen mich falsch, Frau Wondraschek. Es geht um Ihre Gesundheit. Und meine Befugnisse…”
“Is ja gut…”
Frau Wodraschek drückt den Türdrücker und kurz darauf steht ein muskulöser Herr im Türrahmen, zeigt seinen Dienstausweis und stiefelt in die Wohnung.
“Frau Wondraschek, meine erste Aufgabe ist es, mich zu vergewissern, dass in diesen Räumlichkeiten kein Nikotinabusus betrieben wird!”
“Ähh… wie bitte?”
“Missbrauch von nikotinhaltigen Genussmitteln. Sie wissen schon…”
“Ach so, Sie wollen wissen, ob ich rauche? Nee, natürlich nicht.”
“…das behauptet heutzutage jeder. Können Sie Ihre Aussage belegen?”
“Hää?”
“Zeigen Sie mal Ihren Gesundheitspass! Sie gehen doch regelmäßig zum Arzt?”
“Beim Arzt? Da war ich schon seit Jahren nicht mehr. Ich hab doch nichts. Bin doch gesund…”
Herr Schulze seufzt.
“Schwierig, schwierig. Dann werden wir wohl einen Atemtest machen müssen. Pusten Sie mal in dieses Gerät!”
Der Atemtest fällt wie erwartet negativ aus und da schlechter Mundgeruch nicht strafbar ist muss Herr Schulze diesen Punkt grummelnd auf seiner Liste abhaken.
“Kommen wir zur nächsten Frage: Haben Sie in den letzten Monaten Tabakerzeugnisse erworben, halten Sie solche vorrätig oder haben Sie deren Mißbrauch duldend in Kauf genommen?”
“Äh, mein Schwager war letztens hier… der ist mal zum Rauchen auf den Balkon…”
“Ihr Balkon ist Teil Ihrer Wohnung und damit unterliegt alles, was dort geschieht Ihrer uneingeschränkten Verantwortung. Eine gesundheitliche Beinträchtigung Ihrer Nachbarn kann nicht ausgeschlossen werden. Da ist wohl ein Bußgeld fällig. Das kann teuer werden, Frau Wondraschek. Halten Sie in Ihrer Wohnung etwa genehmigungspflichtige Aschenbecher zum Gebrauch bereit?”
“Nein…”
“Frau Wondraschek, auch hier muss ich Sie erneut verwarnen! Draußen vor der Haustür ist ein Aschenbecher angebracht!”
“Der steht doch nur deswegen dort, damit niemand mit einer brennenden Zigarette ins Treppenhaus geht. Wissen Sie, ich bin nämlich allergisch gegen Zigarettenrauch, deswegen auch das Rauchverbotsschild…”
“Sie liefern das Stichwort, Frau Wondraschek. Das Schild ist nämlich viel zu klein und erfüllt damit nicht die geltenden Vorschriften. Außerdem fehlt unter dem Schild die Telefonnummer der Raucherpolizei, ich meine natürlich vom Gesundheitskontrolldienst. Das wird teuer, Frau Wondraschek. Kraft meiner Befugnisse verhänge ich hiermit ein Bußgeld in Höhe von…”
“Haben Sie denn kein Mitleid? Meine Rente reicht ja kaum zum überleben…”
“Frau Wondraschek, das sollte Ihnen ihre Gesundheit doch wert sein! Oder etwa nicht?”

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