Von all den aus dem Boden sprießenden Spaßreligionen wäre mir Heavy Metal tatsächlich die liebste – insofern interessiert mich die Kampagne von „Saxon“-Sänger Bif Byford, der seine britischen Landsleute dazu anhalten will, bei der nächsten Volkszählung den schwermetallhaltigen Musikstil als Religionszugehörigkeit anzugeben.
Mit Rob Halford und seinen „Judas Priest“-Mannen als Oberpriester? Man wird sehen.
Vorbild für die Aktion ist eine Zählung von 2001, bei der rund 390 000 Briten als Religion „Jedi“ angegeben hatten. In Australien hätten die Behörden den Star-Wars-Kult sogar offiziell als Glaubensgemeinschaft anerkennen müssen, weil bei einer Befragung zahlreiche Einwohner angaben, der Religion der „Jedi“ anzugehören, kolportieren bis heute auch seriöse Blätter wie etwa Die Welt.
Das ist indes wenig mehr als ein moderner Mythos.
Im Jahr 2001 kursierte im Vorfeld großer Volkszählungen in England, Australien und Neuseeland eine Ketten-E-Mail, in der die Empfänger aufgefordert wurden, sich zur „Jedi-Religion“ zu bekennen. Sobald mehr als 10 000 Menschen dies täten, müsse der Jedi-Glaube offiziell anerkannt werden. Und dass man sich bei der Befragung deswegen doch bitteschön als gläubiger Jedi-Ritter outen solle – egal ob aus Überzeugung, Spaß oder Aufmüpfigkeit.
Dieser launige Meinungsfeldzug hatte auch durchaus Erfolg; die Anerkennung blieb ihm freilich trotzdem versagt. Warum, kommentierte unter anderem Der Spiegel:
„ Kängurus, Koalas – Australien war schon immer ein bisschen anders, irgendwie besonders. Dass sich gerade hier nun ein ganzer Stamm an Jedi-Gläubigen gebildet hat, die an das heilige Laserschwert glauben, erscheint dennoch sehr außergewöhnlich. Das Statistische Amt in Australien geht allerdings nicht davon aus, dass wirklich alle 70 000 Menschen ernsthaft glauben, Jedi sei ihre Religion. Amtsleiter Chris Brennan glaubt, dass rund 50000 sich einen Scherz erlaubt haben und 15000 die Regierung ärgern wollten. Er schätzt, dass nur 5000 Australier Jedi allen Ernstes als Glauben haben.
Der Jedi-Boom begann, als Anfang des vergangenen Jahres im Internet Berichte darüber kursierten, dass Jedi als Religion anerkannt werde, wenn mehr als 10000 Menschen dies zu ihrer Religion erklärten. Das Amt weist das allerdings zurück: Die Kriterien für eine Anerkennung gehe über die reinen Zahlen hinaus. So kann dann wohl auch nicht die Heilsarmee als Religion anerkannt werden, der immerhin 71000 Australier ihren Glauben zusprachen.“
Und in England? Blieb es ebenfalls beim Hoax-Status. Dem „Jediismus“-Eintrag bei Wikipedia zufolge teilte die britische Behörde Office for National Statistics dem Jediismus einen eigenen Nummerncode zu.
„Jedoch betonten die Behörden, dass ein offizieller Status damit keinesfalls verbunden sei, sondern ihre Erhebung lediglich einen statistischen Wert habe.“
Das ist korrekt.
Denn ob bei einer Volkszählung nun 10 000 oder 100 000 oder zehn Millionen Bürger ihre Gesinnung äußern, an die „Macht“ zu glauben – dies wird von den Behörden automatisch in der Kategorie „not defined“ abgelegt, also als „nicht angegeben“ gewertet.
Das sei so ähnlich, erklärte ein Sprecher des britischen Amts für Statistik, wie wenn jemand seinen Lieblings-Fußballclub als Religion angebe. Etwa „Manchester United“ oder „Chelsea“, was gar nicht so selten vorkomme.
Denn eine offiziell anerkannte Religionsgemeinschaft muss neben der gemeinsamen Glaubensüberzeugung auch eine formale Organisationsstruktur aufweisen.
Ob die „Homeristen“ da mehr Erfolg haben? Denn fraglos dürften die Grundsätze der neuen „gelben Religion“ auf eine überaus breite Übereinkunft und auch Verfasstheit treffen:
„Unwissenheit, Faulheit und Minimalismus.“