Es hat sich auch in den zwei Wochen Urlaub nichts geändert. Die Notaufnahme brummt. Und wie. Vom Urlaub direkt in den Dienst ist sowieso irgendwie fies. Manchmal hat man Glück und erwischt den ein oder anderen „ruhigen“ Tag (alles ist relativ). Diese Woche bleibt mir das Glück versagt.
Heute ist das Wartezimmer so voll, dass nicht alle Wartenden einen Sitzplatz bekommen (glücklicherweise sind nicht alle Patienten für mich, sondern zum Teil auch für die anderen Fachdisziplinen).
Der Frühdienst übergibt mit vier Patienten, zusätzlich sind drei noch nicht mal angeschaut. Darüber hinaus liegen noch zwei Konsile bereit, die „wenn’s geht“ heute noch laufen müssen. Während ich den ersten der noch nicht gesichteten Patienten untersuche trifft Frau A, eine schwerkranke Patientin ein. Der Rest muss jetzt eben warten. Während ich mich um die kranke alte Dame kümmere beschweren sich die anderen Patienten, warum denn alles so lange dauert. Nach kurzer Zeit wird klar, dass wir für Frau A nichts mehr tun können, es folgt ein Gespräch mit den Angehörigen, für das man sich natürlich angemessen Zeit nehmen möchte.
Quasi nebenbei auf dem Weg zwischen Untersuchungsraum 3 und 7 und 4 und 8 verlege oder entlasse ich die vorher übergebenen vier Patienten vom Frühdienst. Dann kann ich endlich die anderen zwei bisher ungesichteten Patienten anschauen. Inzwischen sind aber aus den zwei ungesichteten fünf geworden. Die neuen drei schicke ich erstmal zu Untersuchungen, die sie aufgrund der Einweisungsdiagnose ohnehin brauchen. Dann gehe ich schnell eines der Konsile erledigen, dass sich aufgrund einer langen Krankengeschichte und einer dementsprechend zentimeterdicken Akte als kompliziert entpuppt.
Zurück in der Notaufnahme beschweren sich inzwischen zwei der drei bisher unversorgten Patienten, dass sie noch keinen Arzt gesehen haben. Eine Patientin zeigt Verständnis und fragt, ob hier immer so viel los sei und ob ich denn überhaupt schon eine Pause gemacht habe. Nein, habe ich nicht. Aber gute Idee, ich könnte zumindest mal ein bisschen was trinken.
Zwischendrin funken immer wieder die Stationen, zum Glück ließen sich die Probleme bisher immer telefonisch klären. Diesmal nicht. Herr B im Psychosyndrom randaliert oben. Also schnell auf Station gerannt. Zum Glück lässt sich Herr B schnell bändigen. Zurück in der Notaufnahme kann ich nun endlich die drei noch offenen Patienten ansehen. Es sind schon wieder zwei neue da. Während ich auch diese zwei untersuche trifft Herr C ein. Herrn C geht es ziemlich schlecht, also wird alles wieder stehen und liegen gelassen, zum Glück bringe ich ihn schnell auf einer Überwachungsstation unter, so dass ich weiter arbeiten kann.
Auf Station ist eine Braunüle „para“ , also renne ich “mal kurz” hoch. In der Notaufnahme beschwert sich inzwischen ein Privatpatient, dass er schon fünfzehn Minuten da ist und noch nicht untersucht wurde. Im Vorbeigehen gelingt es mir, ihn zu besänftigen. Zwischendrin bestelle ich mir das zweite Konsil zur Untersuchung in die Notaufnahme und bin etwas angesäuert, da die Notfallbegründung dieses Konsils in der Entlassung am Folgetag besteht. Inzwischen ist Frau A auf Station verstorben, die Leichenschau muss gemacht werden. Unterdessen sind die Untersuchungsergebnisse der Notaufnahme Patienten da. Diese können nun verlegt oder entlassen werden. Es ist müßig zu erwähnen, dass schon wieder drei neue da sind…
Als der Nachtdienst kommt ist es dann endlich ruhig. Ich übergebe ihm nur einen Patienten. Auf dem Weg nach Hause esse ich – wie immer- in der U-Bahn mein Sandwich, das eigentlich als Snack für die Pause, die ich –wie immer – nie gemacht habe, gedacht war. Die Erholung aus zwei Wochen Urlaub ist dahin. Es ist, als wäre ich nie weg gewesen.