Für die Patienten oft das Highlight des Tages (aber nicht für alle Ärzte). Generell gilt: je konservativer und damit je weniger operativ das Fach ist, umso länger dauert die Visite. Jeder entwickelt im Laufe der Jahre und Patienten seinen eigenen Stil. Manche absolvieren die Visite wie einen 110-Meter-Hürdenlauf und raunen den Patienten im Sprint die neuesten Informationen zu, wieder andere setzen sich an das Bett, halten Händchen und hören erstmal 10 Minuten der freien Assoziation des Patienten zu. Das Ideal liegt wohl irgendwie dazwischen, wobei Letzteres (ja, das gibt es wirklich) erfahrungsgemäß vor allem bei PatientINNEN sehr gut ankommt. Einfacher gestaltet sich das ganze oft bei männlichen Patienten. Diese haben oft gar keine Lust auf Visite und würgen einen gerne mit „Davon versteh ich nichts, erklären Sie das alles meiner Frau…“ ab.
Gefährliches Visitenterrain sind Vierbettzimmer. Wenn man endlich bei Patient 4 angekommen ist, hat plötzlich Patient 1 wieder eine Frage (er hatte ja auch inwischen genug Zeit zum Nachdenken), daraufhin fällt auch Patient 2 noch was ein und so weiter, so dreht man sich in diesen Zimmern oft dreimal im Kreis. Auch sollte man einen Patienten nicht auf dem Flur visitieren, denn auch wenn man dort 20 Minuten plaudert, wird dies nicht als Visite verstanden, denn schließlich war der Doktor nicht im Zimmer…