Was für ein Unsinn! “Versorgungsmedizin” ist out. Prävention und Wellness sind angesagt.
Es gibt keinen Ärztemangel. Die Ärzte sind nur, nach KKH-Kailuweit, falsch verteilt und, nach Reimann (SPD), natürlich in der Fläche nicht so in dem Maße vorhanden. Noch. In einigen Jahren könnte es jedoch anders aussehen, denn in den nächsten zehn Jahren gehen nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung gut 58.000 niedergelassene Mediziner in den Ruhestand.
Der schrittweise Abbau der hausärztlichen Versorgung, insbesondere im ländlichen Bereich, wird schon jetzt sichtbar. Mittlerweile muss man sich am Dorfladen mit öffentlich zugänglichen Defribrillatoren sogar selbst helfen.
Die Politik hat das Problem erkannt und flugs Lösungen aus dem Hut gezaubert:
Gesundheitsminister Rösler (FDP) erweckt die Pläne seiner Amtsvorgängerin Schmidt (SPD) zu neuem Leben, indem er Studienplätze an solche Kandidaten verschenken möchte, die sich als künftige Landärzte zur Arbeit verpflichten. Einige Bürgermeister wollen Patienten sogar mit dem Taxi zum Arzt karren lassen.
Herr Söder (CSU) verspricht den künftigen Landärzten höhere Honorare. Ist das der Kern des Problems?
Ein Landarzt arbeitet viel und verdient dafür relativ wenig. Sein Honorar wurde in den vergangenen drei Jahrzehnten fast halbiert. Er legt zwar an Leibesfülle deutlich zu, flieht aber dennoch aus der Versorgungsmedizin. Und warum?
Die Kassenärztliche Vereinigung behält jedes Quartal zehn Prozent seines Honorars ein. Für die komplette zweite Hälfte seiner Patienten wird sein Fallwert gekürzt, weil er sein Regelleistungsvolumen schon übererfüllt hat. Mit seinen sechzig Jahren muss er oft 14 Stunden täglich arbeiten. Er bekommt dafür Regressandrohungen von 160.000 Euro. Sein Ende als Hausarzt.
Wohin soll der mittellose Landarzt jetzt ziehen? Traumhafte Honorare gibt es längst nicht mehr; das System der Krankenversicherung ist arztfremd.
Er könnte Leiter eines Gesundheitszentrums werden! Auch, wenn dieser Job neue, bislang unbekannte Gefahren birgt.