Die Europäische Kommission hat dem Unternehmen AstraZeneca die Zulassung von Bevespi Aerosphere für die Erhaltungstherapie bei COPD erteilt. Lesen Sie weiter auf: LAMA/LABA-Kombination: Neue Therapie für COPD-Kranke zugelassen Quelle: Ärzte Zeitung | Asthma/COPD Titelbild/Grafik by Ärzte Zeitung Online
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Alkohol, Kaffee, gesunder Lebensstil und Open Access
Hat ein gesunder Lebensstil einen Einfluss auf die Entwicklung der Multiple Sklerose (MS)? Nützt oder schadet Alkohol bei MS? Nützt oder schadet Kaffee bei MS? Hilft mehr Fisch essen bei MS? Nützt oder schadet Rauchen?
Ich bin auf zwei interessante Studien gestossen, die gerade diese praktisch relevanten Fragen für Multiple Sklerose (MS) untersuchen.
Endlich werden damit auch Studien publiziert, die für MS-Betroffene relevante praktische Fragen erforschen. Zusätzlich positiv ist, dass alle freien Zugang (Open Access) zu den Forschungsresultaten haben. Somit können wir Betroffene die Publikationen selbst lesen und beurteilen.
- D’hooghe MB, Haentjens P, Nagels G, & De Keyser J (2012). Alcohol, coffee, fish, smoking and disease progression in multiple sclerosis. European journal of neurology: the official journal of the European Federation of Neurological Societies, 19 (4), 616-24 PMID: 22117611 doi:10.1111/j.1468-1331.2011.03596.x Artikel
- Hadgkiss EJ, Jelinek GA, Weiland TJ, Rumbold G, Mackinlay CA, Gutbrod S, & Gawler I (2012). Health-related quality of life outcomes at 1 and 5 years after a residential retreat promoting lifestyle modification for people with multiple sclerosis. Neurological sciences: official journal of the Italian Neurological Society and of the Italian Society of Clinical Neurophysiology PMID: 22367222 doi:10.1007/s10072-012-0982-4 Artikel
Jeder erforscht was ihn interessiert. So wurden diese Forschungsprojekte auch von den Betroffenen oder Betroffenenorganisationen selbst gestartet und durchgeführt. Die «Alkohol & Kaffee-Studie» wurde von der belgischen MS-Gesellschaft und die Lebensstilstudie von George Jelinek mit seinen Kollegen durchgeführt. George Jelinek ist ein MS-Betroffener, der zugleich Medizinprofessor ist. George Jelinks Mutter hatte schon MS.
Alkohol, Kaffee, Rauchen und Fisch
Die erste Studie untersuchte den Einfluss von Alkohol, Kaffee und Rauchen auf das Fortschreiten (Progression) der Multiple Sklerose. Kurz zusammengefasst besagt die Publikation, dass Alkohol, Kaffee und Fisch eine umgekehrte Beziehung zum Krankheitsfortschritt (Progression) bei schubweiser MS (RR-MS), aber nicht progressiver MS, haben. Also mässiger Alkohol- und Kaffeegenuss scheint den Verlauf von MS günstig zu beeinflussen. Rauchen hingegen scheint zu schaden. Die Mitglieder der MS-Gesellschaft wurden schriftlich befragt. Wichtig zu beachten ist, dass dies keine Ratschläge oder Empfehlungen sind und es kann keine direkt schützende Wirkung abgeleitet werden kann. Denn es ist schwierig zu beweisen und konnte nicht bewiesen werden, dass die langsamere Progression aufgrund von Alkohol, Kaffee und Fisch kommt. Es könnte nämlich auch sein, dass Leute, denen es besser geht, mehr Alkohol, Kaffee und Fisch konsumieren, einfach weil sie dazu besser in der Lage sind und mehr Gelegenheiten haben.
As we cannot exclude reverse causality, our results do not allow to establish a protective effect of the use of alcoholic beverages, coffee and fish on the disease course in relapsing MS. However, the difference in associations between relapsing and progressive onset MS is similar to the difference in effects of immune therapies in MS.
Es kann nicht ausgesagt werden, dass Alkohol, Kaffee und Fisch einen schützenden Effekt auf die MS hat. Der Unterschied der Beziehung zwischen schubweiser MS (RR-MS) und progressiver MS scheint ähnlich wie bei den Immuntherapien.
Auf dem Blog Friendly Fire wurde der Artikel ins Deutsche übersetzt: Alkohol-, Kaffee- und Fischkonsum gehen mit verlangsamter Zustandsverschlechterung bei RR-MS einher
Gesunder Lebensstil
Die zweite Studie von George Jelinek untersuchte, welchen Einfluss gesundes Leben auf den Verlauf von MS hat. Diese Studie gibt Hinweise, dass ein gesunder Lebensstil den Verlauf von MS günstig beeinflussen könnte. Ein gesunder Lebensstil nach George Jelinek ist wenig/kein rotes Fleisch, Gemüse und Früchte, Omega-3 Fettsäuren/wenig gesättigte Fette, Sonnenlicht/Vitamin D, Meditation, körperliche Betätigung und nach Bedarf pharmakologische Behandlung (Immunmodulation, Cortison).
Die Absolventen seines einwöchigen MS-Kurses wurden nach einem und nach fünf Jahren schriftlich nach einem Standard-MS-Fragebogen befragt.
Trials assessing the impact of lifestyle modification long-term are methodologically complex and there are fewer financial incentives to invest in such research.
Studien, welche langfristige Auswirkungen von Lebensstiländerungen untersuchen sind methodisch komplex und es bestehen wenig finanzielle Anreize solche Forschungen durchzuführen.
Die Studienresultate sind wohl praktisch relevant, man kann die Resultate nachher aber nicht verkaufen und damit Geld verdienen.
1 and 5 years after attendance, most of the MSQOL-54 domains demonstrated significant improvements, with no domain detecting a decline in self-reported HRQOL. This applied to both mental and physical health composites, which continued to improve over the 5-year time frame. As MS is known to result in deteriorating quality of life and increasing disability over time, these results are remarkable.
Nach fünf Jahren wurde eine Verbesserung festgestellt. Dies ist ziemlich bemerkenswert.
Non-drug therapies should be considered as part of any comprehensive treatment plan for people with MS.
Nichtmedikamentöse Therapien sollten in jedem umfassenden Behandlungskonzept von Multiple Sklerose berücksichtigt werden.
Diskussion
Endlich wurden Studien publiziert, die für MS-Betroffene relevante praktische Fragen erforschen (Hilft Fisch essen? Nützt oder schadet Alkohol? Hilft gesünder Leben?). Erfreulicherweise sind diese Studienresultate für alle frei zugänglich (Open Access) und können selbst nachgelesen werden.
Diese praktisch relevanten Fragen wurden von einer MS-Gesellschaft und einem Betroffenen durchgeführt. Wer sonst hätte ein Interesse an solchen Fragestellungen und den Resultaten?
Die MS-Gesellschaften sind unsere Organisationen und sollen unsere Interessen vertreten. Ich finde es wichtig, dass sich die MS-Gesellschaften für die Erforschung solcher praktischer Fragestellungen einsetzen.
Phänomen: Reibeisenhaut
Mit zunehmendem Alter zeigt sich die Haut anspruchsvoller und pflegebedürftiger. Alterungsprozesse der Haut führen unter anderem dazu, dass die Haut Feuchtigkeit nicht mehr so gut binden kann. Sie verliert an Elastizität, wird zunehmend trockener und neigt zu Juckreiz. Neben offensichtlichen
Checklisten in der Medizin
Im Jahr 2001 begann der Anästhesist Peter Pronovost auf der
Intensivstation des John Hopkins Krankenhaus
mit einem Experiment, welches die Medizin verändern könnte.
Er führte für die Anlage eines zentralen Venenkatheters eine
einfache Checkliste mit fünf Punkten ein. Dazu kamen einfache
Verhaltensregeln, so durften etwa Schwestern und Pfleger die
Ärzte anhalten, sich anhand der Checkliste ans Werk zu machen
und sich auch an diese zu halten. In der Folge sank die
10-Tages-Infektionsrate von 11% auf 0%. Die Checkliste verhinderte
in einem Jahr 43 Infektionen, 8 Todesfälle und 2 Millionen
Dollar Kosten [1].
In einer neuen, multizentrischen Studie mit 55-103 Intensivstationen,
einigen Hunderttausend Kathetertagen und einem Beobachtungszeitraum
von drei Jahren in der nächsten Ausgabe des British Journal of Medicine
[2]
zeigen Pronovost und Kollegen, dass sich die katheterassoziierten
Infektionsraten auf unter 40% des Ausgangsniveaus drücken lassen.
Würde man die Intervention US-weit einführen, bei gleichem
Umsetzungsniveau wie in der Studie, könnte man jährlich 82000 Infektionen und
28000 Todesfälle verhindern sowie die damit zusammenhängenden
Ausgaben um 2,3 Milliarden US-Dollar verringern.
Erfände jemand nur ein einziges Medikament, welches die gleiche
Mortalitätssenkung erreichte – die Welt würde in Ehrfurcht erstarren
und der Nobelpreis wäre sicher. 2005 gab es in den USA überhaupt
12000 Fälle von Gebärmutterhalskrebs und 3900 Todesfälle
[3].
Man möge die Zahlen in Relation setzen.