Fort- und weggebildet (Teil 2)

Ach ja, ich wollte Euch doch noch sagen, wie meine supergeniale Fortbildung war. Also gut:
Mit fünfunddreißig Minuten Verspätung und weichen Knien stürme ich durch die Tür des Tagungszentrums.
Die Dame an der Rezeption lächelt säuerlich.
„Fortbildung? nach links, zum Aufzug, erster Stock!“
Sieben Sekunden bis zum Aufzug.
Fünfzehn Sekunden warten bis er kommt.
Acht Sekunden bis er oben ist.
Drei Sekunden bis sich die Türen geöffnet haben.
Vierundzwanzig Sekunden bis ich den Raum gefunden habe.
Eine streng geschminkte leicht füllige Dame mittelfortgeschrittenen Alters lächelt noch säuerlicher als die Rezeptionsdame unten.
„Es dauert leider noch ein wenig. Unser Dozent steht im Stau!“
Sie reicht mir eine Unterschriftenliste und das letzte vorhandene Exemplar der Tagungsunterlagenmappe.
„Bedienen Sie sich doch am Buffet!“
Am Buffet waren mal belegte Brötchen. Davon hätte ich jetzt gerne eines gehabt, denn just in diesem Moment macht mein Magen mir klar, dass der letzte Kalorieninput gefühlte zwölf Stunden zurückliegt.
Okay, dann wenigstens einen Kaffee. Tasse genommen, Milch und Zucker rein und die Drucktaste der Zweiliterkanne betätigt. Als Antwort nur ein hohles Röcheln. Die zweite Kanne gibt immerhin etwa sieben Milliliter Koffeinextraktsuspension her.
Kann man nichts machen.
Ich begebe mich in den Vortragssaal. Da sitzen meine Leidensgenossen und blättern mehr oder weniger gelangweilt in ihren Tagungsunterlagen, einige von ihnen haben immerhin Kaffeetassen vor sich stehen.
Eine halbe Stunde später schluft ein hageres weißhaariges Männchen in viel zu weitem Sakko in den Saal. Tipptipptipp ans Mikrofon.
„Können Sie mich hören?“
Können ja. Aber ob ich ihn hören will, da bin ich mir jetzt nicht mehr so sicher.

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