Ärztestreik 2010: Patientenfeedback

Die Patienten bekommen den Streik in unserer Klinik zu spüren. Die Notfallversorgung läuft natürlich ohne Einschränkungen. Elektive Aufnahmen werden aber konsequent abgesagt oder verschoben. Entsprechend nimmt der Zulauf in der Notaufnahme massiv zu (man versucht es eben über diesen Weg), obwohl in unserer näheren Umgebung Häuser kirchlicher oder privater Trägerschaft sind, die nicht streiken. Das führt natürlich zu eklatanten Wartezeiten und damit zu Beschwerden seitens der Patienten.

Erschreckend ist: die Patienten wissen größtenteils gar nicht, dass derzeit gestreikt wird und interessieren sich eigentlich auch nicht weiter dafür. Viele reagieren mit Unverständnis, oft hört man den Ausdruck „schon wieder“ oder „Ihr habt doch vor kurzem erst gestreikt“. Auf den Stationen sieht das Feedback nicht anders aus. Aufgrund des niedrigen Bettenstandes ist zur Zeit ein halbwegs geregeltes Arbeiten möglich, endlich hat man mal Zeit für die Patienten. Auch die Patienten merken das natürlich, sind hochzufrieden, schaffen aber den Umkehrschluss nicht, dass diese Situation nur am derzeitigen Streik liegt und zeigen dementsprechend auch Unverständnis für den Streik an sich, denn „es läuft doch alles prima und die Ärzte wirken nicht gestresst“. Tja, da empfiehlt man eine Wiedervorstellung bei doppelt so vielen Patienten plus vier Gangbetten…

Positives Feedback bekommt man vor allem bei Streikaktionen. Die Menschen, die von sich aus auf uns zukommen (meist ältere Herrschaften) geben gerne positives Feedback und sprechen uns Mut zu. Anders sieht es aus, wenn man Passanten anspricht. Es deckt sich mit den Erfahrungen in der Klinik, die meisten sind desinteressiert, viele negativ eingestellt. Wenn man diejenigen befragt, ob sie denn wissen, worum es bei dem Streik geht, dann hört man oft „ihr wollt mehr Geld“. Im Streik 2006 sorgte die Offenbarung der Arbeitsbedingungen mit unsäglichen Schichtmodellen und Arbeitszeiten zu Erschrecken in der Bevölkerung, mittlerweile weiß es jeder und die Aufregung ist vorbei. Die Arbeitsbedingungen interessieren keinen mehr. Es ist dieses „5% mehr Geld“, das am Ende als Botschaft hängen bleibt.

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