Ich sehe, Ihr habt’s kapiert. Meine kleine Gedankenspielerei weist eine Menge Parallellen zu real existierenden Gesundheitssystemen in Europa und anderswo auf.
Nordspelunkistan finden wir nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern auch in Großbritannien, Schweden und einigen anderen Ländern. Wenn man das ganzen tendenziöse Sozialismus-Grau-Staatsmedizin Geschwafel wegläßt dann ist es vor allem durch eine Sache charakterisiert: Der Arzt – und zwar handelt es sich hier um einen Hausarzt (oder sagen wir besser: Primärarzt) – hat ein relativ fixes Einkommen und relativ geregelte Arbeitszeiten. Er verdient zwar unter Umständen deutlich schlechter als ein freier Unternehmer, ist aber weder durch bürokratische Verwaltungstätigkeit belastet noch sitzt ihm die Hausbank wegen seiner Kredite im Nacken. Es ist anzunehmen, dass er in seinem Beruf recht zufrieden ist.
Und der Patient? Er bekommt eine ausreichende Versorgung ohne überflüssigen Schnickschnack. Er wird ermutigt, für seine Gesundheit eigene Verantwortung zu übernehmen (z.B. Selbstbehandlung bei Bagatellverletzungen). Der Arzt ist nicht daran interessiert, ihn zu entmündigen (z.B. durch sinnlose Wiedereinbestellungen). Prinzipiell dürfte auch er keinen Grund zur Unzufriedenheit haben.
Und Südspelunkistan? Das hat verdächtige Ähnlichkeiten mit den USA, aber auch mit der Art und Weise, wie in Deutschland Privatpatienten behandelt werden. Der Arzt ist selbständiger Unternehmer und daher daran interessiert, mit seinen Kunden möglichst viel Umsatz zu machen. Da liegt es nahe, ihnen sinnlose Diagnostik und potentiell gefährliche Pseudotherapien zu verabreichen – über die Vitaminspritzen mag man lachen, aber sie werden in Deutschland tatsächlich verdammt häufig verabreicht, übrigens nicht nur an Privatpatienten sondern auch an Kassenpatienten, entweder als Selbstzahlerleistung oder zähneknirschend als kostenloser „Kundendienst“ um die Patienten nicht zu vergraulen.
Ist der Arzt glücklich? Nur dann, wenn er ein guter Unternehmer ist. Seine medizinischen Fähigkeiten sind eher zweitrangig, Hauptsache er kann sie gut verkaufen. Ist er hingegen ein „Gutmensch“, der in erster Linie einfach eine anständige, gute, Evidanzbasierte hausärztliche Versorung bieten möchte, dürfte er hingegen verzweifeln, vor allem wenn seine betriebswirtschaftlichen Fähigkeiten eher begrenzt sind.
Aber was ist mit Herrn Meierschmidmüller? Im Falle einer Bagatellerkrankung, wie hier beschrieben kommt er sogar besser weg als der Privatpatient. Dumm nur, wenn er wirklich krank wird. Dann hat er ein Problem. Wie mehrere Millionen US-Amerikaner.
Nein, Deutschland ist nicht Spelunkistan. Das System hier ist noch viel, viel komplizierter….