aut idem – Das Kreuz mit dem Kreuz (Fortsetzung)

Dieser Artikel bezieht sich auf den gleichnamigen Artikel erschienen am 12. Juli 2008 auf diesem Hausarzt-Blog. Zu diesem Artikel gab es heute einen Kommentar, zu dem ich Stellung nehmen möchte, weil er ein paar Missverständnisse birgt, die weit verbreitet sind:
1. Korruption durch aut idem?
Das aut-idem-Kreuz verstärkt nicht den Wettbewerb, sondern legt den Apotheker auf die Herausgabe eines bestimmten Medikaments fest.
Ein “Nicht-Kreuz” verstärkt den Wettbewerb ebenfalls nicht, sondern allenfalls die Korruption. Denn inzwischen geht es auch hier nicht mehr um den besten Preis, sondern um die Frage welcher Pharmahersteller hat die besten Rabattverträge mit welcher Krankenkasse. Und meines Erachtens riechen solche Verträge geradezu nach Geldwanderungen unter dem Tisch.
2. Gute Lobby-Arbeit der Krankenkassen!
Das vom Arzt gesetzte Kreuz schwächt dessen Budget, weil ein aut-idem-Medikament das Medikamentenbudget eines Arztes stärker belastet, als ein Medikament ohne Kreuz. Durch diese Regelung prallen gleich mehrere Interessen aufeinander, wie man sich denken kann, wobei jeder der Beteiligten nur das Beste für sich will: Der Arzt will möglichst keinen Regress wegen Überschreitung des Medikamentenbudgets riskieren und der Patient will sein geliebtes Medikament. Betrachtet man die Sache genauer, sind Politik und Krankenkasse in dieser Situation fein raus und der Streit ist auf die Patienten-Arzt-Ebene verlegt (die unterste und machtloseste Stufe in der Gesundheitswirtschaft). Ein äußerst kluger Schachzug der Krankenkassenlobby, den die Pharmalobby übersehen haben muss. Eine Ärzte- oder Patientenlobby gibt es nicht, jedenfalls keine funktionierende.
3. Ist die Farbe wirklich egal?
Die Farbe und Größe und auch die Darreichungsform eines Medikaments ist für alte und gebrechliche Menschen (die benötigen die meisten Medikamente) keinesfalls einerlei. Alte Menschen sind an ihre kleinen Grünen oder länglichen Blauen gewöhnt und befürchten seit der aut-idem-Regelung oft, dass sie ganz andere Wirkstoffe bekommen als bisher, und zwar beinahe jedesmal, wenn sie Nachschub aus der Apotheke brauchen. Darüberhinaus ist es leicht möglich die Dosierung zu verwechseln.
Beispiel gefällig? Sind die kleinen Grünen neuerdings die runden Roten und müssen die zweimal am Tag eingenommen werden? Oder sind die großen gelben Dragees jetzt die kleinen Grünen? Nein, die Dragees waren für die länglichen Blauen und die dürfen auf keinen Fall häufiger als einmal am Tag eingenommen werden. 
In diesem kleinen Beispiel ging es nur um zwei Wirkstoffe, gerade Ältere nehmen aber bis zu zehn und mehr verschiedene Medikamente ein.

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