Wir haben keinen guten Lauf zur Zeit. Auf Bettplatz 7 sind innerhalb von zwölf Stunden gleich zwei Patienten verstorben. Das muss man erstmal schaffen! Den ersten habe ich noch live betreut, kam etwas japsend aus dem OP und stand quasi unter medikamentöser Dauerreanimation. Meine erste Maßnahme bestand in einer Reintubation. Hat ihn leider auch nicht […]
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Der folgende Text von Prof. Dr. med. Füeßl erklärt die Motivation zur Veröffentlichung der kleinen Artikelreihe über “Zecken, Borrelien, FSME und Co.” besser, als es Der andere Hausarzt hätte ausdrücken können. Weder der Verfasser des untenstehenden Textes (da bin ich sicher), noch der Autor dieses Blogs (das weiß ich) wollen an Borreliose erkrankte Personen beleidigen […]
GNOM-Pocketcard (Gewichtsadaptierte NOtfallMedikamente bei Kindern)
Zunächst einmal herzlichen Dank an aka medica für die kostenfreie Zusendung eines Rezensionsexemplars der GNOM-Pocketcard, auf die ich durch meinen Kollegen Thomas Plappert aufmerksam
gemacht worden war.
Konzept
Kindernotfälle sind glücklicherweise selten und für alle Beteiligten enorm belastend. Die meisten Notfallmediziner verfügen über wenig Erfahrung in der Behandlung mit Kindern, hinzu kommen
eine überproportionale psychische Belastung und komplexe Dosierungsschemata. Das Konzept von GNOM ist es, Dosierungsanleitungen so zu standardisieren, dass unabhängig vom verwendeten Medikament,
immer eine Verdünnung von 0,1 ml/ kgKG als sichere und effektive therapeutische Gabe für Kinder wählbar ist. Hierfür wurde eine auffächerbare Pocketcard hergestellt, die die gängigsten
Notfallmedikamente (gegebenenfalls auch für unterschiedliche Ampullengrößen) enthält und die empfohlene Verdünnung und Dosierung anzeigt. So kann in den beschriebenen Hochrisikosituationen die
fehleranfällige Medikamentengabe sicherer dargestellt werden. Soviel zur Theorie.
Produkt
Die GNOM Pocketcards sind 14 x 7,5 x 1,8 cm gross, aus mittelstarkem Papier und herstellerkonform in weiss-grün gehalten. Alle rechteckigen Karten sind sind abgerundet und in einer Ecke
durch eine Aluniete miteinander verbunden, was solide wirkt und eine Auffächerung der Karten ohne versehentliches Zufallen, wie bei einem Buch ermöglicht. Im Wesentlichen enthaltene Kategorien
sind ein Medikamenten-ABC, sowie die Sektionen Injektionen, Infusionen und Antidote.
Jede Seite enthält übersichtlich dargestellt neben dem Wirkstoffnamen, die gängigsten Handelsnamen, das Verdünnungsschema, Dosierung, Indikation, Hinweise, Altersgrenze und Alternativen.
Kontraindikationen und Dosisanpassungen z.B. für Niereninsuffizienz sind nicht abgebildet. Auf der letzten Seite befinden sich Aufkleber zur Spritzendokumentierung.
Im Alltag
Um das Konzept auf seine Alltagstauglichkeit zu überprüfen kann man als Rezensierender leider kaum auf die entsprechende Situation im klinischen Alltag warten, dies wäre ethisch wohl auch
nicht vertretbar, deswegen habe ich mir zunächst einmal eine Standardsituation überlegt und diese mit zwei unterschiedlichen Gewichtskonstellationen einmal durchgespielt. Um das Konzept auf seine
Einfachheit zu überprüfen habe ich zunächst einmal versucht diese Situation durchzuspielen ohne vorher die Anwendungshinweise gelesen zu haben.
Angenommen in unserer Situation kommen wir als Notarzt zu einem Kind mit einer schweren allergischen Reaktion und wir möchten den Standardcocktail aus Flüssigkeit in Form von NaCl 0.9%,
Adrenalin i.v. in Schockdosis, Prednisolon und H1-Blocker verabreichen. Kind A erfordert hierbei eine einfache (13 Monate, 10 Kilo), Kind B eine eher komplexe Rechnung (7,5 Jahre, 24
Kilo).
Zunächst einmal greife ich mir die GNOM Pocketcards, suche das jeweilige Medikament und bereite Infusion, sowie Medikamente nach Plan zu. Hierbei wird klar, dass im Gegensatz zum
herkömmlichen Vorgehen („mach mal eins auf zehn“) jede Zubereitung anders ist, im Resultat hierdurch aber die Medikamentengabe mengenmässig immer gleich bleibt. So bekommt Kind A von allen
Medikamenten (ausser natürlich der Infusionslösung) 1 ml (0,1 ml pro kg Körpergewicht), Kind B von allem Medikamenten 2,4 ml. Die Zubereitung ist bei unterschiedlichen Ampullengrößen jeweils
sicherheitshalber auf einem separaten Blatt dargestellt.
In meinem Versuch gelang es mir so 4 unterschiedliche Medikamentenmengen selbst bei der komplexeren Gewichtsangabe fehlerfrei innerhalb von 90 Sekunden auszurechnen.
Ich halte die Idee insgesamt für bahnbrechend und auch die Ausführung für gelungen. Besonders die Tatsache dass bei heterogener Ampullenbestückung separate Aufziehschemata für alle
Ampullengrößen vorhanden sind ist positiv zu erwähnen, das Design überzeugt ebenfalls vollständig. Einzige Kritikpunkte sind eine fehlende Standardgewichtstabelle die sich einfach noch einseitig
ergänzen liesse (man bedenke, dass nicht jede Mutter das Gewicht ihres Kindes kennt oder überhaupt anwesend ist), sowie das etwas dünne Papier der Einzelseiten, hier wünschte man sich Stärke und
Material der Titelseite. Fehlen einem mütterliche Gewichtsangaben, gibt es gewisse Probleme mit der Dosierung, die Kindernotfallmassbänder, wie das Broselowtape nicht haben, trotzdem gefällt mir
persönlich das Pocketcardkonzept besser.
Eine weitere Idee wäre eine Ampelangabe für Nierentoxizität die sicher noch ergänzbar ist, ohne gross an Übersichtlichkeit zu verlieren.
Insgesamt halte ich den GNOM-Fächer für eine lohnenswerte Anschaffung für alle notfallmediziisch aktiven Ärzte und kann auf der Website von aka medica bestellt werden. Der Preis beträgt
sportliche 24,95 € ohne weitere Versandkosten.
Weitere Informationen:
http://www.akamedica.de/produkte/gnom-gewichtsadaptierte-medikamente/gnom.html
Positiv
bahnbrechende Idee
idiotensichere Berechnung
separate Berechnungen für unterschiedliche Ampullengrößen
übersichtliches Design
gute Zeitersparnis
Negativ
etwas dünnes Papier
fehlende Standardgewichtstabelle
keine Kontraindikationen, Nierenadaptation
hoher Preis