Eigentlich will ich ja nicht immer nur jammern, aber der Frustpegel ist zur Zeit gewaltig hoch. Als Spezies Arzt hat man im Krankenhaus nach wie vor verloren, auch wenn man mittlerweile ein halbwegs erträgliches Schmerzensgeld erhält. Manchmal komme ich mir wie ein vollkommen rechtloses Individuum vor:
Ich mache keine Mittagspause, das geht nicht weil das Patientenaufkommen in der Notaufnahme einfach so groß ist, dass man keine halbe Stunde abwesend sein kann. Kurz vor dem Kollabieren beiße ich halt doch mal in den mitgebrachten Müsliriegel oder esse Gummibären oder sonst irgendeinen Unsinn, der herumliegt. In anderen Berufsgruppen wird ja peinlichst genau auf die minütliche Einhaltung der Pausen geachtet…
Wenn ich mich mal kurz auf die Toilette verabschiede werde ich prompt dort angefunkt, weil wieder irgendjemand „Wichtiges“ am Telefon ist oder irgendein (un-)wichtiger Befund eingetrudelt ist. Nichts hasse ich mehr, nicht einmal zwei Minuten auf der Toilette hat man seine Ruhe…
Man schaufelt den ganzen Tag unzählige Patienten durch die Notaufnahme und bekommt dann später vom Oberarzt eins auf den Deckel, weil man bei Patient XY vor Verlegung auf Station keinen Ultraschall gemacht hat, denn „das bringt die Abläufe auf Station durcheinander“. Aha. Meine Abläufe sind IMMER durcheinander aber das interessiert ja keinen und dass man bei dem Patientenaufkommen mal EINEN Ultraschall auf Station vertagt ist wohl für die Kollegen gerade zumutbar.
Unverschiebbare wichtige Dinge (neue Katheteranlage, wichtige Telefonate und Angehörigengespräche etc.) fallen natürlich grundsätzlich immer dann an, wenn man einen bestimmten Termin EINMAL wahrnehmen möchte (Fortbildungsveranstaltung, Assistentenbesprechung, Röntgenbesprechung etc.).
Und wenn man EINMAL pünktlich nach Hause gehen möchte kommen in letzter Sekunde noch irgendwelche Angehörigen, die natürlich von weit her angereist kommen und zu diesem Anlass ein mindestens halbstündiges Gespräch möchten, um sich dann von den nächsten Angehörigen eines anderen Patienten ablösen zu lassen, die „nur abends können, weil sie ja arbeiten müssen“.
Ich habe es in den verschiedenen Situationen auch schon mit Neinsagen versucht, aber danach wurde ich mehrere Tage von der Pflege geschnitten, dann kommen Sprüche wie „Angehörige haben ein Recht auf Information“. Das ist ja prinzipiell richtig. Aber haben sie ein Recht darauf sich die Informationen einzuholen wann es ihnen gerade passt ohne das auch nur ein bisschen auf den Arzt abzustimmen?
Haben Ärzte keine Rechte?