Multaq® (Dronedaron) ist ein Medikament von Sanofi-Aventis, das der Kontrolle der Herzfrequenz bei Vorhofflimmern dienen soll, einer bei älteren Menschen recht verbreiteten Herzrhythmusstörung.
Seit Januar ist Multaq® in Deutschland zu haben. Das Medikament gilt als wirkschwächer als das schon lange auf dem Markt befindliche Konkurrenzpräparat Amiodaron. Dafür ist Multaq® aber rund fünf mal so teuer.
Unabhängige Experten zeigen sich wenig begeistert von Multaq@. Das Arzneitelegramm (a-t, 02/2010) beklagt methodische Mängel in den vom Hersteller vorgelegten Studien und urteilt:
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Bevorzugte Strategie bei Vorhofflimmern ist die Kontrolle der Ventrikelfrequenz. Dronedaron ist hier zwar Plazebo überlegen, ein Vergleich mit Standardmitteln wie Betablockern fehlt jedoch.
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Bei derzeitiger Datenlage sehen wir keine Indikation für die teure Amiodaronvariante.
Eigentlich wenig aufregend. Nichts, was die Herzpatienten in Deutschland in Unruhe versetzen sollte. Umso mehr überrascht eine gestern erschienene Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung, die ihren Weg in verschiedene Online-Medien gefunden hat. Anlass: Der Verein veranstaltet im November die “Herzwochen” zum Thema Herzrhythmusstörungen. In der Meldung äußert sich Prof. Thomas Meinertz, seit Juni frisch gekürter Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, allgemein zu der Behandlung von Herzrhytmusstörungen.
Weiter heißt es (Hervorhebungen von mir):
Zu den Fragestellungen gehören zum Beispiel:
– Wie werden Herzrhythmusstörungen diagnostiziert?
– Was ist mit Rhythmusmedikamenten zu erreichen? Welche Risiken sind mit ihnen verbunden?
– Was ist von dem neuen Medikament gegen Vorhofflimmern, Dronedaron, zu halten?
Was unabhängige Experten von dem Präparat halten, wissen wir ja schon.
Aber was die “Deutsche Herzstiftung” wohl davon hält?
Ich habe da eine Vermutung. Denn, wie es der Zufall will: Ihr frisch gekürter Vorstandsvorsitzender, der das Präparat allem Anschein nach in die Pressemitteilung gehoben hat, arbeitet in Sachen Dronedaron als bezahlter Meinungsbildner für Sanofi-Aventis. Man traf ihn noch kürzlich auf Pressekonferenzen und Marketingveranstaltungen von Sanofi-Aventis, anlässlich derer er die Vorzüge des Medikaments zu preisen wusste.