Immer mehr Schweizer begeben sich zum Schönheitschirurgen. Das Ziel soll ein natürlicher und jugendlicher Look sein. Künstlich aussehen will dabei – anders als in den USA – keiner.
Die Zeiten, in denen man sich heimlich zum Schönheits-Chirurgen begab, sind vorbei. „Schönheit – auch wenn ihr künstlich nachgeholfen wurde – ist salonfähig geworden”, sagt Dr. Clarence P. Davis, Medical Director der Schönheitspraxis swissestetix in Zollikon und Rapperswil. Die Zahlen belegen das. In der Schweiz wurden im vergangenen Jahr um die 50′000 kosmetisch-chirurgische Eingriffe durchgeführt. Und mit jährlich 400′000 Anti-Falten-Behandlungen belegen die Schweizer den Spitzenplatz in der Europäischen Botox-Statistik. Der hiesige Markt für Schönheitsoperationen wird auf 600 bis 700 Millionen Franken geschätzt – mit einem jährlichen Wachstumspotential von rund 15 Prozent. Die häufigsten Eingriffe: Fettabsaugung, Brustvergrösserung, Nasenkorrektur, Oberlid- und Unterlidkorrektur.
Schönheit ist auch ein Bereich, in dem es sich in der Medizin – anders als auf vielen anderen Gebieten – kostendeckend arbeiten lässt. Swissestetix ist mit seinen Abteilungen für Fettchirurgie (Fettabsaugen und Eigenfett-Transplantation), Gesichts- und Halschirurgie und Brust-, Bauch- und Intimchirurgie bestens ausgelastet.
Mit Eiweiss gegen die Fältchen
Trotz aller chirurgischer Fortschritte, die eine Schönheitsoperation heute zu einem eher kleinen Eingriff werden lassen, ist der Trend zur minimalinvasiven Behandlung unverkennbar. Typisches Beispiel dafür ist die Faltenbehandlung. Kaum eine Frau mag sich heute dafür noch unters Messer legen. Botox, Volumenfüller, Laser und Dermabrasion dominieren hier klar die Szene. Neuster „Kracher” auf dem Markt der Schönheit ist jedoch ein blitzneuer Laser. Unter Laser (abgekürzt für „Light Amplification by Stimulated Emission of Radiation”) versteht man eine Art Skalpell, das nicht mit der Klinge, sondern mit gebündeltem Licht arbeitet und dabei eine grosse Hitze entwickelt. Für die Haut ist das extrem aggressiv. Bei dem neuen Laser wird die umliegende Haut deutlich stärker geschont, so Dr. Jan Pampurik. Er ist bei swissestetix für den Bereich der Gesichts- und Halschirurgie verantwortlich. Beim traditionellen Laser gab es oft „wochenlang knallrote Gesichter”. Das sei jetzt vorbei.
Als Renner bezeichnet Pampurik auch die Facelifts. Ganz besonders gefragt seien Korrekturen der Augenlider. „Auch bei Männern. Viele kommen, weil sie trotz reichlich Schlafs morgens komplett übermüdet aussehen oder so, als hätten sie die ganze Nacht durchgefeiert.” Ein paar Zentimeter würden weggeschnitten. „Hält ewig.”
Fett absaugen am Hals
Schlupflider, Tränensäcke, Hängebäckchen, Doppelkinn – all das, was das Leben bringt, kann das Messerchen entfernen („die Naht sieht man nicht”). Neu heute: „Man lässt sich meistens noch den Hals absaugen.” Also das Fett. „Die Wirkung kann in vielen Fällen mit einem Halslifting verglichen werden”, so Davis, allerdings mit deutlich weniger Aufwand.
Grosse Facelifts hingegen, bei denen das gesamte Gesicht gestrafft wird, sind in der allgemeinen Statistik auf dem Rückzug. “Facelifts sind in den USA und in Russland ein Statussymbol” sagt Dr. Pampurik. “Hier in Europa jedoch wollen unsere Klienten nicht so operiert aussehen.” Viele haben Angst, wie Cher oder Mickey Rourke auszusehen. Deshalb wurde bei swissestetix in den letzten Jahren die Technik den neuen Anforderungen angepasst: die Narben sind im Ohr versteckt, das Gesicht wird von der Tiefe aus gestrafft und sieht dann viel natürlicher und frischer aus, es entsteht kein “Surgical Look”. Wahlweise kann dieser Eingriff mit einem Lipofilling (Auffüllen eingefallener Gesichtspartien mit Eigenfett), einer Anhebung der Stirn und Braue durch eine endoskopische Straffung oder einem chemischen Peeling kombiniert werden.
Ultraschall bringt zu wenig
Bei den Methoden zur Reduktion lokaler Fettpolster ist in den letzten Jahren ebenfalls ein Trend zu möglichst minimal- oder sogar gänzlich nicht-invasiven Verfahren festzustellen. Ultraschall-Geräte, mit denen sich das Fett wegschmelzen lasse, sind im Trend. Davis warnt jedoch vor übertriebenen Erwartungen: „Die Studienresultate zur Fettreduktion mit Ultraschall sind wenig überzeugend.“ Ausserdem sei die Methode zu teuer, so der Mediziner. Am Schluss landeten viele bei ihm in der Praxis und müssen sich das Fett trotzdem noch absaugen lassen. „Dann zahlen sie doppelt für etwas, was sie von Anfang an einfacher und billiger hätten haben können.“