die antwort ist nein.

ok, ich bin nicht gerade der geborene übersetzer, aber nach dem ich über folgenden artikel gestolpert bin, wollte ich den doch mal hier veröffentlichen. wer mag, darf ihn natürlich auch auf englisch lesen.

bekommen kinder zu viele impfungen?
die antwort ist nein.

von mark crislip, md und stephen barrett, md

manche impfgegner möchten anständiger erscheinen, indem sie konstatieren, sie seien nicht gegen impfungen, aber meinen, weniger impfungen sollten zur gleichen zeit gegeben werden und dass das impfschema selbst gestreckt werden solle. in einem beitrag von „good morning america“ beispielsweise hatten die schauspieler jenny mccarthy und jim carrey – mit unterstützung der gastgeberin diane swayer – die idee beworben, impfungen hätten einen „kumulativen effekt“ und dass das impfen mehrerer zur gleichen zeit ungünstige interaktionen provoziere (1). dieser artikel erklärt, warum der vorwurf der „zu vielen impfungen“ in der realität nicht die geringste grundlage hat.

impfstoffe übermitteln entweder kleine mengen antigen (stoffe, die die antikörperbildung hervorrufen) oder genetisch abgeschwächte erreger, welche sich langsamer und für kürzere Zeit vermehren als ihre krankheitsproduzierenden gegenstücke. was folgt ist, dass der körper – statt einer ausgewachsenen infektion mit 7 bis 14 krankheitstagen ausgesetzt zu sein –  gerade mal so viel antigen „sieht“, um schützende antikörper zu entwickeln. während beispielsweise eine hepatitis b infektion den körper eine woche lang pro stunde 1100 mikrogramm antigen aussetzt, übermittelt eine serie hepatitis b impfungen eine gesamtmenge von 30 mikrogramm antigen. (2). wenn also angebliche nebenwirkungen der vakzine aufgrund von zu vielen einzelnen antigenen oder zuviel antigen in gänze oder wegen zu häufigen antigenen entstünden, würden die erkrankungen doch noch mehr probleme machen als die impfstoffe.

die belastbarkeit des immunsystems ist riesig

das momentan empfohlene impfschema – wie es auf der website des us centers for disease control und prevention steht – listet fünf lebende oder abgeschwächte organismen und 21 verschiedene antigene bis zum sechsten lebensjahr. ein paar wenige kommen zwischen 7 und 18 jahren noch dazu. das ziel ist, kinder so früh es geht gegen krankheiten zu schützen, die für junge kinder sehr gefährlich sein können.

die kapazität des immunsystems, auf antigene zu reagieren, ist gewaltig und weitaus mächtiger, als sich viele leute vorstellen. experten schätzen, dass der mensch ungefähr 10 milliarden verschiedene antikörper generieren kann (3) und dass man zwischen einer und 100 millionen verschiedener antikörper während seines lebens bildet, je nach auseinandersetzung mit den erregern und anderen fremdmaterialien (4). das impfschema produziert eine menge von ungefähr 30 antikörpern. es wird außerdem geschätzt, dass a) jedes kind in der lage wäre, auf 10000 impfstoffe zur gleichen zeit reagieren zu können, und dass wenn man b) die 11 routinemäßig empfohlenen impfstoffe auf einmal geben würde, das immunsystem nur ungefähr 0,1% seiner kapazität benötigte, um diese zu verarbeiten (5).

das leben bietet weit mehr exposition mit mikroorganismen als impfungen

wir haben – auf und in uns – ungefähr 100 milliarden einzelbakterien, was ungefähr zehn bis hundert mal so viele bakterien sind wie zellen, die uns gestalten. und das ist nur die normale flora. Diese repräsentieren ca. tausend verschiedene arten von bakterien. menschen werden bakterien-frei geboren und binnen monaten mit einer komplexen und enormen normalen bakterienflora besiedelt. im ersten lebensjahr sind säuglinge zum ersten mal mit allen bakterien ihrer eltern und geschwister und einigen der familienhaustiere und der umwelt ausgesetzt. die resultierende exposition mit antigenen ist tausend mal größer als die exposition durch das impfschema.

die anzahl der bakterien in unserem eigenen ökosystem verblasst natürlich in die bedeutungslosigkeit, vergleicht man sie mit den bakterien im boden: bei ca. einer million arten pro gramm boden, plus denen im wasser, auf tieren, in der luft usw. usw. schätzungen gehen bis zu einer milliarde verschiedener bakterienarten auf der gesamten welt. viren, hefepilze, schimmelpilze, parasiten und milben bieten vermutlich millionen arten mehr. diese mikroorganismen werden vom immunsystem im zaum gehalten.

jede art von bakterien hat vielfache stellen, welche eine antikörperantwort auslösen können. es gibt nicht nur einfach einen antikörper für einen organismus. wie viele letztendlich pro mikroorganismus gebildet werden, hängt von der komplexität des organismus ab. es ist nicht ungewöhnlich, das dutzende von antikörper gegen einen bakterienstamm gebildet werden.

wenn wir lediglich mit 3 antikörpern gegen jede bakterienart unserer normalen flora und mit 3 antikörpern gegen jeden von 100 000 der 10+ milliarden umweltorganismen reagieren würden, so wären das 300 000 antikörper. im durchschnitt wären das 46 antikörper pro tag bis zum 18. lebensjahr. das standard impfschema für kinder produziert eine gesamtmenge von 150 (6). das führende lehrbuch der infektionskrankheiten kennt annähernd 1300 krankheitserregende bakterien. dies führt zu mehr als 13000 potentiellen antigenen, beinahe hundert mal so viel, wie die das empfohlene impfschema.

auch wenn die anzahl der spritzen in den letzten jahr angestiegen ist, geht die tatsächliche last für das immunsystem zurück. das liegt daran, dass die heutigen impfstoffe „smarter“ sind und besser hergestellt werden als noch vor weniger jahrzehnten. beispielsweise hatte der impfstoff gegen keuchhusten (pertussis) vor 1991 noch 3000 verschiedene antigene. die heutige keuchhusten-impfung hat nicht mehr als fünf teilchen – genauso wirksam, aber viel besser „designed“, damit es dem immunsystem gut dabei geht (7).

im mai 2010 veröffentlichte die zeitschrift paediatrics eine studie, welche bei einer großen gruppe von kindern mehr als 40 variablen der mentalen und neurologischen fähigkeiten verglich, um zu sehen, ob verspätete impfungen irgendeinen vorteil boten. nach die forscher herausfanden, dass weniger geimpfte kinder keine statistisch signifikanten unterschiede aufwiesen, summierten die forscher: „zeitgerechte impfungen während der kindheit haben keinen nachteiligen effekt auf das neuropsychologische outcome 7 bis 10 jahre später. diese daten sollten eltern beruhigen, welche besorgt sind, dass kinder zu früh zu viele impfungen bekämen.“ (8)

hinausschieben kann schaden

impfungen zu verschieben erhöht die zeitliche chance, dass kinder bestimmte krankheiten bekommen können, von denen einige noch recht häufig vorkommen. windpocken, keuchhusten, grippe und pneumokokken führen weiterhin zu hospitalisierungen und auch todesfällen bei zuvor gesunden kindern. impfungen auszulassen oder zu splitten führt zudem zu häufigeren arztbesuchen, was wiederum insgesamt zu höheren kosten führt und zu mehr anlässen, bei denen kinder einiges an beschwerden und stress mitmachen müssen.

unterm strich

egal von welcher seite man es betrachtet, das impfschema bedeutet eine minimale exposition gegenüber antigenen und organismen im vergleich zu der, welcher der mensch als teil seines lebens sonst ausgesetzt ist. sich über zu viele impfungen sorgen zu machen, ist, wie sich sorgen zu machen, dass ein fingerhut wasser einen nass machen könnte, während man in einem ozean schwimmt.

für weitere informationen

Children’s Hospital Vaccine Information Center

Science Based Medicine Blog

Robert-Koch-Institut (durch mich ergänzt)

Informationen des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (durch mich ergänzt)

literaturnachweis

  1. Brady J., Dahle S. Celeb couple to lead ‘Green Vaccine’ rally: Experts say no link between vaccinations and autism. ABC News, June 4, 2008.
  2. Mandal G and others. Principles and Practice of Infectious Diseases. New York: Churchill, Livingstone, 2004.
  3. Fanning J and others. Development of the immunoglobulin repertoire. Clinical Immunology and Immunopathology 79:1-14, 1996.
  4. Harris DT. Genetic basis of antibody diversity. Medical microbiology and immunology class noted, University of Arizona Web site, accessed Dec 13, 2008.
  5. Offit P and others. Addressing parents’ concerns: Do multiple vaccines overwhelm or weaken the infant’s immune system? Pediatrics 109:124-129, 2003.
  6. Offit PA. Bell LM. Too many vaccines? What you should know. Vaccine Education Center, Children’s Hospital of Philadelphia, Fall 2008.
  7. Composition of nine DTaP vaccines evaluated in efficacy trials. Clinical Microbiology Reviews, April 2005, p 356.
  8. Smith MJ, Woods CR. On-time vaccine receipt in the first year does not adversely affect neuropsychological outcomes. Pediatrics DOI: 10.1542/peds.2009-2489, May 24, 2010.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *