In der Notaufnahme hat man mehr vom Leben

Es ist ja nicht immer alles schrecklich. Genau genommen hat so ein Dasein in der Notaufnahme auch seine Vorteile:

1) Kostenloses Blasentraining.
Innerhalb weniger Wochen erhöht sich die Blasenkapazität um das Zigfache, bis man schließlich den ganzen Tag gar nicht mehr auf’s stille Örtchen muss. Wagt man es doch einmal kann man davon ausgehen, dass sowieso gleich der Funker losgeht. Also danke lieber Arbeitgeber für diese Inkontinenzprophylaxe.

2) Survival-Training.
Schon nach kurzer Zeit ist man für einen Survival-Trip im Dschungel gerüstet. Nirgends lernt man überleben ohne Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr so gut wie hier.

3) Selbstbeherrschungstraining.
Am Anfang regt man sich noch über unsinnige Einweisungen oder unverschämte Kollegen anderer Fachabteilungen auf. Schon nach wenigen Tagen gewöhnt man sich an das leicht gehobene Aggressionsniveau und lernt Ruhe zu bewahren.

4) Kalorienabbau.
Vor allem für die Damen ein angenehmer Nebeneffekt. Das ständige Rennen von A nach B über C sorgt in Kombination mit dem fehlenden Nahrungs- und Flüssigkeitszustrom (siehe 2) zumindest in der ersten Zeit für einen mess- und sichtbaren Gewichtsverlust.

5) Sozialkontakte.
In der Notaufnahme tummeln sich viele Menschen. Man begegnet Kollegen anderer Fachabteilungen, der Verwaltung, vielen Patienten, den Notärzten, den Sanitätern. Nirgends sonst trifft man mehr Leute.

6) Keine ellenlangen Arztbriefe.
Ein wirklicher Vorteil. In der Notaufnahme sind die Leute maximal ein paar Stunden. Meistens ist die Arbeit mit einem Vier- oder Fünfzeiler erledigt. Vorbei das Verfassen achtseitiger Abhandlungen über den zehnwöchigen Aufenthalt eines aufwändigen Patienten.

7) Weniger Angehörigengespräche.
Angehörigengespräche sind wichtig. Aber sie sind Zeitfresser. Und manchmal können sie auch ganz schön anstrengend sein. Bis die Angehörigen im Krankenhaus eintreffen ist der Patient oft schon auf Station verlegt. Insofern fallen in der Notaufnahme tatsächlich weniger an.

8) Nervenkitzel.
Der Tag ist nicht kalkulierbar. Ist es ruhig, kann sich das innerhalb kürzester Zeit schlagartig ändern. Aber genau das macht die Spannung an dem Job aus.

9) Kaffeemaschine.
Ich habe es bereits an anderer Stelle erwähnt. Aber wir haben wirklich eine verdammt gute Kaffeemaschine.

10) Einigermaßen pünktlich nach Hause gehen.
Man kann ja die Patienten zum Teil dem Dienst übergeben. Insofern kommt es tatsächlich vor, dass man pünktlich geht.

Ich mag meine Notaufnahme!

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