Vernunft in der Medizin – Am Beispiel des künstlichen Kniegelenks 2

Ein ausführliches Vorwort Teil II
Vernunft bedeutet nicht Rückschritt
So wie die Dinge liegen, ist Stagnation oder gar ein Rückschritt der technischen und wissenschaftlichen Entwicklung im menschlichen Erbgut nicht vorgesehen. Es muss immer weiter gehen, was dieses weiter auch bedeuten mag. Rückschritt wird nur von einzelnen Gruppen akzeptiert, die sich dann selbst als Aussteiger bezeichnen, nie von der Gesellschaft als Ganzes.
Vernunft soll nicht Rückschritt heißen. Vernunft kann allerdings Zurückhaltung bedeuten. Vernunft kann schon deshalb nicht Rückschritt heißen, weil früher nicht alles besser war. Im Gegenteil.
Früher war nicht alles besser
Nehmen wir nur die vielen Krankheiten, die uns früher vor Rätsel gestellt haben und die heute therapierbar sind. Oder die Verteilung von Therapiemitteln zwischen arm und reich, sie erscheint uns heute zwar noch immer ungerecht, früher aber war sie katastrophal. Oder nehmen wir Beispiele aus dem Organisationswesen eines Krankenhauses: Wie viel Schindluder wurde früher auf dem Gebiet der Materialbeschaffung getrieben. Das reichte von Verbandsmaterial und Medikamenten für die Hausapotheke von Ärzten, Schwestern und Pflegern, bis hin zu Büroartikeln, die für den persönlichen Gebrauch abgezweigt wurden. Ich weiß von ganzen Schreibmaschinen, die „über“ waren, wenn Büromittel geliefert wurden. Selbst die Zeit, der scheinbar große Trumpf früherer Tage, wurde nicht selten missbraucht, um irgendwo heimlich ein Nickerchen zu machen, dringende Geschäfte in der Stadt zu erledigen, oder in der Großküche etwas vom Mittagessen abzustauben.
Früher war nicht alles besser. Ob es heute besser ist? Jedenfalls sollte es morgen besser werden.
Warum sollten die Patienten beginnen?
Nicht, weil sie Schuld an allem wären. Der Patient ist genauso schuldig oder nicht schuldig, wie alle anderen am Gesundheitswesen beteiligten Gruppen. Jeder, vom Arzt bis zum Krankenkassenvorstand, vom Gesundheitsminister bis zum Medikamentenhersteller, vom Masseur bis zum Apotheker, vom Logotherapeuten bis zum Zahnarzt, vom ärztlichen Standesvertreter bis hin zum Patienten sitzt im Glashaus, nicht als Einzelner, aber als Teil einer fehlbaren Gruppe.
Der Patient hat deswegen die große Chance, und meines Erachtens die Aufgabe zu beginnen, weil auf ihn drei wichtige Punkte zutreffen:
1. Der Patient profitiert nicht finanziell am Gesundheitswesen, sondern ideell. Sein Gewinn ist die Genesung, nicht die Aufstockung des Bankkontos.
2. Der Patient ist als einziger in der Lage vollkommen individuell, also auf sich bezogen, mit der Einkehr der Vernunft zu beginnen. Er muss „nur“ wollen und wissen, dann kann er beginnen.
3. Der wichtigste Grund überhaupt, warum der Patient beginnen sollte: Er profitiert von Vernunft und Zurückhaltung.

Diesen letzten Punkt will ich am Beispiel des künstlichen Kniegelenks erläutern. Es gäbe viele Beispiele.
Lesen Sie den dritten Teil dieser Serie!

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