„Qualitätsmanagement erhöht die Patientensicherheit“ – das war im September die Überschrift der „Stiftungsbrief-News“, des monatlichen Newsletters der Stiftung Gesundheit. 46 Prozent der Befragten machen durch QM leichte bis starke positive Effekte auf die Patientensicherheit aus, so ein Ergebnis der Studie „Qualitätsmanagement und Patientensicherheit in der ärztlichen Praxis 2010“. Uns als Autoren der Studie hat das Ergebnis überrascht. Ärzte galten lange als Skeptiker in Bezug auf QM. Und nun sagt plötzlich fast die Hälfte, dass QM einen positiven Effekt habe. 17 Prozent hingegen meinten, QM habe eher negative Auswirkungen habe, weil es die Abläufe verkompliziere. 36 Prozent sehen keine Effekte. Entscheidend sind diese 36 Prozent neutrale Antworten. Denn die führten zu Verwirrung.
Die Antworten auf unsere Stiftungsbrief-News enthielten nämlich unter anderem Irritationen und konstruktive Kritik. Mehrere Ärzte vertraten per E-Mail eine andere Auffassung: „Irreführend und definitiv unzulässig“ sei unsere Deutung, so einer der Kollegen. Das Gegenteil sei der Fall. Wenn 46 Prozent dafür, 53 Prozent keine oder negative Effekte sähen, dann ergäbe die Studie „also anscheinend genau das Gegenteil des von Ihnen suggerierten Ergebnisses.“
Was wäre passiert, wenn wir dieser Auffassung gefolgt wären? Spielen wir das Szenario einmal durch. Überschrift: QM wirkt sich negativ auf die Patientensicherheit aus. Text: Das sagen 17 Prozent der Befragten. 72 Prozent meinen, dass QM keine oder positive Effekte habe. …Diese Version überzeugt mich nicht. Wie gesagt, die 36 Prozent neutralen Antworten sind hier zu berücksichtigen.
Nichtsdestotrotz: Kritik ist ein wichtiger Anstoß, das eigene Handeln noch einmal zu hinterfragen. Ich glaube zwar immer noch, dass die Überschrift das Ergebnis der Studie widerspiegelt, und dass QM eine positive Wirkung auf die Sicherheit der Patienten hat, doch ist das Ergebnis tatsächlich aus den veröffentlichten Zahlen schwer abzulesen. Das liegt auch am Medium. In den Newsletter Stiftungsbrief-News werden Ergebnisse kurz dargestellt. Wer mehr wissen möchte, kann auf weiterführende Links klicken. Hier war die komplette Studie verlinkt, aber natürlich möchte nicht jeder eine 33-Seiten-Studie durchlesen. Deshalb führe ich hier noch einmal ergänzend weitere Ergebnisse der Studie auf: Bei der Frage, wie sich QM auf das Sicherheitsmanagement auswirke, sagten 49,8 Prozent „verbessert/deutlich verbessert“, 45,0 Prozent „gleich geblieben“ und 5,2 Prozent „verschlechtert/deutlich verschlechtert“.
Hinzu kommt, dass Ärzte, die ein QM-System nicht nur eingeführt, sondern sogar zertifiziert haben, QM generell positiver beurteilen. Das heißt: Wer QM intensiver betreibt, nimmt auch die Auswirkungen stärker wahr.
Mein Fazit zu den Studienergebnissen: Beachtlich! Nachdem viele Ärzte sich jahrelang QM gegenüber eher kritisch geäußert haben, stellt jetzt schon knapp die Hälfte positive Effekte auf einen der wichtigsten Bereiche der Praxis – nämlich die Patientensicherheit – fest. Wenn QM tatsächlich in der Hälfte aller Praxen dazu führt, die Patientensicherheit zu verbessern, dann ist die gesetzliche Vorschrift von QM gerechtfertigt.
Vielen Dank für Ihre Rückmeldungen! Ich freue mich, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, uns zu schreiben. Denn so wissen wir, dass wir beim nächsten Mal noch deutlicher formulieren müssen – und dass sich manche Ergebnisse nicht gut in ein oder zwei Sätzen darstellen lassen.