Nicht versichert

Der Patient trommelt unruhig mit den Fingern.
„Muss das wirklich sein?“ fragt er. Er wirkt nervös.
„Nun ja… Sie wollen doch auch, dass es Ihnen wieder besser geht!“
Er nickt.
„Aber…“
„…und deshalb bekommen Sie zunächst einmal Infusionen gegen die Schmerzen und dann müssen wir ein paar Untersuchungen machen.“
Er seufzt und schüttelt mit dem Kopf.
„Aber muss ich deshalb wirklich über Nacht hier bleiben?“
„Sie haben doch selbst gesagt, dass Ihre Bauchschmerzen…“
„Ich glaube, es ist schon etwas besser!“
Das nehme ich ihm nicht ab! Dieser etwas fülligere Mitfünfziger mit türkischem Migrationshintergrund sieht wirklich krank aus und wenn seine Bauchschmerzen stark genug sind um ihn nachts um halb elf ins Krankenhaus zu treiben obwohl er in den letzten zehn Jahren nie beim Arzt war, dann sollte man der Sache schon auf den Grund gehen.
Er versucht zu lächeln, aber es wirkt sehr gequält.
„Was hält Sie denn davon ab, hier zu bleiben?“
Er seufzt und schüttelt den Kopf.
„Also?“
„Was kostet das denn?“
„Ach darum geht’s! Da machen Sie sich mal keine Gedanken, das trägt doch alles die Krankenkasse…“
„Nein.“
„Nein?“
„Bei mir nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich bin nicht versichert!“
Ich schaue ihn ungläubig an.
„Wieso?“
„Wissen Sie, ich habe doch eine kleine Döner-Bude. Die wirft gerade genug ab, um über die Runden zu kommen. Vor ein paar Jahren war es mal ziemlich knapp. Da musste man sparen. Also bin ich aus der Kasse rausgegangen. War gar kein Problem, ich bin ja selbständig. Außerdem habe ich gesagt, dass ich zurück in die Türkei gehe. Hat mich nicht weiter gestört, ich war ja nie krank gewesen…“
Bis heute.

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