Insulin

Gehört ihr auch zu den Menschen, die immer irgendwas zu Hause vergessen, wenn sie wegfahren?
Als ich ins Ferienlager gefahren bin, hab ich jede Menge relativ wichtige Sachen nicht mitgenommen. Bei einem längeren Zwischenstopp an einem großen Bahnhof in einer großen Stadt hatte ich immerhin die Gelegenheit, mir Duschgel und eine neue Zahnbürste zu kaufen.
Im Ferienlager angekommen, war dann eine meiner ersten Handlungen, jemanden aus dem Küchenteam darum zu bitten, mir in der nächstgelegenen Stadt ein Handtuch zu kaufen.

Mit anderen Worten: Ja, auch ich bin echt schusselig, wenn’s um’s Kofferpacken geht.

Die Schusseligkeit einer Mutter führte jedoch zu einer deutlich interessanteren Geschichte als das halbe Badezimmer, das ich neukaufen musste.
Eines unserer Kinder hatte nämlich leider ihr Insulin nicht dabei.

Ja, hoppla. Die Mutter war echt schmerzlos und hat ein Taxi losgeschickt, das mit dem Insulin des Mädchens einmal quer durch die Republik gefahren ist und etwa fünf Stunden nach dem Anruf der Mutter bei uns eintraf.
Weil es inzwischen schon kurz vorm Abendessen war, dachte ich mir, dass die Kleine ihr Insulin bestimmt schon vermisste, und machte mich auf die Suche nach dem für sie zuständigen Betreuer.

Zur Erinnerung: Die meisten Betreuer bei uns waren nicht mit herausragender Intelligenz gesegnet. Ich habe das glaub ich bereits erwähnt…

Nach einer nur zwanzigminütigen Suche (Riesengelände!) konnte ich den Betreuer endlich ausfindig machen, fragte sicherheitshalber nochmal nach, ob das Mädchen in seiner Gruppe war, und drückte ihm das Insulin mit den Worten „Hier, das ist das Insulin des Mädchens, das ist wichtig, die braucht das. Kannst Du es ihr bitte jetzt geben?“ in die Hand.
Ja, immer diese missverständlichen Formulierungen.

Der Betreuer guckte mich nämlich mit großen Augen an und fragte: „Okay, dann geb ich es ihr jetzt. Wie macht man das?“
Nachdem mir klar wurde, wie er meinen Satz verstanden hatte, beeilte ich mich natürlich, ihm mehrfach in unterschiedlicher Wortwahl klarzumachen, dass er ihr das Zeug natürlich nicht spritzen, sondern es ihr bloß aushändigen soll – das aber bitte sofort.
Ich dachte, ich wäre deutlich genug gewesen.

War ich aber nicht. Etwa eine Stunde nach dem Abendessen (also gegen 19 Uhr) sprach mich eine andere Betreuerin aus der Gruppe des Mädchens an und fragte mich, ob das Taxi mit dem Insulin schon angekommen wäre.
WTF?? Ich teilte der Betreuerin mit, dass das Insulin sich schon knapp anderthalb Stunden lang in Obhut ihres Kollegen befand. Sie war leicht angesäuert, dass er es dem Mädchen noch nicht gegeben hat, und machte sich auf die Suche nach ihm.

Kurz bevor die Kinder ins Bett sollten (also gegen 22 Uhr) kam dann das Mädchen selber auf mich zu und fragte erstmal ganz süß, ob ich hier die Ärztin wäre (wenn ich für jedes Mal, da ich das im Sommer gefragt wurde, ein Wartesemester gutgeschrieben bekommen hätte … aber lassen wir das) und wollte dann gern wissen, was sie jetzt ohne ihr Insulin machen soll.
Dieser Vollidiot hatte es ihr also tatsächlich immer noch nicht gegeben, und das, obwohl ich ihm wirklich in aller Deutlichkeit gesagt hatte, dass es echt wichtig ist und er es ihr sofort geben soll.

Super Sache.

Also machte ich mich halt nochmal auf die Suche nach ihm und stellte ihn zur Rede. Er hatte es nach eigener Aussage vergessen und hat angeblich auch nicht gewusst, dass es so wichtig wär.

Warum rede ich eigentlich überhaupt, wenn doch eh niemand zuhört?

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