In der Debatte um die HPV-Impfung zwischen den wissenschaftlich-medizinischen Kontrahenten entwickelt sich auch ein publizistischer Streit zwischen den beiden großen Tageszeitungen/den beiden großen Wissenschaftsredaktionen/den beiden Wissenschafts-Redakteuren der SZ und der FAZ. Beide haben sich eindeutig auf eine Seite geschlagen.
Was Plazeboalarm-Blogger Marcus Anhäuser bereits im vergangenen Dezember feststellte, gilt unverändert bis heute: Kritiker der Impfung kommen in der Süddeutschen Zeitung zu Wort, Befürworter in der FAZ.
Nun könnte man meinen, wenigstens durch die Lektüre beider Zeitungen und Online-Angebote könne man sich ein ausgewogenes Bild über den Stand der Diskussion verschaffen. Man habe es mit zwei gleichberechtigten Positionen in einer alleine von Sachargumenten getriebenen wissenschaftlichen Debatte zu tun.
Aber dazu fehlt dem Interessierten noch eine wichtige Information: Während sich die Süddeutsche Zeitung überwiegend auf Experten stützt, denen kein finanzielles Interesse an der Diskussion nachgesagt werden kann, zitiert die FAZ regelmäßig Experten, die Geld von den HPV-Impfstoffherstellern erhalten und verzichtet dabei auf die Offenlegung dieser Interessenkonflikte.
Zu Wort kam in der FAZ z.B. Prof. Peter Wutzler
“Was die Wirksamkeit angeht, so zweifeln die Fachgesellschaften „ob sich die selbsternannten Experten mit dem Thema tatsächlich auseinandergesetzt haben“, kritisierte Peter Wutzler, der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.
Über Wutzler wäre mit einer Google-Abfrage herauszufinden gewesen, dass er von beiden Herstellern von HPV-Impfstoffen Geld erhalten hat. Auch seine Fachgesellschaft, die “Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten”, lässt ihr Wirken von den Impfstoffherstellern finanzieren.
Gestern kam in der FAZ eine Expertin zum zweiten HPV-Impfstoff Cervarix® von GlaxoSmithKline zu Wort.
Diese Kreuzprotektion allein bedeutet zusätzlich gut dreihundert Karzinome weniger im Jahr“, meint die Saarbrücker Virologin Barbara Gärtner.
Kein Wort davon, dass Gärtner seit Jahren fest in die Cervarix® -Kampagne von GlaxoSmithkline eingebunden ist. Schon Anfang 2006, vor dem Zulassungsantrag, bejubelt sie auf einer “von dem Unternehmen GlaxoSmithKline unterstützten Veranstaltung” die Impfung. Erst kürzlich referierte sie wieder auf einem “Dinner Symposium” in Köln zum Thema – natürlich mit “freundlicher Unterstützung der Firma GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG, München”. Ende Mai traf man sie auch wieder auf einer Pressekonferenz zu Cervarix® von GlaxoSmithKline.
Der Ort der Veranstaltung war dabei nicht ungeschickt gewählt: Frankfurt.