Sie sollte tagtäglich tausende Male in Deutschland von statten gehen, sie ist Informationsquelle für Kollegen und für Weiterbehandelnde, sie ist eine der Säulen eines qualifizierten Rettungsdienstes. Und trotzdem wird bei ihr so oft, wie woanders selten in diesem Bereich geschlampt. Die Rede ist von der Patientenübergabe, der qualitativ hochwertigen Patientenübergabe und zwar egal in welche Richtung.
Leider musste ich die Tage mal wieder ein Negativ-Beispiel am eigenen Leibe erfahren: Verlegung eines Patienten in ein anderes Krankenhaus. Übergabe des Pflegepersonals in der Form, dass man uns die Zimmernummer verriet und sagte, der Arztbrief dauere noch. Der Arzt drückte uns dann nur den Arztbrief in die Hand und sagte nichts weiter. Weil ich mir, aus bestimmten Gründen, das Lesen des Arztbriefes angewöhnt habe (speziell bei nicht vorhandenen Übergaben), las ich dann, dass die Patientin HepC-positiv war und erst vor kurzem MRSA-negativ getestet wurde. Auf meine Nachfrage, ob man das nicht vielleicht doch erwähnen könnte, erhielt ich die Antwort, dass das ja nicht so wichtig sei….^^
Sorry, aber eine vernünftige Übergabe erwarte ich vom Pflegepersonal, genau so wie ich den Anspruch an den Rettungsdienst habe, eine vernünftige Übergabe zu leisten!
Übergabe ist gleichzusetzen mit Kommunikation und Kommunikation ist das A und O des Rettungsdienstes und der Medizin.
Nur wer einen Patienten vernünftig übergeben bekommt, kann ihn adäquat behandeln. Genau so bleiben ggf. wichtige Informationen, die man schon durch seine Untersuchung erzielt hat, durch eine fehlende, falsche, nur halbe oder schlechte Übergabe auf der Strecke. Etwas, das nicht sein darf und soll!
Grundsätzlich gibt es für uns als Rettungsdienstler zwei Arten von Übergaben:
- Einmal die Übergabe, die wir selber machen:
Das ist z. B. der Fall, wenn wir einen Patienten ins Krankenhaus einliefern, ihn verlegen oder sonstwie transportieren.
- Dann die Übergabe, die wir als Rettungsdienst erhalten:
Das sollte der Fall sein in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeeinrichtungen und Hausärzten, die einweisen.
Im großen und ganzen unterscheiden sich beide Übergaben nicht voneinander. Eine Übergabe sollte schließlich folgendes enthalten:
- Daten des Patienten (Name, Alter…)
- Situation (Was ist passiert? Warum wird der Patient verlegt? etc.)
- Besonderheiten des Patienten (AMPLE-Schema im Notfall, Infektionskrankheiten, Medikamente, etc.)
- ggf. Ergebnisse der eigenen Untersuchung (ganz besonders im Notfalleinsatz!!)
Eine solche Übergabe sollte in der Regel nicht wirklich länger als 5 – 10 Minuten in Anspruch nehmen und hat große Wirkung. Durch sie ist eine adäquate Anschlussbehandlung gewährleistet und die Basis für eine erfolgreiche Behandlung ist gelegt.
Leider ist es aber nun mal so, dass die Patientenübergabe nur schlecht oder teilweise eben gar nicht durchgeführt wird. Dies mag in der heutigen Zeit am mangelnder Zeit, der Masse oder an fehlendem Personal liegen. Dies sind alles verständliche Gründe für eine enorme Belastung. Aber dadurch darf und soll der Patient nicht leiden!
Wenn ich aber als Rettungsdienst eine Patientenübergabe einfordere, muss ich auch selber als Rettungsdienst in der Lage sein, diese zu leisten. Leider ist dies ebenfalls bei vielen Kollegen nicht der Fall, sie stottern lieber bei der Anmeldung ein paar Fetzen vor sich her und denken, dass wäre dann eine vernünftige Übergabe. Ist es aber nicht! So brauchen wir uns auch nicht wundern, wenn wir als Rettungsdienst ebenfalls keine vernünftige Übergabe bekommen…
Deshalb strengen wir uns jetzt alle an, machen ab morgen eine vernünftige Übergabe für den Patienten und freuen uns, wenn wir auch selber eine gute Übergabe bekommen!