Das A und O der Therapie: Anamnese

„Hallo Frau Meier, wie geht es ihnen denn? Warum haben Sie uns denn gerufen?“

So oder so ähnlich könnten die ersten Sätze einer Rettungsdienst-Anamnese lauten. Der Schlüssel zu vielen Informationen über den Patienten, teils vom Patienten selbst, teils von Angehörigen und dergleichen ist die medizinische Anamnese.

Definiert wird die Anamnese wie folgt:

Die Anamnese ist eine systematische Befragung. Sie wird vom Arzt oder einer anderen mit der Behandlung betreuten Person durchgeführt, um die aktuellen Beschwerden, die gesundheitliche Vorgeschichte, besondere Dispositionen (z.B. Allergien), die Lebensumstände und das genetische Risiko des Patienten zu erfassen.

Quelle: DocCheck Flexikon

Grundsätzlich kann und muss man die Anamnese als das A und O für die richtige Diagnosestellung betrachten, alles Monitoring bringt nichts, wenn die Anamnese schon falsch oder fehlerhaft abgelaufen ist. Anamnese ist Kommunikation und Kommunikation ist der Schlüssel zur Therapie.

Grundsätzlich sollte eine Anamnese im Rettungsdienst kurz, knapp, nicht zu ausführlich, aber auch nicht zu kurz, die wichtigsten Fragen abklären, aber nichts außen vorlassend und präzise sein.

Trotzdem kann man keine Ideal-Fragen für eine Anamnese im Rettungsdienst bereitstellen, da letzten Endes jeder Einsatz und damit auch jeder Patient einer individuellen Anamnesestellung bedürft. Zwar gibt es durchaus diverse Schemata, als Anleitung für diverse Anamnesen, aber keine bietet DIE Patentlösung an.

Als grundsätzlicher Teil einer Anamnese kann man aber verschiedene Fragen betrachten. So gehört mit Sicherheit das so genannte AMPEL-Schema zum fundierten Teil einer Anamnese.

Das AMPEL-Schema soll hierbei die Bereiche…

  • Allergien
  • Medikamente
  • Patientenvorgeschichte
  • Ereignis
  • Letzte…(Mahlzeit, Stuhlgang, Flüssigkeitszufuhr, etc.)

abdecken. Ausserdem sollte z. B. eine Frage nach den akuten Symptomen für den Rettungsdienst obligat sein.

Neben der Eigenanamnese, die am und mit dem Patienten selber stattfindet, gibt es zusätzlich noch verschiedene andere Anamnesen. Hierbei spielen für den Rettungsdienst insbesondere die Fremd- und die Sozialanamnese eine Rolle. Die Familienanamnese, welche schon Vorerkrankungen in der Familie abfragen soll, spielt eher eine untergeordnete Rolle in der Akutmedizin.

Die Fremdanamnese fragt, mit der Hilfe von anwesenden Personen den Krankheitsfall ab. So werden Angehörige z.B. zu Wesensänderungen des Patienten befragt und Pflegekräfte äußern sich zum vorherigen Zustand des Patienten.

Mit Hilfe der Sozialanamnese werden die sozialen Umstände, wie z. B. der Beruf als Stressfaktor, die Religion (insbesondere Muslime während des Ramadan) und den Familienstand, betrachtet. Somit kann der Anamnese Erhebende Rückschlüsse auf Ursachen und Gründe für die Erkrankung feststellen und darauf reagieren.

Zu beachten ist allerdings immer, dass die präklinisch erhobene Anamnese keine klinische Anamneseerhebung ersetzten kann. Eine gute Rettungsdienst-Anamnese kann die klinische ergänzen, aber nie ersetzen.

Die klinische Anamnese geht deutlich tiefgründiger auf den Patienten ein, betrachtet auch detaillierter die Krankengeschichte des Patienten und betrachtet auch die Familienanamnese. Zudem ist keine Anamnese so gut, wie die jeweils eigene, da der Fragen Stellende so die Möglichkeit hat, individuelle Fragen zu stellen und Besonderheiten, die ihm aufgefallen sind, abzuklären.

Außerdem  ist zu beachten, dass sich die Anamnesen der verschieden Fachrichtungen zum Teil erheblich voneinander unterscheiden. So fragt z. B. der Psychiater ganz anders in seiner Anamnese als der Chirurg, welcher wiederum gänzlich anders seine Anamnese erhebt als der Internist. Jede Fachrichtung hat ihren eigenen Stil und ihre individuellen Prioritäten.

Eine gute präklinische Anamnese kann hierbei aber eine gute Basis sein und ist für den Rettungsdienst und die präklinische Therapie unumgänglich.

Beispielhafter Fragenkatalog Anamnese

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