Welche wirksamen konservativen (nicht-operativen) Therapiemöglichkeiten gibt es?
Die Ödembeseitigung ist das Ziel der konservativen Behandlung. Am Anfang tritt das Ödem im Laufe des Tages auf, am Abend ist es besonders gut sichtbar und verschwindet im Verlauf der Nacht ohne Einsatz einer Therapie. Durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen kann in diesen frühen Stadien die Entstehung des Ödems vermieden werden. Häufig sind hier auch noch die wesentlich angenehmer zu tragenden modernen Microfaserstrümpfe in optisch wesentlich attraktiverer Rundstricktechnik ausreichend.
Sollte sich das Ödem nicht mehr alleine zurückbilden, oder aber auch in sehr frühen Stadien bei besonderen Belastungen wie großer Hitze, kommt die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) zum Einsatz. Entwickelt wurde diese physikalische Behandlungsmethode Mitte des letzten Jahrhunderts; ihr Hauptbestandteil ist neben der Kompressionstherapie die Manuelle Lymphdrainage (MLD).
Bei dieser Lymphdrainage werden von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten unterschiedliche Druckmassagen des oberflächlichen Gewebes (Haut und Unterhautfettgewebe) durchgeführt. Die Anregung der Lymphgefäße erfolgt durch so genannte Schöpf-, Dreh- und Pumpgriffe, dadurch kommt es zur Steigerung der Lymphtransportmenge. Die Behandlung erfolgt zunächst ödemfern am Rumpf zur Erzielung eines „Sog“-Effekts; anschließend wird sie an den ödematösen Arealen der Beine oder Arme durchgeführt. Dadurch wird die im Gewebe abgelagerte Flüssigkeit zum Herzen transportiert.
Die Entwässerung wird durch die anschließend angelegte Kompression unterstützt („Entödematisierung“), diese verhindert auch das „Nachlaufen“ der Flüssigkeit („Reödematisierung“). Entscheidend dabei ist die Bewegung unter anliegender Kompression (Binden, Strumpf oder Strumpfhose).
Zu Beginn der Behandlung sollte bei schweren Fällen diese Entstauungstherapie zweimal täglich für 45 bis 60 Minuten über einen Zeitraum von ca. 3 bis 4 Wochen durchgeführt werden. Der Aufenthalt in einer Lymphologischen Fachklinik kann hierzu in Betracht gezogen werden, da die Erstbehandlung manchmal recht arbeits- und zeitintensiv und die anschließende Bandagierung sehr aufwendig ist. Nach Abschluss dieser „Ödemreduktionsphase“, wenn also eine weitere Volumenverminderung nicht mehr möglich ist, werden in diesen fortgeschrittenen Fällen flachgestrickte Strumpfhosen oder Armstrümpfe –meist der Kompressionsklasse II – empfohlen. Notwendig ist die MLD in dieser Phasenur noch ein- bis zweimal pro Woche. Zusätzlich kann zu Hause die so genannte Apparative Intermittierende Kompression (AIK) in Form pneumatischer Mehrkammergeräte zum Einsatz kommen. Hierbei handelt es sich um schlauchförmige Kunststoffmanschetten mit 6 -12 Kammern, die rhythmisch aufgeblasen werden und auf das Gewebe eine Druckwirkung in Richtung Herz ausüben.
Das anschließende Tragen von Kompressionsstrümpfen ist äußerst wichtig, um den Behandlungserfolg zu sichern. Zwar sickert trotz Kompression die Gewebeflüssigkeit langsam nach, jedoch wesentlich langsamer als ohne Kompression. Die KPE muss lebenslang regelmäßig durchgeführt werden, da es beim Aussetzen immer wieder zur Nachbildung der Ödeme kommt.
Was erreicht die konservative Behandlung?
Unter der konservativen Behandlung versteht man eine nicht-operative, symptomatische Behandlung, die die klinischen Beschwerden des Betroffenen in der Regel verbessern kann. Damit lässt sich eine Verminderung der im Gewebe abgelagerten Flüssigkeit und damit der ödembedingten Druck-, Spannungs- und Berührungsschmerzen erreichen. Die Betroffenen sind oft weitgehend schmerzfrei, wenn durch das konsequente Tragen von Kompressionsstrümpfen und die weiterhin regelmäßig durchgeführten Lymphdrainagen die Beine ödemfrei gehalten werden. Entscheidend für den Therapieerfolg sind die ausreichende Kompressionsstärke und der gute Sitzkomfort eines Kompressionsstrumpfes. Leider kann dadurch die im Laufe der Jahre progrediente Fettvermehrung nicht beeinflusst und auch die schon vorhandene, ursächliche Fettgewebsvermehrung nicht vermindert werden.
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