Retten, retten, retten..alles auf dem RTW – 1/2

Mal ein fiktiver Tag auf dem RTW. Mitten im Sommer, auf einer ruhigen Außenwache, gelegen am Rande des Ruhrpott. Rettungsdienstblog hat heute Tagesdienst auf dem RTW XX-83/01, zusammen mit seinem Kollegen Manni und dem Praktikanten Heini.

Manni ist ein schon etwas älterer, gereifter Rettungsassistent, der mit seinen breiten Pranken auch schon so manche Autotür aufgerissen hat und Türen aus der Angel gehoben hat. Heini ist Rettungssanitäter-Praktikant, gerade einmal eine Woche dabei und ansonsten, wie wir alle es waren, noch grün hinter den Ohren.

07:15

Rettungsdienstblog betritt die Wache und sieht seine Kollegen der vergangenen Nachtschicht am Tisch sitzen. Ihren Gesichtern nach zu urteilen, war ihre Nacht alles andere als ruhig. Beide haben dicke Augenringe und sehen nicht gerade ausgeschlafen aus. Rettungsdienstblog geht sich umziehen und trifft dort seinen Kollegen, mit dem er heute Dienst schiebt, Manni. Nachdem wir beide uns umgezogen haben, setzen wir uns zu den Nachtdienstkollegen dazu und füllen erstmal unsere Kaffeetassen auf. Der heiße Kaffee wabert vor sich hin, während wir unsere Übergabe machen.

„Ihr müsst heute noch zur Wache 1 fahren, eine große Sauerstoff tauschen. Und wenn ihr da seit, lasst auch gleich mal unser Navi überprüfen, das scheint einen weg zu haben. Vielleicht können die da ja den Defekt ausfindig machen. Und im Büro liegt die Dienstpost, die müsstet ihr auch mitnehmen“

So, da haben wir beide auch schon die ersten Aufgaben für heute. Heini, unser Praktikant ist immer noch nicht da. Scheint es mit der Pünktlichkeit nicht so genau zu nehmen, obwohl die Kollegen es ihm letzte Woche mehrmals eingeprägt hatten, das Pünktlichkeit wichtig ist.

07:45

Die beiden Kollegen der Nachtschicht erheben sich von ihren Tischen und gehen in ihren wohl verdienten Feierabend. Die Nacht war wirklich schrecklich, allein 5 mal nach Mitternacht waren sie raus. Manni und ich sprechen uns ab, wie wir unseren RTW jetzt checken. Wir einigen uns darauf, dass er den Fahrerbereich und die Koffer checkt und ich den Patientenraum und die medizinische Geräte.

Nichts für ungut, wir vertrauen unseren Kollegen, aber im Rettungsdienst gilt nun mal, nur was gecheckt und protokolliert wurde, wurde auch gemacht. Schade, dass Heini noch nicht da ist, er könnte beim Checken gut helfen und dabei was lernen.

Während Manni also den Notfallkoffer öffnet und überprüft, mache ich mich im Patientenraum zu schaffen. Zuerst schalte ich den Defi ein und führe den EKG-Kabeltest und den Defi-Test durch. Dann schaue ich den Oxylog an und überprüfe den Sauerstoffvorrat. So geht es weiter, Schublade und Schrank für Schrank öffne ich, überprüfe alles auf Vollständigkeit und Haltbarkeit.

Nachdem wir beide fertig sind, mache wir uns daran den RTW innen zu desinfizieren. Das wird einmal täglich in der Übernahme morgens gemacht, ist so Routine.

07:58

Das war es mit dem Desinfizieren. Unsere beiden Melder fangen an zu piepen und rufen uns zum ersten Einsatz des Tages.

„KoPlaWu, mit SoSi, XV-Weg 10, bei Müller-Lüdenscheid“

Also Eimer und Lappen in die Ecke und los geht’s. Während wir vom Hof fahren, kommt unser Praktikant daher getrottet. Tja, so spielt das Leben. Das wird nachher noch einen Anschiss geben.

Der Einsatz stellt sich als kleinere Kopfplatzwunde an der Stirn einer älteren Frau heraus, die heute morgen in ihrer Wohnung beim Aufstehen gestürzt ist. Einmal ins Krankenhaus und zum Nähen, alles reibungslos.

Auf dem Rückweg vom Krankenhaus holen wir beide uns noch schnell Brötchen beim örtlichen Bäcker und kehren dann in die Wache zurück.

09:00

Ganz unbekümmert sitzt unser Praktikant in der Küche am Tisch. Er scheint sich nicht wirklich einer Schuld bewusst zu sein. Auf die Nachfrage, was ihn denn heute morgen abgehalten hätte, pünktlich den Dienst aufzunehmen, antwortet er nur, sein Wecker wollte nicht so wie er. Komisch, dass der schon mehrmals die letzte Woche auch nicht wollte.

Manni, selber Lehrrettungsassistent, gibt ihm deutlich zu verstehen, dass das sein letztes Zu-Spät-kommen war und er demnächst überpünktlich zu sein hat. Manni macht sowas immer in seiner unwiderstehlichen Art, nicht laut, nicht böse, aber so, dass jeder weiss, woran er ist und das er es ernst meint. Als Strafe darf Heini den RTW weiter desinfizieren und Manni und ich fangen schon mal an zu frühstücken.

09:45

Wir drei machen uns auf den Weg zur Wache 1, unseren Sauerstoffvorrat auffüllen und das Navi hoffentlich reparieren lassen. Unterwegs spricht uns die Leitstelle an:

„XY-83/01 von Florian, kommen!“

„Hört, kommen sie!“

„Macht mal eure blauen Becher auf dem Dach an. Ihr fahrt ABC-Weg 45 zu Abraham, dort Herzinfarkt, zu euch kommt euer NEF.“

Das war also unsere Fahrt zur Wache 1 erstmal, der nächste Einsatz wartete. Zusammen mit unserem NEF treffen wir zeitgleich bei der genannten Adresse ein. Herr Abraham wartet schon auf der Strasse auf uns und geleitet uns nach oben. Dort sass seine Frau und hatte, wie sich auch bei uns im EKG sehen liess, einen Herzinfarkt erlitten. Also Zugang gelegt, volles Monitoring und die Medikation abgespielt. Dann ab ins Krankenhaus und dort der Frau hoffentlich noch eine Chance geben.

11:00

Nach dem Ende dieses Einsatzes machen wir uns zum zweiten mal auf den Weg zur Wache 1. Dieses Mal treffen wir dort auch ein, zum Glück. Also tauschen wir unsere Sauerstoffflaschen und holen den Werkstattleiter. Der aber sieht sich nicht zuständig und verweist uns an die Technik, die wiederum verweis uns ans die EDV-Ateilung. Eine wahre Odyssee…

Zum Glück können uns die Jungs von der EDV dann helfen, sie justieren unser Navi neu, wechseln ein defektes Kabel und alles klappt wieder.

12:30

Nach der Odyssee knurren jetzt schon unsere Mägen. Aber das örtliche Krankenhaus ist ja nicht weit weg, und dort gibt es in der Kantine um die Mittagszeit für die Rettungswagenbesatzungen kostenlose Verpflegung. Also nicht ganz alles kostenlos, sondern nur im Rahmen von 5€, aber das war mehr als ausreichend. Schmecken tat das Essen da auch noch richtig gut.

Während Manni uns ich unsere Teller schon gefüllt hatten und uns gesetzt hatten, musste es Heini mal wieder übertreiben. Er stand an der Kasse, befüllt mit Vorspeise, Hauptspeise und Nachtisch…und musste glatt alles selbst zahlen, weil er über die 5€-freibetrag drüber war. Das Gesicht war köstlich…^^

Hoffentlich konnten wir jetzt auch in Ruhe unser Mittag zu uns nehmen…

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