Bereits bei Ankunft in der Notaufnahme versucht man die Patienten irgendwie zu katalogisieren: Notfall, dringlich, kann warten.
Neulich ließ sich eine Lehrerin mit aus der Schule mit Sanitätern bringen, weil ihr seit dem Verzehr eines hartgekochten Eies in der Pause übel geworden ist. Die Patientin grüßte mich winkend und lächelnd von der Sanitätsliege aus. Entschuldigung, aber was soll man da erstmal denken außer „Was soll das bitte in meiner Notaufnahme?“. Dementsprechend erhielt diese Patientin die Kategorie „kann warten“ und ich habe mich erstmal scheinbar kränkeren Patienten gewidmet.
Bis mich dann doch mal Schwester Ilse bat, nach der Patientin zu sehen…ich fand die Patientin nebst mehrerer gefüllter Nierenschalen mit grün-rötlichem Inhalt sich vor Schmerzen windend mit recht niedrigem Blutdruck und Atemnot im Bett vor. Mir schwante sogleich Übles. Als dann beim Untersuchen die Haut am Hals auch noch so merkwürdig knisterte war alles klar: die gute Dame hatte es offensichtlich geschafft sich vor lauter Erbrechen die Speiseröhre zu perforieren, ein klassisches Boerhaave-Syndrom. Also nichts wie ab in den OP.
Was lernen wir daraus? Der erste Eindruck kann immer etwas trügen.
Was ein Ei so alles anrichten kann…