Angelo und Angelina – eine himmelhöllische Weihnachtsgeschichte (Teil 3)

Doch bevor Angelo Gelegenheit hatte, aus seinem Blonde-Frauen-Beschützer-Instinkt heraus irgendeine Handlung zuwege zu bringen, erklang ein disharmonisches „Möööp“ und über der Tür nebenan blinkte eine rote Anzeigetafel mit einer Zahl darauf.
„Oh, das bin ja ich!“ sagte die Blonde, stand auf und trat ein.
Dreißig Sekunden später flog die Tür wieder auf. Die Blonde war jetzt ganz rot im Gesicht.
„Harfe spielen? Jauchzen und Frohlocken? Ihr könnt mich mal frohlocken, ihr…“
Auf die Wiedergabe der folgenden Verbalinjurien wird mit Rücksicht auf die vorweihnachtlich-friedvolle Stimmung verzichtet. Jedenfalls rannte sie mit langen Schritten über den Flur, gefolgt von einer Gestalt mit Motorradhelm auf dem Kopf und düsteren Schwingen am Rücken.
Angelo sprang auf. Innerhalb eines Sekundbruchteils hatte er die Lage erkannt. Rasch hatte er dem Verfolger ein Bein gestellt, dann packte der die Blonde und zog sie in Richtung Fahrstuhl.
„Wo fahren wir hin?“
„Nach unten!“
Viele, viele Stockwerke tiefer stiegen sie aus. Es war ziemlich warm und roch ziemlich brenzlig, ein wenig nach Pech und Schwefel.
„Was machen wir hier?“ fragte die Blonde.
„Schauen wir mal. Frohlocken vielleicht?“
Bevor Angelo Gelegenheit hatte, dreckig zu lachen, hatte die Blonde ihm eine gescheuert. Angelo rieb sich die schmerzende Wange.
Die beiden standen vor einer ziemlich imposanten Tür, und die wurde von einer dunklen Gestalt mit Hörnern, Ziegenbart und Pferdefuß bewacht. In der Hand trug sie eine Art Mistgabel.
„Die Hölle ist leider wegen Überfüllung geschlossen!“ sagte die Gestalt mit gelangweilter Stimme.
„Und was machen wir jetzt?“
„Sie können so lange nebenan im Fegefeuer Platz nehmen!“
Das war vielleicht gar nicht mal die schlechteste Lösung, dachte Angelo, denn von der einen Spalt weit offenstehenden Tür nebenan vernahm er Laute, welche ihn an eine Art Swingerclub erinnerten.
„Das macht dann neunundneunzig Dollar für den Herrn, Damen die Hälfte!“ sagte der Typ am Eingang.
„Hören Sie, ich bin vor fünf Minuten überfallen worden. Man hat mir nicht nur mein Leben sondern auch meine gesamte Barschaft abgenommen….“
„Das sagen sie alle!“
„Wie soll ich jetzt…?“
„Nicht mein Problem!“
Angelo warf einen schrägen Blick auf die Frau neben ihm, aber noch bevor er den Gedanken, der ihm da gerade gekommen war zu Ende denken konnte, zwinkerte der Türsteher ihnen zu.
„Kommt rein! Ich will mal nicht so sein…“
Sekundenbruchteile später fühlte sich Angelo am Kragen gepackt und in die Höhe gezogen. Knapp neben seinem Ohr ertönte eine donnernde Stimme.
„Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“
„Äh… wie bitte?“
„Eure armen Seelen! Ich bin gekommen, um Euch zu retten!“
„Äh… warum?“
„Das Fest der Liebe…“
Ach Du grüne Scheiße, das war alles was Angelo denken konnte, dann wurde ihm schwindelig.

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