Die (Ohn)Macht des Individuums

Da es zu meinem letzten Beitrag zum Thema Klimawandel einige Kommentare gab, die die Ohnmacht des Individuums beklagten, bzw. als unumstreitbare Realität bezeichnen, möchte ich einen ersten und einfach realisierbaren Lösungsansatz vorschlagen (dass man aufhören sollte, in den Urlaub zu fliegen, wissen eh schon alle). Zuerst mal einige Fotos der deutschen Agrarwüste (dieser Begriff wurde von Sepp Holzer geprägt), umgangssprachlich auch bekannt als Vorgarten, Garten, Kleingarten oder Schrebergarten und typischerweise gekennzeichnet durch Koniferen, Rasen-Monokultur und Beton/Asphalt.   Diese lässt sich durch wenige Schritte inweiter

Kollektives Versagen

Oft denke ich, es wäre völlig egal, ob wir an den Klimawandel glauben oder nicht. Ich weiß, ich sollte das nicht sagen. Ich bin Umweltwissenschaftlerin, seit Jahren glaube ich an die menschen-gemachte Klimazerstörung und trotzdem weiß ich nicht, wie ich meine jährliche CO2-Emission auf die geforderten 2.5 Tonnen reduzieren kann. Vor einigen Wochen saß ich in einem Raum mit knapp zwanzig Umweltwissenschaftlern, allesamt mit Doktortitel ausgestattet, die meisten davon Arbeitsgruppenleiter; allesamt in der angewandten Forschung tätig und viele davon Technologie-orientiert.weiter

Dr. Koch und Dr. Doyle

An einem heißer Sommertag im Jahre 1890 standen zwei Männer kurz davor Geschichte zu schreiben. Einer war der bekannte Bakteriologe Dr. Robert Koch, der eine Demonstration zu seiner revolutionärsten Entdeckung ankündigte: ein Heilmittel für Tuberkulose – die Infektionskrankheit, die im Europa des 19. Jahrhunderts die zahlreichsten Todesopfer forderte. Der andere Mann war ein unbekannter Landarzt: Dr. Arthur Conan Doyle. Einem spontanen Drang folgend, machte sich Doyle auf den langen Weg von England nach Berlin, um der Präsentation Koch’s auf demweiter

Wissenschaftler schreiben

Wir Wissenschaftler finden Schreiben normalerweise recht schrecklich. Untersuchen, experimentieren und Neues entdecken liegt den meisten von uns mehr, als sich den Hintern am Schreibtisch platt zu sitzen. Aber schreiben und publizieren müssen wir. Einen erfolgreichen Wissenschaftler der/die nie publiziert hat, gibt es nicht; genauso wenig wie einen erfolgreichen Zeitungsjournalisten ohne Artikel oder einen berühmten Buchautor ohne Buch. Trotzdem sehen wir uns nicht als professionelle Schreiberlinge. Wir sind professionelle Forscherlinge. Experten produzieren Text. Je länger wir in unserem Job sind, destoweiter

Sex im 19. Jahrhundert

Dass wir vor über hundert Jahren deutlich verklemmter waren als heute, lässt sich durch zahlreiche Literaturquellen belegen. Genauso wie man durch andere Quellen das genaue Gegenteil nachweisen kann. Vielleicht gehe ich eines Tages auf Viktorianischen BDSM Sex, Auspeitschmaschinen, Vibratoren, Prostitution und die Bandbreite an pornographischer Literatur ein, aber heute bleibe ich im brav abgesicherten Modus und berichte von der medizinischen Sicht. Genauer gesagt von Dr William Acton’s Buch “Die Funktionen und Störungen Reproduktiver Organe” (1867). Dr Acton beginnt das Buchweiter

Tuberkulose, Cholera, Anthrax und Co

Virtuell halte ich mich viel im späten 19. Jahrhundert auf. Doch wenn mich einer fragen würde, ob ich IN ECHT mal dort (oder dann?) leben möchte, würde ich ich freundlich ablehnen. Immerhin gab es damals keine Antibiotika und Europa war herrlich durchseucht mit Tuberkulose und anderen Gruseligkeiten. Auf der anderen Seite sollte ich nicht so zimperlich sein, denn die Zeiten der unheilbaren Infektionskrankheiten winken grüßend von nicht all zu großer Ferne. Ein Leben ohne Antibiotika kann sich heute kaum jemandweiter

Kleine Brummel-Dinger

Da das Bienensterben in aller Munde ist, müsst ihr euch unbedingt den TED Talk von Marla Spivak zu dem Thema ansehen (auf’s Bild klicken, um zum Film zu kommen) Sie berichtet, wie die komplexen Wechselwirkungen zwischen veränderten Umweltbedingungen und konventioneller Bienenhaltung zum Massensterben der kleinen Brummel-Dinger führen. So zeigt sie z.B. Bilder von Mandelbaumplantagen in den USA. LKW Ladungen von Bienenstöcken werden jedes Jahr zur Mandelblüte dorthin transportiert, quer über den Kontinent. Nach der Mandelblüte werden die Bienen wieder eingepackt undweiter

Was denkt das Internet?

Einige haben vielleicht bemerkt, dass mein letzter Artikel verschwunden ist. Überrascht werden Andere feststellen, dass die Kommentarfunktion auf meinem Blog nicht mehr angeboten wird. Hier der Versuch einer Begründung: Dies ist mein Blog, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von den SciLogs. Ich schreibe hier mit Spass über Dinge, die mich interessieren und die – manchmal mehr, manchmal weniger – mit Wissenschaft zu tun haben. Wir SciLogger schreiben, um zu informieren und zu unterhalten. Auf unseren Profilbilder kann man deutlich erkennen, dass wir Menschenweiter

Wo kam dieser Ansturm her?

Im November 2012 wurde in Food & Chemical Toxicology der Artikel Long term toxicity of a Roundup herbicide and a Roundup tolerant genetically modified maize von Séralini et al., publiziert. Im März 2013 wurden ganze dreizehn (!) Letters to the Editor veröffentlicht — Briefe von Wissenschaftlern aus Industrie und Universitäten an die Zeitschrift Food & Chemical Toxicology. Die wissenschaftliche Korrektheit des Artikels wurde kritisiert, den Autoren u.a auch Betrug vorgeworfen. (Quelle) Im Januar 2014 wird die Publikation zurückgezogen. Wie kam es dazu?weiter

Die Schönheit der Kleinsten

Wir Mikrobiologen hatten mal ein hartes Leben. Damals, als Koch und Pasteur aller Welt versuchten klar zu machen, dass winzig kleine Dinger unser Leben und unsere Gesundheit bedrohen, rümpften die Leute verächtlich ihre Nasen. Unmöglich, dass so etwas kleines Einfluss auf die Krone der Schöpfung haben soll! Mikroben sind überall und wir Menschen haben lange gebraucht, das zu verstehen. Nehmt z.B. die Ozeane: Damals, als des Mikrobiologen Lieblingswerkzeuge noch Petrischalen und einfache Lichtmikroskope waren, glaubten wir, dass da nix wächstweiter