Spannungen

Gestern war wieder einer jener Tage… Ich schlage ein Motiv für unser Foto zum 7-monatigen vor und beginne, nachdem die Crew zugestimmt hat, meine Kamera aufzubauen. Daraufhin stellt Shey ihre Kamera direkt neben meiner auf, mit der Begründung, dass ja wohl jeder ein Crewfoto aufnehmen könne. Carmel versucht kurz, zu schlichten. Cyprien und Tristan dagegen schauen sich kurz an, schnappen sich ihre Kameras, und arrangieren sie mit einem Kichern kunstvoll genau zwischen den beiden großen Stativen, zum Ärger Sheys. Inweiter

Leben als Versuchskaninchen

Wir leben allein im Nirgendwo. Unser Habitat steht in einer Landschaft aus Lavagestein über Lavagestein, dazwischen liegen ein paar Brocken Lavagestein. An guten Tagen sitzen wir erzählend und lachend über dem Abendessen zusammen, an schlechten ziehen wir uns in unsere Zimmer zurück und kommen nur heraus, wenn es die Arbeit erfordert. Astronauten auf dem Mars wird es ähnlich ergehen. Es wird Streits geben, und manchmal wird die Gruppenmoral und damit die Leistung der Astronauten darunter leiden. Kann man das Verhaltenweiter

EVA #0815

Auf dem simulierten Mars hat jede Woche zwei Höhepunkte, manchmal sogar drei. Dann ziehen wir uns unsere Anzüge über und verlassen das Habitat. Nach nunmehr einem halben Jahr und über 70 Außeneinsätzen haben wir eine gewisse Routine entwickelt, und ich finde es ist an der Zeit, nach der ausgefallenen Luftversorgung und der Erkundung der Höhle einmal auf eine typische EVA einzugehen. In einer normalen Woche gehen wir zweimal auf EVA, mittwochs und samstags. Ich bin zur Zeit die Einzige, dieweiter

Reale Gefahren auf dem simulierten Mars

Heute* Morgen bebte unser Habitat. Die Wände knarrten, der Boden meines Zimmers zuckte ungleichmäßig hin und her, und irgendwoher aus der Tiefe rumpelte und grollte es. Es war nicht das erste Erdbeben, das seit Beginn unserer Simulation hier stattfand, aber es war das erste, das ich bemerkte und sofort als solches identifizieren konnte. Es hatte Stärke 4.1. Wir sind zwar auf dem simulierten Mars, aber der befindet sich auf der realen Erde. Und die bringt ganz reale Gefahren mit sich,weiter

Die Höhle

Es ist dunkel um uns, selbst mit unseren Stirnlampen können wir wenig mehr als eine Armlänge weit sehen. Dazu ist die Luft ist so feucht, dass mein Helm beschlägt, obwohl der Ventilator neben meinem Ohr aus vollen Kräften bläst. Hinter mir liegt ein Trümmerfeld aus Lavabrocken, die vor einiger Zeit von der Decke gestürzt sind. Vor mir klafft ein tiefes Loch im Boden, so viel kann ich gerade noch erkennen, dahinter liegt undurchdringliche Schwärze. An diesem Punkt liegt der Höhleneingangweiter

Feiern auf dem simulierten Mars

Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei, der Jahreswechsel ist vollzogen, und ich bin geradezu froh, dass die Woche voller Feierlichkeiten endlich vorbei ist. Bester Anlass für einen Post darüber, wie und was wir auf dem simulierten Mars eigentlich so feiern. Die ersten Feiertage, an die man denkt, sind neben Geburtstagen natürlich Weihnachten und Neujahr.* Hier auf dem simulierten Mars haben wir sie jedenfalls gefeiert, auch wenn anfangs keine so richtige Weihnachtsstimmung aufkommen wollte. Es gab selbstgemachte Geschenke, die wir nach amerikanischer undweiter

Weit, weit weg

Wir leben allein. Die letzten Menschen, denen wir direkt ins Gesicht schauen konnten, winkten uns vor knapp vier Monaten hinterher, als wir die Tür hinter uns schlossen. Wir leben und arbeiten hier, schlafen, essen, treiben Sport. Wir gehen nur etwa zwei Mal in der Woche nach draußen. Unsere unmittelbare Umgebung beobachten wir durch unser einziges benutzbares Fenster und über Außenkameras. Selbst wenn wir nach draußen gehen, ist immer ein mehr oder minder zerkratzter Helm und eine dicke Stoffschicht zwischen unsweiter

Meine Crew

Sechs Menschen, eingepfercht auf etwa 100 Quadratmetern, abgeschnitten von der Außenwelt. Wer meldet sich für so etwas freiwillig? In meinem ersten Blogpost habe ich die Personen, mit denen ich ein Jahr lang im HI-SEAS Habitat verbringe, kurz vorgestellt. Mittlerweile kenne ich meine Mitbewohner etwas näher, und finde, es ist Zeit ihnen mehr als nur zwei Zeilen zu widmen. Carmel. Als wir schwer bepackt durch die Rocky Mountains getrekkt sind, um unsere endgültige Teamzusammensetzung zu bestimmen, sagte mir Carmel, dass sieweiter

Geburtstag im Habitat

Vor einigen Tagen feierten wir meinen runden Geburtstag. Statt Dutzenden Gästen hatte ich genau fünf, und genau genommen waren sie auch keine Gäste. Im Gegenteil, jedes Mal, wenn ich versuchte abzuwaschen, wurde ich aus der Küche gescheucht. Schon Tage vorher habe ich Gesprächsfetzen aufgeschnappt, die so süße Worte wie „cookies“ und „cake“ beinhalteten. Am Vorabend entschuldigte sich Carmel von unserem geplanten Salsa-Abend, sie müsse noch etwas fertig stellen. Shey und Dusty diskutierten, wie man ohne Ei backen kann – inweiter

Grün!

Zwei Monate lang hatte ich auf diesen Tag gewartet: Der Tag, an dem das biologische Experiment endete, für das Cyprien 40 Radieschen gesät hatte. Jedes in einem Töpfchen für sich, standen die Radieschen auf dem obersten Regalbrett im Biologielabor, so dass ich sie nur auf einem Stuhl stehend sehen konnte. Das hat ihre Überlebenschancen vermutlich drastisch erhöht. Am 11.11. nun erklärte Cyprien das Experiment endlich für beendet und die Crew konnte die Früchte seiner Arbeit während eines Festmahls genießen. Derweiter