Anweisungen von der Erde

Signale, die von oder an uns gesendet werden, sind 20 Minuten lang unterwegs. Das entspricht in etwa der Zeit, die nötig ist um den Abstand zwischen Erde und Mars zu überwinden, wenn beide Planeten am weitesten voneinander entfernt sind. Wie beeinflusst uns diese verzögerte Kommunikation mit dem Rest der Menschheit?* Recht offensichtlich ist, dass wir keine Telefonate führen können. Bis ich die Antwort meines Gesprächspartners erhielte, wären mindestens vierzig Minuten vergangen und ich hätte meine ursprüngliche Nachricht vergessen. Aus demweiter

Internetzugang auf dem simulierten Mars

Wie wäre das Surfen, wenn sich jede aufgerufene Webseite erst nach vierzig Minuten aufbaute? Wir sind daran gewöhnt, bei Streitfragen schnell mal bei Wikipedia nachzuschlagen. Hat Frankreich oder Deutschland die meisten Universitäten? Bis die Antwort den Mars erreichte, hätte jede der beteiligten Parteien den Streit längst vergessen. Nein, das ist keine praktikable Lösung. Wahrscheinlicher ist, dass eine Marscrew einen eigenen Server zur Verfügung hat, der eine ganze Reihe von Webseiten im Cache hält und regelmäßig mit der Erde synchronisiert. Welcheweiter

Mein Tagesablauf

Machmal habe ich das Gefühl, dass ich mit meinen Projekten nicht vorankomme. Das ist nicht verwunderlich, da ich selten mehr als fünf Stunden an einem Tag produktiv arbeiten kann. Trotzdem gibt es (zuviele) Tage oder vielmehr Nächte, an den ich nicht genug Schlaf bekomme. Wo bleibt nur die Zeit? Ich stehe normalerweise zwischen 8:30 Uhr und 9 Uhr auf. Dann tapse ich, noch im Halbschlaf, die Treppe hinunter und in die Küche, auf der Suche nach etwas Essbarem zum Frühstück.weiter

317 ml Wasser

Der Zufall ist groß: Die NASA verkündet, ein weiteres Indiz für flüssiges Wasser auf dem Mars gefunden zu haben. Fast zeitgleich zeigt mein eigenes Experiment zur Wassergewinnung die ersten Erträge: 317 ml, um genau zu sein. Der Aufbau des Experiments erinnert ein wenig an ein Gewächshaus. Es steht auf dem Boden und fängt das Wasser auf, das die Sonne aus dem Boden verdunstet – ein Prinzip, das auch auf dem Mars funktionert. In der Nähe unseres Habitats hält das Lavagesteinweiter

Der erste Monat

Heute ist Tag 31, ein Montag genau einen Monat nachdem wir in unser Habitat eingezogen sind. Montage beginnen mit einem Fragebogen. Wir haben eine, nein zwei Hände voll Fragebögen pro Tag, aber der Montagmorgenfragebogen ist etwas Besonderes: Es geht um unsere Einschätzung der Beziehungen der Crewmitglieder untereinander und mit Mission Support. Die Auswahlmöglichkeiten umfassen Adjektive wie antagonistisch, neutral, kollegial, persönlich und sexuell. Meine Antworten haben sich in den letzten Wochen nicht sehr verändert. Innerhalb der Crew habe ich meist persönlichweiter

Lebensraum

Ich werde häufig gefragt, wie unser Habitat denn von innen aussieht. Diese Frage lässt sich, denke ich, am Besten mit Bildern beantworten: Habitat von außen im Sonnenuntergang, von einem früheren Crewmitglied aufgenommen. Wir befinden uns mit 2500m über dem Meeresspiegel auf etwa halber Höhe des Mauna Loa. Rechts hinter dem eigentlichen Habitat ist unser Lagercontainer mit dem Wasserheizer auf dem Dach. Nicht im Bild: Wassertanks, Solarkollektoren, Notfallgenerator. Das Foto schaut auf die Rückseite des Habitats; die “Tür” in der Kuppelweiter

Luftlos

„Hab, hier ist EVA. Meine Luftversorgung ist soeben ausgefallen.“ Als ich diesen Funkspruch absetzte, stand ich auf einer kleinen Anhöhe wenige Hundert Meter vom Eingang zu unserem Habitat entfernt. Mein EVA-Partner versuchte sofort, die Stromzufuhr für das Lebens­erhaltungs­system auf meinem Rücken neuzustarten. Erfolglos. Ich wusste von einem früheren Außeneinsatz, dass mir nicht viel Zeit blieb. Damals war die Luftzufuhr zu meinem Helm unterbrochen, was ich aber noch in der Luftschleuse bemerkte: Die Luft war schlecht, mein Puls stieg an undweiter

Erste EVA

EVA steht für extra-vehicular activity, also eine Aktivität, die wir außerhalb unseres schützenden Habitats unternehmen. In der Regel dauert solch ein Außeneinsatz nicht viel länger als zwei Stunden. Dazu kommen noch einmal bis zu zwei Stunden Vor- und Nachbereitungszeit. Außerdem müssen wir unsere Außenaktivitäten mindestens 18 Stunden im Voraus anmelden, es sei denn es handelt sich um einen Notfall wie eine ausgefallene Stromversorgung. Aus diesen Gründen führen wir eine EVA etwa alle zwei bis drei Tage durch. Da jeweils mindestensweiter

Gruppendynamik

Noch bevor wir vor zwei Wochen in unser Habitat eingezogen sind, haben sich gewisse Untergliederungen in unserer Gruppe abgezeichnet. Obwohl wir keinerlei Scheu hatten und haben, mit den anderen zu interagieren, hätten wohl die meisten von uns recht genau vorhersagen können, wer die meiste Zeit mit wem verbringen wird. Und ich bin überzeugt, dass mir die meisten Leser zustimmen werden, wenn ich ein wenig auf unsere individuelle Vorgeschichte eingehe. Als wir uns das erste Mal als Finalisten für die neueweiter

Gelandet

Die Sonne scheint, der Himmel ist komplett wolkenlos. Ein kühler Wind streicht über mein Gesicht, während ich mit den fünf anderen auf das Signal warte. Noch wenige Minuten, dann werden wir das Habitat betreten und vom Rest der Welt abgeschnitten sein. Aufregung? Nervosität? Gar überwältigt von dem, was uns bevorsteht? Fehlanzeige. Keiner von uns hatte in den letzten Tagen auch nur eine Sekunde Zeit, über die unmittelbare Zukunft nachzudenken. Einweisungen in die Habitatsysteme, Einweisungen in die Sozialexperimente, Einweisungen in dieweiter