Hitlers Bilder

Frisch zur Buchmesse erschienen ist die deutsche Ausgabe eines Buches, das in Schweden schnell ein Bestseller war: „Hitlers Bilder – Kunstraub der Nazis – Raubkunst in der Gegenwart“ von dem schwedischen Journalisten Anders Rydell, spannend unter anderem durch die außerdeutsche Perspektive und die Erkenntnis, wie international die Problematik ist – eine Tatsache, der ich mir bislang nicht wirklich bewusst war. Das Buch fasst unterschiedliche Aspekte zum Thema Raubkunst zusammen, sowohl die Entfernung „entarteter Kunst“ aus dem öffentlichen Raum als auch die Aneignung von wertvollen Kunstwerken aus ausländischem Museumsbesitz/öffentlichem Besitz, sei es zur persönlichen Bereicherung, etwa für die Kunstsammlung Hermann Görings, oder zur Verwirklichung einer größenwahnsinnigen Vision, wie im Fall von Hitlers Besessenheit zur Gestaltung seiner Fast-Heimat-Stadt Linz zum kulturellem Weltzentrum, mit einem „Führermuseum“, das Museen wie den Louvre oder die Eremitage übertreffen sollte. Es geht aber auch um die Frage der Schuld in unseren Tagen, in denen wir alle als Museumsbesucher zu unrechtmäßigem Kunstgenuss kommen – in der ganzen Welt.

Ganz großes Kino: Amerikabilder bei Photogrammar

Sie sind unglaublich schön und unglaublich traurig – und sie erzählen viel über das Leben. Für jeden zugänglich und erschlossen ist jetzt ein riesiger Fundus an Bildern aus dem Amerika der 1930er- und 1940er-Jahre, geschossen von Fotografen, die durchs Land zogen, um die Armut zu dokumentieren. Franklin D. Roosevelt wollte während der Weltwirtschaftskrise mit seinem New Deal, einem Programm von sozialen und wirtschaftlichen Reformen, seinem Land eine neue Chance geben. Seinen zum Teil massiven Interventionen wurde Begeisterung, aber auch vielweiter

Wie die Unesco mit dem Label “Weltkulturerbe” unsere Städte zerstört …

…, erklärt der italienische Journalist Marco d’Eramo in einem erfrischend polemischen Artikel in der Wochenendausgabe der taz. Pulsierende Städte seien dem tödlichen Fluch des Tourismus preisgegeben, sobald sie den Unesco-Titel “Welterbe der Menschheit” erhielten, so sein Credo. Der Wunsch, das „Erbe der Menschheit haltbar zu machen“ gehe zwangsläufig einher mit der Verhinderung von weiterer Entwicklung. Die Akropolis von Athen, die bewundernswerte Mischung aus Antike, Barock und Manierismus in Rom, das Centre Pompidou in Paris, all das wäre mit dem Welterbe-Titelweiter

Das Foto vom Einmarsch der Amerikaner in Deutschland

Eines der bekanntesten Fotos vom Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland und dem Einmarsch der Amerikaner wurde zufällig in der Kleinstadt gemacht, in der ich wohne. Das Foto zeigt eine alte Frau, die erschüttert vor den Ruinen ihrer Wohnung steht, mitten in der Doppelreihe der einmarschierenden Amerikaner. Aufgenommen hat es Jerry Rutberg,  ein junger amerikanischer Soldat und ausgebildeter Fotograf. Ich frage mich oft, warum ausgerechnet dieses Foto so bekannt wurde. Schließlich dokumentierten ganz  viele Fotos des U. S. Signal Corpsweiter

Digitale Popkultur: Kunst, Literatur, Computerspiel

Computerspiele gehören zum festen Repertoire der Freizeitgestaltung des 21. Jahrhunderts. Sie durchdringen immer größere Teile unseres Alltags, der Wirtschaft und Kultur, hat nicht nur die Bundeszentrale für politische Bildung festgestellt. Um die kulturelle Aufarbeitung kümmern sich längst Einzelpersonen wie The Dot Eaters oder Vereine wie der Förderverein für Jugend und Sozialarbeit in Berlin. Das Museum of Electronic Games & Art (MEGA) bezeichnet sich selbst als eine der größten Sammlungen weltweit. Mehr als 3000 Objekte (Hardware) und 1000 Datenträger (Software) umfasst der Bestand: Elektronische Spielsysteme und Computer, möglichst vollständig (Hardware, Ein- und Ausgabegeräte, Software) und funktionsfähig, werden zum Teil auch durch Spenden erworben. Der Blick reicht zurück bis ins Jahr 1958, als am Brookhaven National Laboratory in New York das per Oszilloskop zu spielende „Tennis for Two“ für einen Tag der offenen Tür entwickelt wurde. Ich habe mit Canan Hastik gesprochen, der Vorsitzenden des gemeinnützigen Vereins, der hinter dem Museum steht :

Dix und Beckmann in Mannheim und München

Unter dem Titel „Mythos Welt“ ist derzeit noch in der Mannheimer Kunsthalle (und ab dem 11. April 2014  in der Münchner Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung) eine nicht nur für Kunstfreunde, sondern auch für historisch Interessierte ergiebige Ausstellung zu sehen. Obwohl vielen ein großer Teil der ausgestellten Arbeiten schon bei anderen Gelegenheiten begegnet sein dürfte, stellen sich durch die direkte Gegenüberstellung der Bilder von Max Beckmann und Otto Dix manche Fragen neu. Verblüffend waren für mich die vielen Parallelen in den Arbeitenweiter

Zeitzeugen

Die Tage werden wieder länger und dunkle Ecken heller. Deshalb ist mir auch mein Staubwedel wieder in die Hände gefallen. Gekauft hatte ich ihn eigentlich mal, weil er mich an diese Filmkomödien erinnert hat, in denen Hausangestellte mit weißem Schürzchen und so einem Ding herumhuscheln. Das sieht albern aus, aber es funktioniert ziemlich gut. Die vielen Verästelungen des Federaufbaus binden den Staub, statt ihn nur aufzuwirbeln, und man muss vor dem Abstauben noch nicht einmal Aufräumen, weil man mit denweiter

Online spielen für die Wissenschaft

Mein letzter Blog-Post handelte schon von der Konferenz „Digital Humanities Revisited“ in Hannover. Am Rand der Veranstaltung habe ich mit Sabine Scherz gesprochen, die eine der eingeladenen „Lightning-Talker“ war. Sie hat ihr Forschungsprojekt vorgestellt, bei dem sie untersucht, wie man die Ergebnisse eines Online-Spiels wissenschaftlich nutzen kann. Es geht  dabei um das Spiel  ARTigo, das an der Ludwig-Maximilians-Universität München von der „IT-Gruppe Geisteswissenschaften“ und einem Team von Kunsthistorikern unter Prof. Dr. Hubertus Kohle entwickelt wurde. Bei dem Browser-Spiel geben dieweiter

“Digital Humanities Revisited” in Hannover

In der vergangenen Woche bin ich einer großzügigen Einladung der Volkswagen-Stiftung zu einer dreitägigen internationalen Konferenz über Fragen der „Digital Humanities“  nach Hannover gefolgt. Was mich dabei interessiert hat, war die Frage, welche neuen Erkenntnismöglichkeiten es  in dem mit der deutschen Übersetzung „Digitale Geistes- und Kulturwissenschaften“ nur unscharf erfassten Bereich gibt. Wird die Möglichkeit der Erschließung großer Datenmengen ähnliche Effekte haben wie den Fortschritt in den Naturwissenschaften durch die Mikroskopie seit dem 19. Jahrhundert? Eine einfache Antwort darauf habe ichweiter