Lobbyist fordert mehr Mut zur Überwindung bestehender Datenschutzprinzipien

Der neue Präsident des Lobbyverbandes Bitkom hält das Prinzip der Datensparsamkeit in fast allen Lebensbereichen für überholt. Es werde zwar weiter Hackerangriffe mit kriminellem Hintergrund geben, aber Datensparsamkeit wirke sich auf Startups im Bereich E-Health negativ aus. Man müsse hier “deutlich mutiger” werden.

Die Amerikaner sind schon längere Zeit deutlich mutiger: dort gelten weniger strenge Datenschutzregeln.

Und so wurden der Universitätsklinik von Kalifornien, vier weiteren Krankenhäusern und 150 Praxen bei einem Hackerangriff Namen, Geburtstage, Adressen, Krankenakten, Sozialversicherungsnummern und ganze Behandlungspläne von 4,5 Millionen Personen entwendet.

Sind unsere Daten in der geplanten Telematikinfrastruktur wirklich sicher?

Die Daten, die mit der “Gesundheitskarte” verarbeitet werden, werden mit Hilfe eines persönlichen, privaten Schlüssels, der sich auf der Karte befindet, verschlüsselt und der Telematikinfrastruktur übergeben. Absolut sicher…

Was passiert aber, wenn jemand die Karte verliert, die Kasse wechselt, oder wenn die Verschlüsselungsalgorithmen auf den neuesten Stand gebracht werden müssen? Ich stelle mir dazu die Frage, ob es Schlüsselkopien gibt. Leider ist es nicht ganz einfach, darauf eine definitive Antwort zu finden. Es spricht aber einiges dafür, dass im System Schlüsselkopien existieren.

FIFF schreibt:

Die Gesundheitsdaten eines Patienten liegen außerhalb der Arztpraxis nur individuell verschlüsselt vor (…). Nach derzeitigem Stand der Technik kann man davon ausgehen, dass die Verschlüsselung nicht oder nur durch immense Computerleistung überwindbar ist. (…) Bei der eGK ist dies so gelöst, dass der private Schlüssel lediglich auf der Karte des Patienten hinterlegt ist. Der private Schlüssel verlässt die Karte niemals (…). Die noch nach alter Methode verschlüsselten Dokumente müssen alle entschlüsselt, nach der neuen Methode verschlüsselt und wieder gespeichert werden. (…) Dieser außergewöhnliche Aufwand ließe sich nur durch einen zentralen Umschlüsselungsservice vereinfachen, wozu dann allerdings die privaten Schlüssel der Patienten dort bekannt sein müssen. Eine Schlüsselkopie läge also doch vor. (…) Eine andere Schwachstelle ist der Ersteller der Schlüssel, der ebenfalls keine Kopie halten darf. Das Gesetz regelt diesbezüglich gar nichts. Nach derzeitigem Stand wird diese Aufgabe vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) an Privatfirmen (Trust Center) vergeben. Das BSI selbst gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministeriums des Innern und ist diesem weisungsgebunden. Wenn man das liest, zuckt man kurz …

Aus der Forschungsgruppe der RUB:

Das größte Problem ergibt sich jedoch aus der Existenz von Schlüsselkopien. Im Fachkonzept Datenmanagement heißt es dazu: ”Bei Erstellung einer Ersatz- oder Folgekarte MUSS sichergestellt werden, dass Anwendungsdaten, welche auf einem Server gespeichert sind (z.B. elektronische Patientenakte), auch unter Nutzung einer neuen eGK abgerufen werden können.” Obwohl in den Spezifikationen mehrfach erwähnt wird, dass keine Schlüsselkopien außerhalb der Karte existieren dürfen, impliziert die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Onlineanwendungen nach Verlust der elektronischen Gesundheitskarte eine Speicherung von Sicherungskopien der privaten Kartenschlüssel. Ebenfalls in diesem Teil der Spezifikation wird die Möglichkeit eingeräumt, die privaten Kartenschlüssel nicht zufällig zu generieren, sondern von sogenannten Masterschlüsseln abzuleiten: Mit diesem Masterschüssel kann man dann auch ohne Kenntnis des privaten Kartenschlüssels auf alle Daten, die mit einem vom Masterschlüssel abgeleitetem Kartenschlüssel verschlüsselt wurden, zugreifen.

Bei der Gematik selbst habe ich nur gefunden, dass der private Schlüssel entweder im CMS (Card-Management-System) hinterlegt wird oder dort aus einem Master-Key rekonstruiert werden können muss:

 

Medizinische Daten sind für Cyberkriminelle sehr wertvoll

Im aktuellen Ärzteblatt finden sich gleich drei Artikel über Chancen und Risiken der Gesundheitsdatenvorratsspeicherung Digitalisierung des Gesundheitswesens:

Der Ethikrat spekuliert unter anderem über die Frage, ob der Wille des Einzelnen als Individuum möglicherweise wichtiger sein kann als das Wohl der Gemeinschaft, oder ob es um das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl geht, oder ob am Ende nur den Interessen großer Konzerne gedient ist.

Eine redaktionelle Meldung beschreibt, dass Datenlecks und Identitätsdiebstähle im Gesundheitsbereich in den USA seit 2010 um 125 Prozent zugenommen haben und auf mehr als 2,3 Millionen im Jahr 2014 angestiegen sind. Das soll einen Schaden von sechs Milliarden Dollar jährlich verursacht haben.

Und Gesundheitsminister Gröhe bereitet das e-Health-Gesetz vor, mit “bestmöglichem Schutz der Daten”…

Basically it’s a mess.

The body responsible for releasing NHS patient data to organisations including insurance companies has admitted information about patients has been shared against their wishes, it has emerged.

In England wurden durch das Health and Social Care Information Centre (HSCIC) in 700.000 Fällen Patientendaten an andere Organisationen (unter anderem Versicherungen) weitergegeben, obwohl die Betreffenden das ausdrücklich verboten hatten. Leider hat das HSCIC nach eigenen Angaben weder die Ressourcen, noch geeignete Prozeduren, um diese hohe Zahl an Sperrvermerken bewarbeiten zu können, und es gab technische Probleme, den Patientenwunsch korrekt zu loggen.

Chancen und Risiken der Internetmedizin in der Regelversorgung

Dr. med. Markus Müschenich wirbt als Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Internetmedizin im Rheinischen Ärzteblatt dafür, dass “Internetmedizin in der Hand von Ärzten das größte Verbesserungspotenzial in unserem Gesundheitswesen bieten kann“.

Er ist “davon überzeugt: Im Jahr 2017 werden die Anwendungen der Internetmedizin zur Regelversorgung gehören und Ärzte werden auf ihrem digitalen Rezeptblock regelhaft Apps und digitale Therapien verschreiben.”

Leider ist der medizinische Identitätsdiebstahl eines der teuersten, verwirrenden und potenziell lebensgefährlichen Betrugsdelikte, zumindest in den USA. Nach einer Meldung von NBC nahm der medizinische Identitätsdiebstahl 2014 um 22% zu. Es gab 2,3 Millionen Opfer, bei einer anderen Attacke wurden sogar 80 Millionen Datensätze kompromittiert. Den Opfern drohen nicht nur enorme Kosten (im Durchschnitt 13.000 Dollar) , sondern auch erhebliche Gesundheitsrisiken, etwa durch falsche Angaben zu Blutgruppe, Medikamenten oder Krankheiten.

Die “Gesundheitsindustrie” ist unfähig, den zunehmenden Attacken, Sicherheitslücken oder Datenlecks ausreichend zu begegnen: 91% hatten während der letzten zwei Jahre mindestens einen Datenverlust zu beklagen. Eine elektronische Krankenakte ist auf dem Schwarzmarkt rund 70 Dollar wert.

“Der Diebstahl der medizinischen Identität ist hundert Mal schlimmer als der der finanziellen Identität – er könnte töten.”

Depression Quest

Depression Quest is an interactive fiction game where you play as someone living with depression. You are given a series of everyday life events and have to attempt to manage your illness, relationships, job, and possible treatment. This game aims…

MOSS – Mit einer App depressive Verstimmungen erkennen und Betroffenen helfen

Forschende des UniversitätsSpitals Zürich haben in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich, der Universität St. Gallen und der makora AG eine App zur Früherkennung von Depressionen entwickelt. Betroffene werden damit mobil, alltagsnah und mit individuellen Verhaltensempfehlungen unterstützt.

​Depressionen beginnen oft schleichend, das frühzeitige Erkennen erster Symptome ist jedoch für den Verlauf der Krankheit entscheidend. An diesem Punkt setzte das Entwicklerteam der MOSS App um die Psychiaterin Dr. Steffi Weidt (UniversitätsSpital Zürich) und Prof. Elgar Fleisch (ETH Zürich und Universität St. Gallen) an. Ziel der App ist es, eine beginnende Depression frühzeitig zu erkennen und individuelle Verhaltensempfehlungen zu geben, um die Depression abzuschwächen oder sogar zu vermeiden. MOSS wurde in Kooperation mit der ETH Zürich, der Universität St. Gallen (HSG) und der makora AG entwickelt und wird von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) finanziell unterstützt.

Zur Pressemitteilung mit weiteren Informationen (Sie können sich dort auch zur Studienteilnahme anmelden)

Serotonin und Noradrenalin bei Depression

Einige Depressionen entstehen durch einen Mangel des Botenstoffes Serotonin im Gehirn, andere durch einen Mangel an Noradrenalin. Diese Unterschiede sind im klinischen Alltag nicht leicht zu unterscheiden, so dass die Auswahl des passenden Antidepressivums schwierig ist. Wenn Antidepressiva eingesetzt werden, die auf den falschen Botenstoff wirken, verbessert sich die depressiv Symptomatik nicht.

In einer Studie der Universität Bern wurden zwei Experimente verglichen, bei denen die Serotonin-, bzw. Noradrenalin-Speicher von Versuchspersonen für einige Tage künstlich geleert wurden. Serotoninmangel im rechten Stirnlappen und im limbischen System bewirkte eher depressive Verstimmung, Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit; Noradrenalinmangel im rechten Stirnlappen eher Antriebsmangel, Konzentrationsschwächen und Ängstlichkeit.

Die Studie könnte dazu beitragen, Testverfahren zu entwickeln, die es erlauben vorherzusagen, wie Patienten auf einzelne Antidepressiva ansprechen.

Homan P et al: Serotonin versus catecholamine deficiency: behavioral and neural effects of experimental depletion in remitted depression, Translational Psychiatry, 17. März 2015

25.3.2015: Heroinvergabe endlich auch in Wuppertal und weiteren Städten in NRW

Am 21. Juli 2009 wurde das Medikament Diamorphin (Handelsname Heroin)
durch die Änderung im BtMG (Betäubungsmittelgesetz) verschreibungsfähig.
Von diesem Tag an besteht nun ein Rechtsanspruch für alle Heroinkonsumenten. Für eine Behandlung müssen sie allerdings hochschwellige Bedingungen erfüllen.

Um die im Grundgesetz verankerte Gleichbehandlung in der Krankenbehandlung auch für Konsumenten illegaler Drogen zu verwirklichen, werden die ak-zeptierenden Eltern gemeinsam mit der professionellen Drogenhilfe und mit Unterstützung der Stadt Wuppertal eine Fachveranstaltung in Wuppertal durchführen.

Termin: Mittwoch der 25.03.2015 im alten Rathaus Wuppertal Elberfeld

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22.-23.4.2015: Regionales Symposium "Persönlichkeitsstörungen und KO"

Nach unserem erfolgreichen Symposium im vorigen Jahr freuen wir – die
Fachgruppe Psychiatrie in der Stadt Wuppertal – uns, Sie zu unserer
nächsten Veranstaltung am 23. und 24. April 2015 einladen zu können. Wir
bitten, diese Einladung weiter zu leiten.

Die Persönlichkeit eines Menschen, seine Neigungen, Eigenschaften,
seine starren Interaktions- und Denkmuster, prägen den Lebensstil und
die Einstellungen
zur Welt und zu sich selbst. Sie sind neben den Symptomen und
Beschwerden oftmals entscheidend für die Ausprägung einer Erkrankung,
die Einschränkung
der Leistungsfähigkeit und für die Prognose einer Behandlung.

Persönlichkeitsstörungen sind primär Beziehungsstörungen.
Sie werden bereits in der Kindheit oder der Adoleszenz sichtbar, spitzen
sich in Krisensituationen zu und komplizieren die Versorgung, Betreuung
und Behandlung der Menschen, die unsere Hilfe brauchen.

Es geht also um KOnflikte, KOmorbiditäten und KOmplikationen, die uns
zu unserem Titel Persönlichkeit und KO veranlassen.
Wie immer sollen neben den Vorträgen auch wieder Workshops angeboten
werden, in denen praktische Probleme in der Betreuung, Versorgung und
Behandlung
von Patientinnen und Patienten besprochen werden können.

Wir hoffen, dass unsere Veranstaltung auch in diesem Jahr weiter
hilft, unser kommunales Versorgungsnetz zu stärken und zu qualifizieren.
Eingeladen sind alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der psychosozialen Versorgung, der
ärztlichen und psychotherapeutischen Behandlung sowie betroffene
Patientinnen und
Patienten und deren Angehörige.

Der Flyer mit weiteren Informationen ist als Download verfügbar. Eine Anmeldung ist erforderlich.