Wie unabhängig sind die Experten?

Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass es hierbei mehr um Profilierung als um wirklichen Gesundheitsschutz der Bevölkerung geht. Die Vorgehensweise bei dieser Pandemie ist fragwürdig.

Dr. Angela Spelsberg, Ärztliche Leiterin des Tumorzentrums in Aachen und Vorstandsmitglied bei der Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland, im Interview mit “Stern.de”.

Rolexträger aufgepasst

Standesgemäße Zeitmessgeräte sind auch für amerikanische Ärzte immer schwerer zu finanzieren. Ein Mediziner in einer Notaufnahme in San Francisco soll einer Anklageschrift zufolge seine Wiederbelebungsversuche bei einem Patienten eingestellt haben, um ihm dessen Rolex-Armbanduhr zu stehlen. Der Patient sei daraufhin verstorben, die Schwestern dem uhrenbegeisterten Arzt jedoch auf die Schliche gekommen.
(Hat Tip: PharmaGossip, Bild: flippunkrocker)

Die "letzte große klassische Seuche"

Der Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten, Peter Wutzler, hat zur Impfung gegen die saisonale Grippe aufgerufen. Vor dem Hintergrund der Schweinegrippe dürfe diese nicht vergessen werden, sagte Wutzler am Samstag der Nachrichtenagentur ddp nach Abschluss des dritten Deutschen Influenzakongresses in Erfurt. […]
Auch gegen die Schweinegrippe empfahl Wutzler Risikogruppen eine Impfung. Er warnte zugleich davor, dass bei ausbleibenden Impfungen die Wahrscheinlichkeit größer werde, dass die Viren zusammen ein «ganz schweres Pandemievirus» bildeten.

(ddp)

Die Deutsche Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten (DVV) empfiehlt, sich jetzt gegen Grippe impfen zu lassen. Dafür sei die Zeit von September bis November ideal, sagte DVV-Präsident Peter Wutzler am Freitag in Jena.

(ddp-lth)

Vor einer Vernachlässigung der Impfung gegen die normale Grippe haben Mediziner gewarnt. Gerade in Zeiten einer Pandemie – wie der Schweinegrippe – sei eine Schutzimpfung gegen die «letzte große klassische Seuche» wichtig, sagte der Virologe Peter Wutzler von der Universität Jena auf einer Veranstaltung des Schweizer Pharmakonzerns Novartis am Mittwoch in Frankfurt.

(Berliner Morgenpost)

(Was auch noch für eine frühzeitige Impfung spricht, hatten wir bereits hier.)

14-Jährige stirbt wenige Stunden nach HPV-Impfung

Erneut ein zufälliger Fall von “plötzlichem Teenagertod” nach einer HPV-Impfung? Dieses Mal in England:

The girl, named by friends as Natalie Morton, was given the drug Cervarix at 10.45am as part of a national programme for 12 to18-year-olds. She became unwell and died in the afternoon at hospital.

Auch Spiegel Online berichtet:

Der Vorfall ereignete sich, kurz nachdem das Mädchen ihre Impfung an der Schule erhalten hat”, erklärte Caron Grainger, NHS-Direktor von Coventry. Der Fall werde schnell und umfassend geprüft. Seinen Angaben zufolge klagten mehrere Mädchen nach der Gabe von Cervarix über Schwindel und Übelkeit. Sie seien aber nicht ins Krankenhaus eingewiesen worden.

Update: Das Mädchen soll laut vorläufigem Obduktionsergebnis eine nicht näher bezeichnete ernste Vorerkrankung gehabt haben ( “a serious underlying medical condition which was likely to have caused death”).

14-Jährige stirbt wenige Stunden nach HPV-Impfung…

Erneut ein zufälliger Fall von “plötzlichem Teenagertod” nach einer HPV-Impfung? Dieses Mal in England:

The girl, named by friends as Natalie Morton, was given the drug Cervarix at 10.45am as part of a national programme for 12 to18-year-olds. She became unwell and died in the afternoon at hospital.

Auch Spiegel Online berichtet:

Der Vorfall ereignete sich, kurz nachdem das Mädchen ihre Impfung an der Schule erhalten hat”, erklärte Caron Grainger, NHS-Direktor von Coventry. Der Fall werde schnell und umfassend geprüft. Seinen Angaben zufolge klagten mehrere Mädchen nach der Gabe von Cervarix über Schwindel und Übelkeit. Sie seien aber nicht ins Krankenhaus eingewiesen worden.

Update: Das Mädchen soll laut vorläufigem Obduktionsergebnis eine nicht näher bezeichnete ernste Vorerkrankung gehabt haben ( “a serious underlying medical condition which was likely to have caused death”).

Update 2: Bei den Scienceblogs wird die Zufallshypothese hochgehalten.

Update 3:

Another schoolgirl at Blue Coat Church of England School needed an ambulance after having the cervical cancer jab, it emerged last night.

The 15-year-old pupil became cold, weak and dizzy less than an hour after the vaccine and only a short time after schoolmate Natalie Morton became fatally ill.

Her symptoms were so severe that paramedics did emergency blood tests and an ECG scan in a back room at the school, the girl’s mother said.

(Quelle)

Update 4: Es gibt einen Augenzeugenbericht, nachdem das Mädchen offenbar rund eine Stunde nach der Impfung einen Herzstillstand erlitten hat:

Last night, a fellow pupil gave a dramatic account of how Natalie collapsed.

The 15-year-old girl said: ‘We all had the jab today from Year Nine to the sixth form.

‘About an hour after having the jab Natalie went really pale and wasn’t breathing. I think it was around lunchtime.

‘She fainted in the corridor. I saw ambulance men pumping her chest then the teachers told us to go outside.

Update 5: Die Wahrscheinlichkeit für ein rein zufälliges zeitliches Zusammentreffen beider Ereignisse ist eher gering. In Deutschland ist im Jahr 2006 laut Statistischem Bundesamt kein Mädchen in der Altersgruppe zwischen 10 und 15 an einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall verstorben. 10 Mädchen verstarben im gleichen Zeitraum an “sonstigen Formen der Herzkrankheit”, vermutlich jedoch nicht in jedem Fall plötzlich und ohne vorangehende Symptome.

Update 6: Die 10 Todesfälle beziehen sich auf rund 2 Millionen Mädchen in der Altersgruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein beliebig aus der Bevölkerung herausgegriffenes (krankes oder gesundes) Mädchen aus dieser Altersgruppe in einer zufällig herausgegriffenen Stunde an einer Herzkrankheit stirbt, ergibt sich somit als 10 /(2.000.000*365*24), also rund 1/1.75 Milliarden. Bei gesunden oder scheinbar gesunden Kindern ist diese Wahrscheinlichkeit vermutlich noch ganz erheblich kleiner. Dem gegenüber stehen nur rund 1.4 Mio. (in Großbritannien) an gesunde oder scheinbar gesunde Kinder verimpte Dosen Cervarix®. Ich schlage “statistische Anomalie” als Sprachregelung vor.

Update 7: Und wieder muss Michael Wojcinski an die PR-Front. Erneut sind seine bekannten Interessenkonflikte kein Thema, etwa in der dpa-Story oder bei Spiegel Online.

Update 8: Eine Perle aus dem oben verlinkten Artikel. So stärkt man den “Impfgedanken”:

We have to have three of the jabs in all and a lot of us don’t want to take the rest, but they’re telling us we have to because there will be side effects if we don’t have them all.

Update 9: Das Mädchen hatte nach Auskunft des Pathologen einen bösartigen Tumor im Bereich von Herz und Lunge.

Die oben herangezogene Statistik weist für Deutschland im Jahr 2006 keinen einzigen Todesfall im Bereich “Bösartige Neubildungen der Atmungsorgane und sonstiger intrathorakaler Organe” aus, es handelt sich in dieser Altersgruppe also um eine extrem seltene Todesursache. Dass der Todeszeitpunkt aus reinem Zufall praktisch mit dem Impfzeitpunkt zusammengefallen ist, erscheint dadurch entsprechend der obigen Abschätzung noch unwahrscheinlicher. Fasst man die Todesursache als “sonstige Form der Herzkrankheit” auf, gilt die obige Abschätzung.

Interessant erscheint vor allem die Frage, wie ein Mädchen, das bereits wegen gesundheitlicher Beschwerden in ärztlicher Behandlung ist, ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einer Impfung unterzogen werden kann.

Transparenznotstand bei Altenheimstudie

Vor einigen Tagen stürmte das Thema “Mangelernährung im Altenheim” die deutschen Medien, vom Hamburger Abendblatt, der “Welt”, der “Rheinischen Post”, der “Netzeitung”, der “Saarbrücker Zeitung” über die “BILD” bis hin zum WDR-Fernsehen und dem ZDF. Anlass für die Berichterstattung war eine Pressemitteilung der Universität Witten/Herdecke über eine Befragung, nach der etwa die Hälfte aller deutschen Altenheimbewohner “Risiken für eine Mangelernährung” trage. Aus dieser Meldung hatte der evangelische Pressedienst (epd) eine Geschichte gestrickt, die dann offenbar auch von der Nachrichtenagentur AP aufgegriffen wurde.

Das Anprangern von Missständen im Pflegebereich ist auf den ersten Blick ein löbliches Ansinnen, und ein Kommentator unter dem Artikel auf “welt.de” bringt seine Freude so zum Ausdruck:

Danke für das Ansprechen eines solchen Themas.

Heimbewohner haben normalerweise keine Lobby mehr.
Auch regiert Profit in der Regel über Menschlichkeit.

Hat es hier tatsächlich einmal ein Gesundheitsthema in großer Breite in die deutschen Medien geschafft, ohne dass man dahinter den PR-Coup eines solventen Unternehmens vermuten muss?

Weder in den Medienberichten noch in der Pressemitteilung wird darauf eingegangen, wer die alarmierende Befragung der Universität Witten/Herdecke finanziert hat. Dafür können etwa die “Berliner Morgenpost” und der “Kölner Stadt-Anzeiger” noch eine weitere Studie aufbieten, die die Dramatik der Situation unterstreicht:

Mangelernährung hat außerdem gesundheitsökonomische Auswirkungen, wie eine Studie der Münchner Beratungsgesellschaft Cepton von 2007 zeigt: Darin werden die Zusatzkosten, die Mangelernährung für die Kranken- und Pflegeversicherung jährlich verursacht, auf knapp neun Milliarden Euro beziffert.

Die serviceorientierte “Welt” verweist ihre Leser am Ende ihres Artikels auf das entsprechende Informationsangebot der “Deutschen Seniorenliga”.

Finanziert hat beide pdf-DateiStudien (wie auch das Material der den Lesern dieses Blogs für ihre intransparente Firmen-PR bestens bekannten “Deutschen Seniorenliga”) die Pfrimmer Nutricia GmbH, eine Tochterfirma des multinationalen Lebensmittelkonzerns Danone. Pfrimmer Nutricia ist spezialisiert auf Produkte rund um die künstliche Ernährung durch den Magen-Darm-Trakt und beschreibt ihr Produktsortiment so:

Trink- und Sondennahrung für Kinder und Erwachsene, Applikationssysteme, Ernährungssonden und Ernährungspumpen.

Schweinegrippenjournalismus

Die Pro7-Nachrichten wie auch die Zeitungen und das Online-Angebot Der Westen der WAZ-Mediengruppe hatten vor zwei Wochen eine sensationelle Story aufgespürt. Sie beginnt so:

Die Diagnose “Schweinegrippe” kam per Telefon. Denn sein Arzt verweigerte Rüdiger Alt den Hausbesuch. Weil er sich ausgegrenzt fühlt, demonstriert er nun mit fünf anderen Grippekranken in Köln. Sie fordern normalen Umgang mit der Krankheit.

Bei dem diskriminierten “Schweinegrippe”-Patienten “Rüdiger Alt”, der in dem Artikel und auch in dem Beitrag in den Pro7-Nachrichten ausführlich zu Wort kommt, handelte es sich in Wahrheit um den kerngesunden Komiker Jan Böhmermann, seit neuestem in Diensten der “Harald-Schmidt-Show”. Die Geschichte erinnert an das jüngste Bluewater-Medienskandälchen.

Während die offizielle Auflösung erst gestern abend in der Harald-Schmidt-Show erfolgte, blieb der Hinweis eines Kommentators unter dem Artikel auf “DerWesten” zwei Wochen lang von der Redaktion ungelesen. Dieser schrieb bereits am Nachmittag des Erscheinens des Online-Artikels:

Vorsicht Panikmache!
Ich hab diesen “Rüdiger Alt” gerade bei ProSieben News gesehen mit ähnlicher Berichterstattung. Bei dieser Person handelt es sich allerdings um Jan Böhmermann, ein recht berühmter Komödiant vom WDR. Der führt gerne mal ein paar Reporter aufs Glatteis, er hat z.B. mal verkleidet eine Pressekonferenz des “ersten türkischen Kölner-Karnevalsverein” gegeben und am nächsten Tag stand die Schlagzeile in vielen Zeitungen und lief im Fernsehen.

Auch die neuen Kommentare von Harald-Schmidt-Fans haben bislang keine Wirkung gezeigt. Der Artikel ist immer noch unverändert online.

Update, 11:40: Mittlerweile wurde der Artikel mit einem entsprechenden Hinweis versehen. In einem ergänzenden Kommentar heißt es:

@ all,

Herr Böhmernann hat uns tatsächlich ergolgreich reingelegt. Auslöser der Geschichte war die Ankündigung der Demo in Köln. Das schien uns so obskur, dass wir mal prüfen wollten, welcher Irre dahinter steckt. Eindruck nach unserem Interview: “Rüdiger Alts” Geschichte ist schrill – er hat sie aber glaubhaft rübergebracht. Das gilt ebenso für den 2. Kranken, den wir in der Sache kontaktierten. Eine Gegenrecherche beim Arbeitgeber war natürlich nicht möglich. Und die Demo (das Demochen) hat dann ja auch stattgefunden. Fazit: Man konnte die Geschichte bringen oder beerdigen. Wir haben versucht, sie möglichst sachlich zu halten – auch als Beleg für die seltsamen Auswüchse der Schweinegrippenpanik.
Man hätte sie beerdigen sollen, wie wir jetzt wissen. Wir entschuldigen uns bei den Usern.
Alles in allem war es aber ‘ne herrlich subversive Guerilla-Aktion.

Die Redaktion

Schering-Plough auf verzweifelter Mietmaulsuche

Interessante Einblicke in die aktuellen finanziellen Konditionen für professorale Pharma-Mietmäuler und deren Arbeitsbedingungen gewährt unfreiwillig Schering-Plough (in Deutschland tätig als Essex Pharma). Der Pharmakonzern war so unklug, dem amerikanischen Psychiatrieprofessor Daniel Carlat ein Angebot von bis zu 170.000 US$ pro Jahr für eine Tätigkeit als Fürsprecher eines psychiatrischen Medikaments zu unterbreiten.

Kein weiser Schachzug. Daniel Carlat ist seit Jahren ein exponierter Kritiker der allgegenwärtigen Korruption in seinem Fachgebiet. Er ist Herausgeber des monatlichen Newsletters The Carlat Psychiatry Report, der wichtigsten amerikanischen Nachrichtenquelle im Bereich psychiatrischer Erkrankungen, die von der Pharmaindustrie unabhängig ist. Vor zwei Jahren schilderte er bereits in einem überaus lesenswerten Artikel in der New York Times seine eigenen einige Jahre zurückliegenden Erfahrungen als Mietmaul und machte deutlich, warum er diese Praxis für überaus problematisch hält.

Schlimmer noch, Daniel Carlat ist Blogger und tut, was aufrechte Blogger in solchen Situationen gelegentlich zu tun pflegen: Sie stellen das unmoralische Angebot öffentlich zur Diskussion:

Then there is this Speaker Bureau Agreement in which you have to promise to go to a Schering-Plough training meeting (it’s not so bad—you get $3000 plus all expenses for a day and a half meeting), and in which you promise to use only company-sponsored information for your presentations.

But the meat of the packet is called Exhibit A, […] which tells you how much you’ll be paid:

–$1,600 for a 45 minute power point presentation or informal “peer discussion group.”
–$1,000 for a 45 minute web-based live presentation (you get $600 less because you don’t have to leave the comfort of your office)
–Total maximum (called “contract total aggregate”) amount that you may receive over the course of the year is $170,000.

Inspiriert durch seine Veröffentlichung haben sich andere Adressaten solcher Angebote bei Carlat gemeldet. Dem Psychiater Ivan Goldberg etwa, ebenfalls exponierter Kritiker der Pharmaindustrie, bietet Schering-Plough sogar bis zu 179.500 US$ für eine Vortragsreihe.

Warum Schering-Plough bei der Auswahl seiner Mietmaulkandidaten derart daneben greift, darüber kann auch Carlat nur spekulieren:

Maybe the company employee in charge of identifying potential hired guns simply screwed up and didn’t vet the mailing list adequately. Dr. Goldberg offered a different theory. He opined that perhaps all the bad PR about drug companies buying off doctors is dissuading MD’s from accepting these gigs. Therefore, perhaps Schering-Plough is now forced to send out invitations to everybody, including “B” players and industry critics, in order to achieve their critical mass of Dr. Drug Reps.