Author: hockeystick
Die üblichen Verdächtigen
Der Zapp-Beitrag zur Schleichwerbung im Bayern-Journal gewährt kurze Einblicke in Dokumente, die die Details der finanziellen Transaktionen zwischen Auftraggebern und der Firma Camp TV zu belegen scheinen. Deutlich zu erkennen ein Auftraggeber, der den Stammlesern dieses Blogs bestens bekannt ist: die Mang Medical One AG.
Ausgebankhofert (III)
Zapp mit neuen Einzelheiten zum Skandal um das “Bayern Journal” mit der Bankhofer-Sendung Spektrum Gesundheit.
"Why the fuck are you listening to your rep?"
[… ]
I’m doing a job. For me, in that case, Merck told me to go out and sell drug even though I had hesitation about it. It’s not for me to say. … Don’t listen to me. Read your fucking journals. Why the fuck are you listening to your rep? Just because I’m pretty? You think I know more about the drug? No.
Corrine Kaplan, ehemalige Pharmareferentin in Diensten von Merck & Co. und GlaxoSmithKline, spricht über ihre Tätigkeit.
Mille Miglia
Zur seelischen Erbauung am Feiertag ein Text, der überhaupt nichts mit dem Gesundheitswesen zu tun hat: Don Alphonso über Sponsoring und gute Erziehung.
[…]
Zu den prägenden Erinnerungen meiner Jugend zählt die Maxime: “Nimm nichts an.” Und wenn ich doch etwas akzeptierte, dann nur exakt das, was ich aus Höflichkeit nehmen musste. […] “Wir brauchen nichts” ist ein anderer Spruch gewesen, und “das können wir uns selbst leisten” ist eine weitere Grundeinstellung der Schicht, die ich schätze.
[…]
Man fragt sich, aus welcher Schicht eigentlich Politiker und Würdenträger stammen, die damit kein Problem haben. Und wo sie waren, als anständige Leute erzogen wurden.
Ärztekammer kritisiert "Tamiflu-Schleichwerbung"
In den vergangenen Wochen hatten sich Sozialmediziner Michael Kunze und andere “Gesundheits-Experten” in der österreichischen Presse mit der Aussage zu Wort gemeldet, sie hätten das Grippemittel Tamiflu® zu Hause gelagert, um persönlich gegen die Folgen einer “Schweinegrippe”-Pandemie gewappnet zu sein. Das stößt nun auf den Unmut der österreichischen Ärztekammer:
Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger sagte, er halte es prinzipiell für bedenklich, “wenn Experten in dieser Breite ein Medikament loben, von dem man weiß, dass es den Krankheitsverlauf nur etwas vermindert und die Krankheitsdauer etwas verkürzen kann, von dem es keine Beweise gibt, dass es Komplikationen wirklich verhindert.”
[…]
Die Beziehungen zwischen Experten und Industrie seien aber sehr eng: Forschungsarbeiten, Fortbildung und Kongressreisen würden gemeinsam gemacht. Der Pharmakonzern Roche, der Tamiflu herstellt, sponsert etwa das Influenza-Netzwerk des Virologie-Instituts, das von Franz Xaver Heinz geleitet wird. Und Sozialmediziner Michael Kunze hat in den vergangenen Jahren mit Aussagen in Pressaussendungen der Firma Roche für Aufregung gesorgt und gesteht ein, von Roche wohl Honorare für Auftritte erhalten zu haben.
Unabhängige Experten hatten zuvor Zweifel an der Wirksamkeit von Tamiflu® geäußert und vor einem zu großzügigen Einsatz des Mittels gewarnt.
Ausgebankhofert (II)
Was wir nach den jüngsten Enthüllungen der Süddeutschen Zeitung bereits befürchten mussten, scheint sich nun zu konkretisieren. Auch Hademar Bankhofers letzte Fernsehsendung “Spektrum Gesundheit” steht im Zusammenhang mit Schleichwerbe- und Korruptionsvorwürfen ganz offenbar vor dem Aus.
[…]
Zu einer neuen Lösung unter Beteiligung auch der alten Gesellschafter ohne Neuausschreibung konnte sich der Medienrat nicht entschließen. Maßgeblich dafür war, dass der Geschäftsführer der C.A.M.P. TV Fernsehgesellschaft mbH, Herr Ralph Piller, Darlehensverträge zwischen der TV Finanz GmbH und Frau Adelt, der damaligen Lebensgefährtin des ehemaligen Medienratsvorsitzenden Klaus Kopka, unterzeichnet hatte und andererseits ein konkreter Anfangsverdachts für mehrere Verstöße gegen das Verbot der Schleichwerbung.
Bewerbung
Pfizer-Whistleblower Peter Rost bewirbt sich in der Pharmaindustrie. Sein Bewerbungsschreiben klingt überaus vielversprechend. Deutschkenntnisse sind vorhanden. [Edit: Das Schreiben ist schon älter und stammt von April 2007, er hat es nur noch einmal online gestellt. Es ist trotzdem schön].
[…]
Let’s be straight here: I’ve clearly been blacklisted for more than a year after Pfizer fired me for blowing the whistle on illegal marketing, without a single job interview, in spite of the best performance within all of Pfizer. (See attached CV.) But now things are different. It turns out that I was right and Pharmacia was wrong. After all, otherwise Pfizer wouldn’t have paid a $35 million fine.
And I thought that since all drug company CEO’s talk about how ethical they are, and how it is always prior management that was guilty of whatever fines they had to pay; perhaps someone in the current management would like to hire me? I mean, that would be like putting the hiring decision where there’s currently just PR-spin.
So, I figured, YOUR COMPANY might be jumping for joy to hire me. And you should probably respond ASAP, so you beat the others to the punch. After all, what better PR could you get for your organization than hiring a guy who did everything right and delivered the best financial results? As a PR professional, you probably realize this would dispel the myth that your company is one of the crooks. I guess the only risk is if you don’t hire me, everyone will wonder what you have to hide . . . but let’s face it, as someone working with public relations for your company, you are keenly aware that only 7% of Americans in the 2006 Harris poll think drug companies “are generally honest and trustworthy,” so there is only upside to you responding to this letter. Because, to be very frank, based on that poll your department has completely failed in its mission and here’s your chance to do something about that.
[…]
I’m looking forward to hearing back from you, very soon. And, please don’t be afraid to forward this e-mail. At a minimum your CEO will be entertained.
Regards,
Peter Rost
Schering-Plough hat als erstes abgesagt.
Zecken-Impfkampagne unter der Gürtellinie
Das Medienblog blogmedien berichtet, wie Antenne Thüringen und Schlenker PR die Thüringer im Auftrag der Impfstoffhersteller dazu bewegen wollen, sich gegen FSME impfen zu lassen.
Die Verantwortlichen bei Antenne Thüringen wären gut beraten, gelegentlich einen Blick ins Telemediengesetz zu werfen. In Paragraph 6 heißt es dort: “Kommerzielle Kommunikationen müssen klar als solche zu erkennen sein.
Kurz nach dem Erscheinen des Artikels hat Antenne Thüringen auf seiner Web-Site ein wenig nachgebessert.
Schlenker PR ist für solcherart “Sonderwerbeformen” bekannt. Hademar Bankhofers redaktionell erscheinende Auftritte für Klosterfrau-Produkte in Schlenker-PR-Hörfunkbeiträgen (Fall 4 im Video) dürften ihren Teil zu seinem schnellen Rausschmiss beim WDR beigetragen haben.
blogmedien ist eine bekannt gute Adresse für die Aufdeckung von Schleichwerbung. Fast ein Jahr vor der “Aufdeckung des Skandals” durch die klassischen Medien berichtete das Blog bereits ausführlich über die Weight-Watchers-Schleichwerbung der ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel.
"Programmlicher Befund nicht eindeutig"
Zu den verwirrendsten Formaten im deutschen Fernsehen gehört seit vielen Jahren die Sendung “Spektrum Gesundheit” mit Hademar Bankhofer. Nach dem Ende verschiedener Projekte im Zusammenhang mit Schleichwerbungsvorwürfen ist “Spektrum Gesundheit” Bankhofers letztes TV-Biotop.
Verwirrend ist die Sendung deshalb, weil man bei ihrer Betrachtung stets den Eindruck hat, versehentlich eine Dauerwerbesendung für verschreibungspflichtige Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Medizinprodukte eingeschaltet zu haben. Selbst bei genauem Hinsehen findet sich aber nie der Hinweis “Dauerwerbesendung”. Noch irritierender das Gefühl, dass das Heilmittelwerbegesetz für die Dauer der Sendung regelmäßig außer Kraft gesetzt zu sein scheint.
Ausgestrahlt wird die erstaunliche Sendung nicht etwa von einem unter einem Tarnnetz betriebenen Piratensender auf der Inselgruppe Saint Kitts und Nevis (oder gar von einem in den Bergen versteckten ORF-Tochtersender), sondern seit vielen Jahren ganz offiziell u.a. auf den Frequenzen von RTL und SAT1 im Rahmen des “Bayern Journals”. Produzent der Sendung ist die Firma Camp TV, die zuständige Aufsichtsbehörde ist die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM).
Und aktuell gibt es wohl berechtigten Grund, sich Sorgen um Bankhofers letzte verbliebene TV-Sendung machen. Es gibt nämlich hässliche Vorwürfe der Süddeutschen Zeitung, die BLM habe ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt und – man höre und staune – Schleichwerbung (!) im “Bayern Journal” toleriert. Es geht dabei u.a. um sechsstellige Privatdarlehen des kürzlich ums Leben gekommenen Camp-TV-Eigentümers Ralph Burkei an den Vorsitzenden des bayerischen Medienrates, Klaus Kopka, der eigentlich den Sender kontrollieren sollte, um Parteienfilz, merkwürdige Treffen und zeitliche Koinzidenzen:
[…]
In diese Zeit fällt auch das zweite Darlehen, das Kopka und seine damalige Freundin erhalten hatten. Es datiert vom 1. Mai 1997 und belief sich auf 120.000 Mark. Tags zuvor hatte die BLM 31 Beiträge im “Bayern Journal” beanstandet. Kopka sagte am Dienstag, hier gebe es “überhaupt keinen Zusammenhang”. Das sieht auch die BLM so. Kopka sagte weiter, Burkei habe niemals versucht, “mich für seine Ziele einzuspannen”.
Anlass für uns, zunächst einige Höhepunkte der Sendung aus den vergangenen Jahren revue passieren zu lassen:
“Spektrum Gesundheit” preist Airnergy an (2002):
“Spektrum Gesundheit” preist “Airnergy” an (2007):
“Spektrum Gesundheit” preist Kanne Brottrunk gegen Parkinson an:
“Spektrum Gesundheit” preist “Kanne Brottrunk” gegen Epilepsie an:
“Spektrum Gesundheit” preist “Duovital-Tonicum” (Duopharm) gegen Gelenkschmerzen an:
“Spektrum Gesundheit” preist das verschreibungspflichtige Medikament Memantin (Axura®, Merz) gegen Alzheimer an:
Die BLM bestreitet unterdessen in einer Pressemitteilung, dass sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkomme: