Hörens- und sehenswerte Sendungen [akt. 4]

Was wurde in den elektronischen Medien zu Interessenkonflikten und Pharma-Machenschaften berichtet? Was für sehens- und hörenswerte Sendungen gibt es? Was sind die empfehlenswertesten?

Ich habe einmal die sehenswertesten Fernsehsendungen und die hörenswertesten Radiosendungen, die mir begegnet sind, zusammengestellt. Es lohnt sich wirklich in die eine oder andere Sendung reinzuhören. Es müssen nicht alle sein.

Die Beiträge stammen in der überwiegenden Zahl der Fälle von den öffentlich-rechtlichen Medien und sind teils aufwändig recherchiert. Alles anerkannte und seriöse Sendungen.

Deutschsprachig

Video und Fernsehen Film

  1. Pharmakonzerne „kaufen“ Selbsthilfegruppen, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 10 min
    Über gezielte Geldvergabepolitik sichern sich Pharmakonzerne Einfluss auch auf Selbsthilfegruppen. Sie glauben, Sie werden unvoreingenommen von Betroffenen informiert? Beispiele: Psoriasis Arbeitsgemeinschaft Berlin, Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Mit einem Beitrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  2. Die Gesundheitsfalle – Tödliche Pillen, SWR, 2007, 43 min
    Beitrag mit Prof. Dr. Jürgen Fröhlich, Pharmakologe der Universitätsklinik Hannover, über Nebenwirkungen von Medikamenten und den daraus verursachten Problemen. Beispiele von tödlichen Nebenwirkungen werden geschildert.
  3. Pharma Marketing, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 7:07
    Wie kann sich ein neues Medikament, das nicht besser ist, aber erheblich teurer ist, am Markt durchsetzen? Wie gelingt ein solcher Marketing-Coup? Ein Mittel dazu sind z.B. sogenannte Anwendungsstudien. Mit Ulrich Schwabe, Arzneimittelkommission der dt. Ärzteschaft.
  4. Wie die Pharmaindustrie, mit Krebs, Geld verdient…, Frontal 21, ZDF, 2011, 7:18
    Ein Bericht über Köderung von Ärzten z.B. an Pharmakongressen. Mit Aussagen eines Pharmareferenten und Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  5. Pharmaindustrie verschweigt massive Nebenwirkungen, ARD Kontraste, 2010, 9:33
    Beispiel Novo Nordisk Unterhautfettschrumpfung und das Beispiel Avandia von GlaxoSmithKline, siehe auch Blogartikel Wieder einmal ein Busse: 3 Mrd. USD für GlaxoSmithKline
  6. Das Pharma Kartell, Frontal 21, ZDF, Teil 2, Teil 3 je 14:46
    Bericht über das erhöhte Selbstmord- und Aggressivitätsrisiko von bei Antidepressiva wie Zoloft® von Pfizer oder Prozac® von Eli Lilly. ZDF Dokumentation über den Lobbyismus der Pharmaindustrie. Aufwändig recherchiert. Mit Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  7. Die Einflüsterer, ARD, 10.09.2012, 29min
    Eine Sendung über Lobbyismus in Deutschland: Wie Geld die Politik beeinflusst. Die Pharmaindustrie kommt nur am Rande vor, hauptsächlich wird über die Glückspielindustrie berichtet.
  8. Pfusch in der Wissenschaft, WDR, 04.06.2013, 45min
    Angemalte Präparate, erfundene Versuchspersonen, selbstverbuddelte Steinzeitwerkzeuge – manche Wissenschaftler pfuschen ganz plump. Andere verheimlichen Ergebnisse oder entwerfen ihre Studien so, dass ein irreführendes Ergebnis dabei herauskommen muss: Wem darf man noch glauben und warum machen Wissenschaftler so etwas? Quarks zeigt, wie Forscher tricksen und welche Auswirkungen dieser Pfusch auf uns alle hat.
  9. Gierige Pharmafirma: So zockt sie Schwerkranke ab, SRF, Kassensturz, 30.04.2013, 12min
    Zufällig entdecken Forscher, dass ein bewährter Wirkstoff gegen Schuppenflechte auch bei der schweren Krankheit Multiple Sklerose hilft. Der US-Konzern Biogen nützt dies aus und verlangt für ein neues Medikament mit altbewährtem Wirkstoff Tausende von Franken.
    Siehe Blogartikel BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei.
  10. Warum Medikamente vom Markt verschwinden, ARD, plusminus, 30.01.2013, 5:34
    Viele Patienten sind auf bestimmte Medikamente eingestellt. Doch immer wieder nehmen Hersteller ihre Medikamente plötzlich vom Markt. „Plusminus“ fragt nach den Gründen.
    Siehe Blogartikel BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei.
  11. Klinische Studien, RAI, 2013, 5:08
    Einführung für Laien in die evidenzbasierte Medizin (EBM). Dieses Video entspringt einem EU Forschungsprogramm.
  12. MS-Medikament, Frontal 21, ZDF, 12.11.2013, 7 Min., Start ab der 32. Minute Neu!
    Gute Zusammenfassung zu den überrissenen Preisen des neu erwarteten MS-Medikamentes BG-12 (Tecfidera®, Dimethylfumarat, Fumarsäure).

Radio Radio

  1. Ignaz Semmelweis: Entdecker der Hygiene, Wissenschaft DRS 2, 28. Juli 2012, 29:15
    Bei der Geburt am Kindbettfieber zu sterben, war für junge Frauen im 18. und 19. Jahrhundert eine grosse Gefahr. Erst der Arzt Ignaz Semmelweis entdeckte 1847 in Wien die Ursache: Die Hände der Ärzte infizierten die Frauen. Heute gilt er als Held der Medizin, der seinen Traum nicht aufgab, das Kindbettfieber zu besiegen. Doch damals spielte er eine ambivalente Rolle, und vieles an seinem Verhalten gibt Rätsel auf.
  2. Geheimsache Pillentest – Wie Studienergebnisse gezielt verschleiert werden, Wissenschaft im Brennpunkt, Deutschlandfunk, 6. März 2012, 27:23
    Jeder Patient, der ein Medikament einnimmt, und jeder Arzt, der ein Medikament verschreibt, muss sich auf eines verlassen können: dass es wirkt. Denn schließlich hat es vor der Zulassung in Klinischen Studien ihre Wirkung unter Beweis stellen müssen – an Hunderten oder gar Tausenden von Freiwilligen. Themen: Scheinegrippe und Tamiflu® von Roche.
  3. Ghostwriting bei klinischen Studien: Wenn Forscher nur den Namen liefern, WDR 5, Leonardo, 04. Juni 2013, 15min
    Ein Pharmaunternehmen könnte sein neues Medikament besser verkaufen, wenn es einen positiven Artikel dazu gäbe. Ein junger Akademiker liefert den Text gegen gute Bezahlung. Ein berühmter Professor setzt am Schluss seinen Namen unter das Werk und mehrt sein Ansehen mit einer weiteren Publikation. Drei Gewinner kommen dabei heraus. Nur der Patient kann verlieren – dann nämlich, wenn in diesem Geschäftsmodell Arzneimittelrisiken klein geredet werden.

Englischsprachig

Video und Fernsehen Film

  1. Ben Goldacre: What doctors don’t know about the drugs they prescribe, TED.com, Sept 2012, 13:29, Youtube
    Ben Goldacre erzählt engagiert über das Problem der Nicht-Publikation von „negativen“ Studien (Publication Bias). Wenn von 10 Studien über ein Medikament nur die 5 „positiven“ publiziert werden und die 5 anderen nicht, so meinen alle das Medikament sei wirksam, was es aber bei ganzer Datenlage nicht ist.
    Mehr dazu steht im neuen Buch Bad Pharma von Ben Goldacre.
  2. Treating Depression: Is there a placebo effect?, CBSNews.com, 19. Feb. 2012, 13:44, Extra: The placebo phenomenon 1:39
    Interview mit Irving Kirsch zur Wirkung von Placebos und Antidepressivas. Irving Kirsch hat ein lesenswertes Buch zum Thema geschrieben, The Emperor’s New Drugs: Exploding the Antidepressant Myth

    …The reason they get better is not the chemical in the drug. The difference between drug and placebo is very, very small, and in half of the studies, non-existent… You can get the same benefit without drugs.

  3. Ben Goldacre: Evidence and the Media, Evidence Live, 39:11
    The public and patients perception of health is influenced dramatically through media reporting. Ben Goldacre explores the role of the media and the importance of “unpicking” bad science and dodgy scientific claims.
    Wer es gern schriftlich hat, dem sei das Buch Die Wissenschaftslüge (Bad Science) von Ben Goldacre empfohlen.
  4. Ben Goldacre: Battling bad science, TED.com, 2011, 14:20
    Doctor and epidemiologist Ben Goldacre shows us, at high speed, the ways evidence can be distorted, from the blindingly obvious nutrition claims to the very subtle tricks of the pharmaceutical industry.
    Wer es gern schriftlich hat, dem sei das Buch Die Wissenschaftslüge (Bad Science) von Ben Goldacre empfohlen.
  5. Who cares in Sweden?, Artimus, 2012, Triologie, je 60min, Trailer, 3min
    Diese Triologie ist über die SSRI-Antidepressiva. Die Filme sind in englisch oder haben englische Untertitel. Der Film handelt von Schweden. Das Phänomen ist aber global. In den Filmen kommen international bekannte Wissenschaftler und Autoren wie David Healy, Robert Whitaker, Ray Moynihan, dem früheren Pfizer-Marketing-Vizepräsidenten Peter Rost und weitere vor. Diese domentarische Trilogie ist ind die Teile The Conscience, The Victims und The Lie aufgeteilt.
  6. Radio- und Videosammlung von Ben Goldacre.

Radiosendungen und Podcasts

  1. Ben Goldacre about Bad Pharma, Nature Extra Podcast, 28.09.2012
    Ben Goldacre diskutiert in einem Podcast der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature über sein neues Buch Bad Pharma.
  2. Ben Goldacre: Placebo, BBC Radio 4, 18. Aug. 2008,
    Bad Science MP3
    Dies ist eine Radiosendung von Ben Goldacre über den Placeboeffekt. In der Sendung kommen die beiden Placeboforscher Ivring Kirsch und Daniel Moermann zu Wort.

Film

  1. The Insider / Der Insider Hollywood, Thriller, 1999 mit Russell Crowe und Al Pacino, 7 Oscarnominationen, 3h.
    Der Biochemiker Jeffrey Wigand (Russell Crowe) ist Entwicklungschef und Vizepräsident der grossen Tabakfirma Brown & Williamson (Barclay, Lucky Strike, Pall Mall). Wigand ist als Forscher der Wahrheit verpflichtet und erträgt die Lüge, dass Rauchen nicht süchtig macht, nicht. Er wird entlassen. Daraufhin wird er zum Whisteblower und gibt sein Wissen dem Reporter Lowell Bergman (Al Pacino) der Fernsehstation CBS preis. Die Aussagen zeigen, dass die Tabakindustrie jahrzehntelang gelogen hat. Plötzlich verbietet das CBS-Management, die Ausstrahlung der Sendung. Sie haben Angst vor einer Klage der Tabakindustrie. Ein packender und realitätsnaher Film.
    Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Jeffrey Wigand und Lowell Bergman. Aufgrund der Aussage von Jeffrey Wigand mussten die Tabakfirmen einem Vergleich von über $200 Mrd. zustimmen.

Weitere deutschsprachige Sendungen

Fernsehsendungen

  1. Pharmahersteller halten gezielt Studien unter Verschluss, Monitor, ARD, 2009, 8:00
    Ein Beitrag über Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und verschwiegene Studien, Beispiel Edronax® Reboxetin. Mit einem Beitrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  2. Manipulierte Studien – Patienten als Versuchskaninchen, Kontrovers, BR, 2010, 5:52
    Mit einem Interview von Prof. Dr. David Klemperer.
  3. Sieg der Pharma-Lobby, der Fall des Peter Sawicki, nano, 3sat, 2010, 12:17
    Über das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und deren ehemaligen Chef Peter Sawicki.
  4. Die Macht der Pharmaindustrie 7:11
    Uwe Dolata, Bund der Kriminalbeamten: „Die Pharmaindustrie kann in Deutschland eigentlich machen was sie will. Wenn man sich die Methoden betrachtet, mit denen die Pharmaindustrie die Entscheidungsträger unter Druck setzt, so gehören die eigentlich in die mafiösen Strukturen.“ Über Pharma und Lobbying der Pharmaindustrie in Deutschland.
  5. Machenschaften der Pharmaindustrie Teil 1, 8:25 und Teil 2, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 5:39
    Ein Medikament welches seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird (kostet 50€) solle verboten werden und durch ein fast gleiches (kostet unglaubliche 1300€) ersetzt werden! Beitrag über Avastin und Lucentis, die bei der feuchten Makuladegeneration (AMD) eingesetzt werden. Darüber habe ich im Blogartikel Umverpacken, Formalitäten erledigen und abkassieren bereits berichtet.

Kurze Radiobeiträge Radio

  1. «Bibel der Psychiatrie»: Schreibt die Pharma mit?, Wissenschaft DRS 2, 28. Apr. 2012, 5:56
    Wer die Diagnose Depression, ADHD oder Angststörung erhält, zeigt eine Reihe von klar definierten Symptomen. Welche dies sind, steht in der sogenannten «Bibel der Psychiatrie». Diese wird derzeit überarbeitet. Die Krux dabei: Viele der beteiligten Wissenschaftler bekommen Geld von Pharmaunternehmen.
  2. Sollen Ärzte Placebos einsetzen?, Wissenschaft DRS 2, 25. Aug. 2012
    Medizin heilt auch ohne Wirkstoffe, denn die Erwartung, dass ein Medikament helfen wird, kann Wunder wirken. Diesen Placebo-Effekt solle man im ärztlichen Alltag nutzen, fordern nun Experten. Andere kritisieren dies als unethisch.
  3. Scheinmedikamente wirken auch ohne Lüge, Echo der Zeit, 26. Aug. 2012, 4:02
    Placebos können dieselbe Wirkung entfalten wie echte Medikamente – wenn es der Patient nicht weiss. Das ist eine gängige Meinung. Doch neue Studien kommen zum Schluss: Der Placebo-Effekt wirkt wohl auch ohne Lügen.
  4. Problem Medikalisierung: Wenn Pillen und Pulver zu rasch zur Hand sind, Echo der Zeit, 2. Juli 2011, 4:24
    Wer einen entzündeten Blinddarm hat, muss dringend zum Arzt. Und niemand wird bezweifeln, dass eine Magendarmgrippe den Körper ernsthaft belastet. Doch längst nicht immer ist heute so klar, was eigentlich als krank und was als gesund zu gelten hat. Die Grenzen sind fliessend geworden, Pillen und Pulver rasch zur Hand. Das zeigt sich etwa bei Menschen mit leichtem Übergewicht oder Stimmungsschwankungen. Experten sprechen deshalb von einer zunehmenden Medikalisierung des Alltags.
  5. Ein Fälschungsskandal erschüttert die Wissenschaft, Wissenschaft DRS 2, 5. Nov. 2011, 5:13
    Diese Woche hat ein Skandal die Wissenschaftsgemeinde erschüttert: Ein niederländischer Psychologieprofessor mit exzellentem Ruf hat über Jahre hinweg Daten gefälscht. Der Schaden für die Wissenschaft ist gross.

Die Liste der Sendungen überarbeite ich von Zeit zu Zeit.

Hörens- und sehenswerte Sendungen [akt. 3]

Was wurde in den elektronischen Medien zu Interessenkonflikten und Pharma-Machenschaften berichtet? Was für sehens- und hörenswerte Sendungen gibt es? Was sind die empfehlenswertesten?

Ich habe einmal die sehenswertesten Fernsehsendungen und die hörenswertesten Radiosendungen, die mir begegnet sind, zusammengestellt. Es lohnt sich wirklich in die eine oder andere Sendung reinzuhören. Es müssen nicht alle sein.

Die Beiträge stammen in der überwiegenden Zahl der Fälle von den öffentlich-rechtlichen Medien und sind teils aufwändig recherchiert. Alles anerkannte und seriöse Sendungen.

Deutschsprachig

Video und Fernsehen Film

  1. Pharmakonzerne „kaufen“ Selbsthilfegruppen, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 10 min
    Über gezielte Geldvergabepolitik sichern sich Pharmakonzerne Einfluss auch auf Selbsthilfegruppen. Sie glauben, Sie werden unvoreingenommen von Betroffenen informiert? Beispiele: Psoriasis Arbeitsgemeinschaft Berlin, Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Mit einem Beitrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  2. Die Gesundheitsfalle – Tödliche Pillen, SWR, 2007, 43 min
    Beitrag mit Prof. Dr. Jürgen Fröhlich, Pharmakologe der Universitätsklinik Hannover, über Nebenwirkungen von Medikamenten und den daraus verursachten Problemen. Beispiele von tödlichen Nebenwirkungen werden geschildert.
  3. Pharma Marketing, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 7:07
    Wie kann sich ein neues Medikament, das nicht besser ist, aber erheblich teurer ist, am Markt durchsetzen? Wie gelingt ein solcher Marketing-Coup? Ein Mittel dazu sind z.B. sogenannte Anwendungsstudien. Mit Ulrich Schwabe, Arzneimittelkommission der dt. Ärzteschaft.
  4. Wie die Pharmaindustrie, mit Krebs, Geld verdient…, Frontal 21, ZDF, 2011, 7:18
    Ein Bericht über Köderung von Ärzten z.B. an Pharmakongressen. Mit Aussagen eines Pharmareferenten und Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  5. Pharmaindustrie verschweigt massive Nebenwirkungen, ARD Kontraste, 2010, 9:33
    Beispiel Novo Nordisk Unterhautfettschrumpfung und das Beispiel Avandia von GlaxoSmithKline, siehe auch Blogartikel Wieder einmal ein Busse: 3 Mrd. USD für GlaxoSmithKline
  6. Das Pharma Kartell, Frontal 21, ZDF, Teil 2, Teil 3 je 14:46
    Bericht über das erhöhte Selbstmord- und Aggressivitätsrisiko von bei Antidepressiva wie Zoloft® von Pfizer oder Prozac® von Eli Lilly. ZDF Dokumentation über den Lobbyismus der Pharmaindustrie. Aufwändig recherchiert. Mit Prof. Bruno Müller-Oerlinghausen, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  7. Die Einflüsterer, ARD, 10.09.2012, 29min
    Eine Sendung über Lobbyismus in Deutschland: Wie Geld die Politik beeinflusst. Die Pharmaindustrie kommt nur am Rande vor, hauptsächlich wird über die Glückspielindustrie berichtet.
  8. Pfusch in der Wissenschaft, WDR, 04.06.2013, 45min Neu!
    Angemalte Präparate, erfundene Versuchspersonen, selbstverbuddelte Steinzeitwerkzeuge – manche Wissenschaftler pfuschen ganz plump. Andere verheimlichen Ergebnisse oder entwerfen ihre Studien so, dass ein irreführendes Ergebnis dabei herauskommen muss: Wem darf man noch glauben und warum machen Wissenschaftler so etwas? Quarks zeigt, wie Forscher tricksen und welche Auswirkungen dieser Pfusch auf uns alle hat.
  9. Gierige Pharmafirma: So zockt sie Schwerkranke ab, SRF, Kassensturz, 30.04.2013, 12min Neu!
    Zufällig entdecken Forscher, dass ein bewährter Wirkstoff gegen Schuppenflechte auch bei der schweren Krankheit Multiple Sklerose hilft. Der US-Konzern Biogen nützt dies aus und verlangt für ein neues Medikament mit altbewährtem Wirkstoff Tausende von Franken.
    Siehe Blogartikel BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei.
  10. Warum Medikamente vom Markt verschwinden, ARD, plusminus, 30.01.2013, 5:34 Neu!
    Viele Patienten sind auf bestimmte Medikamente eingestellt. Doch immer wieder nehmen Hersteller ihre Medikamente plötzlich vom Markt. «Plusminus» fragt nach den Gründen.
    Siehe Blogartikel BG-12/Fumarsäure/Dimethylfumarat/Tecfidera® Abzockerei.
  11. Klinische Studien, RAI, 2013, 5:08 Neu!
    Einführung für Laien in die evidenzbasierte Medizin (EBM). Dieses Video entspringt einem EU Forschungsprogramm.

Radio Radio

  1. Ignaz Semmelweis: Entdecker der Hygiene, Wissenschaft DRS 2, 28. Juli 2012, 29:15
    Bei der Geburt am Kindbettfieber zu sterben, war für junge Frauen im 18. und 19. Jahrhundert eine grosse Gefahr. Erst der Arzt Ignaz Semmelweis entdeckte 1847 in Wien die Ursache: Die Hände der Ärzte infizierten die Frauen. Heute gilt er als Held der Medizin, der seinen Traum nicht aufgab, das Kindbettfieber zu besiegen. Doch damals spielte er eine ambivalente Rolle, und vieles an seinem Verhalten gibt Rätsel auf.
  2. Geheimsache Pillentest – Wie Studienergebnisse gezielt verschleiert werden, Wissenschaft im Brennpunkt, Deutschlandfunk, 6. März 2012, 27:23
    Jeder Patient, der ein Medikament einnimmt, und jeder Arzt, der ein Medikament verschreibt, muss sich auf eines verlassen können: dass es wirkt. Denn schließlich hat es vor der Zulassung in Klinischen Studien ihre Wirkung unter Beweis stellen müssen – an Hunderten oder gar Tausenden von Freiwilligen. Themen: Scheinegrippe und Tamiflu® von Roche.
  3. Ghostwriting bei klinischen Studien: Wenn Forscher nur den Namen liefern, WDR 5, Leonardo, 04. Juni 2013, 15min Neu!
    Ein Pharmaunternehmen könnte sein neues Medikament besser verkaufen, wenn es einen positiven Artikel dazu gäbe. Ein junger Akademiker liefert den Text gegen gute Bezahlung. Ein berühmter Professor setzt am Schluss seinen Namen unter das Werk und mehrt sein Ansehen mit einer weiteren Publikation. Drei Gewinner kommen dabei heraus. Nur der Patient kann verlieren – dann nämlich, wenn in diesem Geschäftsmodell Arzneimittelrisiken klein geredet werden.

Englischsprachig

Video und Fernsehen Film

Mit deutschen Untertiteln

  1. Ben Goldacre: What doctors don’t know about the drugs they prescribe, TED.com, Sept 2012, 13:29, Youtube
    Ben Goldacre erzählt engagiert über das Problem der Nicht-Publikation von «negativen» Studien (Publication Bias). Wenn von 10 Studien über ein Medikament nur die 5 «positiven» publiziert werden und die 5 anderen nicht, so meinen alle das Medikament sei wirksam, was es aber bei ganzer Datenlage nicht ist.
    Mehr dazu steht im neuen Buch Bad Pharma von Ben Goldacre.
  2. Treating Depression: Is there a placebo effect?, CBSNews.com, 19. Feb. 2012, 13:44, Extra: The placebo phenomenon 1:39
    Interview mit Irving Kirsch zur Wirkung von Placebos und Antidepressivas. Irving Kirsch hat ein lesenswertes Buch zum Thema geschrieben, The Emperor’s New Drugs: Exploding the Antidepressant Myth

    …The reason they get better is not the chemical in the drug. The difference between drug and placebo is very, very small, and in half of the studies, non-existent… You can get the same benefit without drugs.

  3. Ben Goldacre: Evidence and the Media, Evidence Live, 39:11
    The public and patients perception of health is influenced dramatically through media reporting. Ben Goldacre explores the role of the media and the importance of “unpicking” bad science and dodgy scientific claims.
    Wer es gern schriftlich hat, dem sei das Buch Die Wissenschaftslüge (Bad Science) von Ben Goldacre empfohlen.
  4. Ben Goldacre: Battling bad science, TED.com, 2011, 14:20
    Doctor and epidemiologist Ben Goldacre shows us, at high speed, the ways evidence can be distorted, from the blindingly obvious nutrition claims to the very subtle tricks of the pharmaceutical industry.
    Wer es gern schriftlich hat, dem sei das Buch Die Wissenschaftslüge (Bad Science) von Ben Goldacre empfohlen.
  5. Who cares in Sweden?, Artimus, 2012, Triologie, je 60min, Trailer, 3min
    Diese Triologie ist über die SSRI-Antidepressiva. Die Filme sind in englisch oder haben englische Untertitel. Der Film handelt von Schweden. Das Phänomen ist aber global. In den Filmen kommen international bekannte Wissenschaftler und Autoren wie David Healy, Robert Whitaker, Ray Moynihan, dem früheren Pfizer-Marketing-Vizepräsidenten Peter Rost und weitere vor. Diese domentarische Trilogie ist ind die Teile The Conscience, The Victims und The Lie aufgeteilt.
  6. Radio- und Videosammlung von Ben Goldacre.

Radiosendungen und Podcasts

  1. Ben Goldacre about Bad Pharma, Nature Extra Podcast, 28.09.2012
    Ben Goldacre diskutiert in einem Podcast der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature über sein neues Buch Bad Pharma.
  2. Ben Goldacre: Placebo, BBC Radio 4, 18. Aug. 2008,
    Bad Science MP3
    Dies ist eine Radiosendung von Ben Goldacre über den Placeboeffekt. In der Sendung kommen die beiden Placeboforscher Ivring Kirsch und Daniel Moermann zu Wort.

Film

  1. The Insider / Der Insider Hollywood, Thriller, 1999 mit Russell Crowe und Al Pacino, 7 Oscarnominationen, 3h.
    Der Biochemiker Jeffrey Wigand (Russell Crowe) ist Entwicklungschef und Vizepräsident der grossen Tabakfirma Brown & Williamson (Barclay, Lucky Strike, Pall Mall). Wigand ist als Forscher der Wahrheit verpflichtet und erträgt die Lüge, dass Rauchen nicht süchtig macht, nicht. Er wird entlassen. Daraufhin wird er zum Whisteblower und gibt sein Wissen dem Reporter Lowell Bergman (Al Pacino) der Fernsehstation CBS preis. Die Aussagen zeigen, dass die Tabakindustrie jahrzehntelang gelogen hat. Plötzlich verbietet das CBS-Management, die Ausstrahlung der Sendung. Sie haben Angst vor einer Klage der Tabakindustrie. Ein packender und realitätsnaher Film.
    Der Film basiert auf der wahren Geschichte von Jeffrey Wigand und Lowell Bergman. Aufgrund der Aussage von Jeffrey Wigand mussten die Tabakfirmen einem Vergleich von über $200 Mrd. zustimmen.

Weitere deutschsprachige Sendungen

Fernsehsendungen

  1. Pharmahersteller halten gezielt Studien unter Verschluss, Monitor, ARD, 2009, 8:00
    Ein Beitrag über Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und verschwiegene Studien, Beispiel Edronax® Reboxetin. Mit einem Beitrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Arzneimittelkommission dt. Ärzteschaft.
  2. Manipulierte Studien – Patienten als Versuchskaninchen, Kontrovers, BR, 2010, 5:52
    Mit einem Interview von Prof. Dr. David Klemperer.
  3. Sieg der Pharma-Lobby, der Fall des Peter Sawicki, nano, 3sat, 2010, 12:17
    Über das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) und deren ehemaligen Chef Peter Sawicki.
  4. Die Macht der Pharmaindustrie 7:11
    Uwe Dolata, Bund der Kriminalbeamten: «Die Pharmaindustrie kann in Deutschland eigentlich machen was sie will. Wenn man sich die Methoden betrachtet, mit denen die Pharmaindustrie die Entscheidungsträger unter Druck setzt, so gehören die eigentlich in die mafiösen Strukturen.» Über Pharma und Lobbying der Pharmaindustrie in Deutschland.
  5. Machenschaften der Pharmaindustrie Teil 1, 8:25 und Teil 2, Nano, 3Sat, Gemeinschaftsunternehmen von ARD, ZDF, ORF und SF, 2009, 5:39
    Ein Medikament welches seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird (kostet 50€) solle verboten werden und durch ein fast gleiches (kostet unglaubliche 1300€) ersetzt werden! Beitrag über Avastin und Lucentis, die bei der feuchten Makuladegeneration (AMD) eingesetzt werden. Darüber habe ich im Blogartikel Umverpacken, Formalitäten erledigen und abkassieren bereits berichtet.

Kurze Radiobeiträge Radio

  1. «Bibel der Psychiatrie»: Schreibt die Pharma mit?, Wissenschaft DRS 2, 28. Apr. 2012, 5:56
    Wer die Diagnose Depression, ADHD oder Angststörung erhält, zeigt eine Reihe von klar definierten Symptomen. Welche dies sind, steht in der sogenannten «Bibel der Psychiatrie». Diese wird derzeit überarbeitet. Die Krux dabei: Viele der beteiligten Wissenschaftler bekommen Geld von Pharmaunternehmen.
  2. Sollen Ärzte Placebos einsetzen?, Wissenschaft DRS 2, 25. Aug. 2012
    Medizin heilt auch ohne Wirkstoffe, denn die Erwartung, dass ein Medikament helfen wird, kann Wunder wirken. Diesen Placebo-Effekt solle man im ärztlichen Alltag nutzen, fordern nun Experten. Andere kritisieren dies als unethisch.
  3. Scheinmedikamente wirken auch ohne Lüge, Echo der Zeit, 26. Aug. 2012, 4:02
    Placebos können dieselbe Wirkung entfalten wie echte Medikamente – wenn es der Patient nicht weiss. Das ist eine gängige Meinung. Doch neue Studien kommen zum Schluss: Der Placebo-Effekt wirkt wohl auch ohne Lügen.
  4. Problem Medikalisierung: Wenn Pillen und Pulver zu rasch zur Hand sind, Echo der Zeit, 2. Juli 2011, 4:24
    Wer einen entzündeten Blinddarm hat, muss dringend zum Arzt. Und niemand wird bezweifeln, dass eine Magendarmgrippe den Körper ernsthaft belastet. Doch längst nicht immer ist heute so klar, was eigentlich als krank und was als gesund zu gelten hat. Die Grenzen sind fliessend geworden, Pillen und Pulver rasch zur Hand. Das zeigt sich etwa bei Menschen mit leichtem Übergewicht oder Stimmungsschwankungen. Experten sprechen deshalb von einer zunehmenden Medikalisierung des Alltags.
  5. Ein Fälschungsskandal erschüttert die Wissenschaft, Wissenschaft DRS 2, 5. Nov. 2011, 5:13
    Diese Woche hat ein Skandal die Wissenschaftsgemeinde erschüttert: Ein niederländischer Psychologieprofessor mit exzellentem Ruf hat über Jahre hinweg Daten gefälscht. Der Schaden für die Wissenschaft ist gross.

Die Liste der Sendungen überarbeite ich von Zeit zu Zeit.

Prominente oder Angehörige mit MS [akt.]

Welche prominenten oder bekannten Personen mit Multiple Sklerose (MS) gibt es? Welche Angehörigen von Promis sind bekannt?

Jene mir bekannten öffentlichen Personen oder deren Angehörige mit MS habe ich aufgeschrieben. Hier habe ich einmal eine Liste der gefundenen Namen.

Für alle von MS betroffenen Personen bedaure ich, dass sie an dieser immer noch unheilbaren und unberechenbaren Krankheit leiden.

Name Bemerkung Land Diagnose Artikel
Alex Rubeli Wettermoderator beim Schweizer Fernsehen CH ~2010
Jasmin Nunige Langläuferin und Bergläuferin CH 2011 Blogartikel Fit for Life, 1/2-2012 Südostschweiz SRF iTV HP
Ada Marra Nationalrätin (VD) der SP CH ~2007 illustre.ch
Marcel Grossmann † Physiker, Mitbegründer der Allgemeinen Relativitätstheorie neben Einstein CH nzz.ch
Manfred Wielandt Vater von ehmaligen Mister Schweiz Tim Wielandt CH SF.tv
Seraina Mischol Spitzenlangläuferin CH 2011 sport.sf.tv, nzz.ch
Nathalie Todenhöfer Tochter des ehemaligen Top Managers des Verlagshaus Burda («Bunte») und ehemaliger CDU Politiker Dr. Jürgen Todenhöfer D stern.de
Anne Rowling † Mutter der Harry Potter Autorin JK Rowling UK independent.co.uk
Fraser C. Robinson III † Vater von Michelle Obama, First Lady USA ms-reporter.de
Ann Romney Frau des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner USA about.com
Jack Osbourne Sohn eines US Rocksängers USA ms.about.com stern.de stern.de
Nicoletta Mantovani Witwe des Opernsängers Luciano Pavarotti I ms-reporter.de
Marilyn Hilton † Grossmutter von Paris Hilton, Hotelerbin USA Pro 7 Blog
Egon Zimmermann Skifahrer, Weltmeister und Olympiasieger 60er Jahre A Wikipedia
Hubert Wallner Radiomoderator A Freak-Online
Gitti Goetz Schlagersängerin D Calispera
Aaron Solowoniuk Schlagzeuger von Billy Talent CA 2006 Fanpage
Josh Harding NHL Torhüter von Minnesota Wild CA 2012 Tagi Neu!
José Fajardo Vater der Sängerin Gloria Estefan US / CU Divastation
Howard Carpendale Schlagersänger D / ZA 2003 Bild
Dagmar Wulff † Mutter des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff D
Jacqueline du Pré † Cellistin und Frau des Dirigenten Daniel Barenboim D 1973 Wikipedia
Mutter vom Schlagersänger Rex Gildo (Ludwig Hirtreiter) D
Rex Gildo † Schlagersänger (Ludwig Hirtreiter), nicht zweifelsfrei klar D Neue Blatt
Malu Dreyer Neu! SPD Politikerin, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie der Landesregierung von Rheinland-Pfalz D 1995
PPMS
Rhein-Zeitung Spiegel
Don Van Vliet † Neu! alias Captain Beefheart, Musiker und Maler US? 1982 WOZ
Knud Kohr Neu! Journalist und Schriftsteller D 2003 WOZ WOZ WOZ WOZ

Paris Hilton mit MS T-ShirtParis Hilton 2008 mit T-Shirt «We ❤ to erase MS»

Bemerkenswert ist, dass egal wer im November als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, er hatte oder hat einen MS-Fall in der Familie.

Es gibt nicht sehr viele Prominente oder Bekannte mit MS. Die Krankheit bricht meistens früh aus – zu früh um eine Karriere zu begründen und bekannt zu werden. Heutzutage umso mehr, als schon frühe Diagnosen gemacht werden. Mit einer MS-Diagnose lassen sich wohl die wenigsten auf Abenteuer ein.

Falls Ihr andere bekannte Leute kennt, könnt ihr mir diese schicken. Ich werde die Liste ergänzen. Ich bin interessiert daran.

Danke an MS-Reporter. Ich habe meine Liste mit weiteren Personen von seinem Blog ergänzt. Weiterer Dank geht an die Unterstützung durch Erika, Evelyne, Gabriela und Bobbele vom Schweizer MS-Gesellschafts-Forum.

Prominente oder Angehörige mit MS [akt.]

Welche prominenten oder bekannten Personen mit Multiple Sklerose (MS) gibt es? Welche Angehörigen von Promis sind bekannt?

Jene mir bekannten öffentlichen Personen oder deren Angehörige mit MS habe ich aufgeschrieben. Hier habe ich einmal eine Liste der gefundenen Namen.

Für alle von MS betroffenen Personen bedaure ich, dass sie an dieser immer noch unheilbaren und unberechenbaren Krankheit leiden.

Name Bemerkung Land Diagnose Artikel
Kuno Launer Neu! Sänger von Züri-West CH 2017 Blick NZZaS
Alex Rubeli Wettermoderator beim Schweizer Fernsehen CH ~2010
Jasmin Nunige Langläuferin und Bergläuferin CH 2011 Blogartikel Fit for Life, 1/2-2012 Südostschweiz HP
Ada Marra Nationalrätin (VD) der SP CH ~2007 illustre.ch
Babic Mutter des FC St. Gallen Fussballers Boris Babic CH blick.ch
Marcel Grossmann † Physiker, Mitbegründer der Allgemeinen Relativitätstheorie neben Einstein CH nzz.ch
Manfred Wielandt Vater von ehmaligen Mister Schweiz Tim Wielandt CH SF.tv
Seraina Mischol Spitzenlangläuferin CH 2011 sport.sf.tv, nzz.ch
Nathalie Todenhöfer Tochter des ehemaligen Top Managers des Verlagshaus Burda („Bunte“) und ehemaliger CDU Politiker Dr. Jürgen Todenhöfer D stern.de
Anne Rowling † Mutter der Harry Potter Autorin JK Rowling UK independent.co.uk
Fraser C. Robinson III † Vater von Michelle Obama, First Lady USA ms-reporter.de
Ann Romney Frau des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner USA about.com
Jack Osbourne Sohn eines US Rocksängers USA ms.about.com stern.de stern.de
Nicoletta Mantovani Witwe des Opernsängers Luciano Pavarotti I ms-reporter.de
Marilyn Hilton † Grossmutter von Paris Hilton, Hotelerbin USA Pro 7 Blog
Egon Zimmermann Skifahrer, Weltmeister und Olympiasieger 60er Jahre A Wikipedia
Phil Hubbe Karikaturist, Cartoonzeichner D 1988 Homepage
Marc Metzger (Blötschkopp) Karnevallist, Komiker D 1999 Wikipedia
Evan Blass (@evleaks) Tech Leaker, Tech Journalist USA 2004 Wikipedia
Hubert Wallner Radiomoderator A Freak-Online
Gitti Goetz Schlagersängerin D Calispera
Aaron Solowoniuk Schlagzeuger von Billy Talent CA 1997
Josh Harding NHL Torhüter von Minnesota Wild CA 2012 Tagi
José Fajardo Vater der Sängerin Gloria Estefan US / CU guardian rollingstone
Howard Carpendale Schlagersänger D / ZA 2003 Bild
Dagmar Wulff † Mutter des Ex-Bundespräsidenten Christian Wulff D
Jacqueline du Pré † Cellistin und Frau des Dirigenten Daniel Barenboim D 1973 Wikipedia
Mutter vom Schlagersänger Rex Gildo (Ludwig Hirtreiter) D
Rex Gildo † Schlagersänger (Ludwig Hirtreiter), nicht zweifelsfrei klar D Neue Blatt
Malu Dreyer SPD Politikerin, Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie der Landesregierung von Rheinland-Pfalz D 1995
PPMS
Rhein-Zeitung Spiegel
Don Van Vliet † alias Captain Beefheart, Musiker und Maler US? 1982 WOZ
Knud Kohr Journalist und Schriftsteller D 2003 WOZ WOZ WOZ WOZ
Kathrin Vogler Bundestagsabgeordnete. Die Linke D 3-Sat, nano ab 4:45
Liliane Waldner SP-Politikerin und frühere ZKB-Bankrätin, persönliche Mitarbeiterin der legendären Zürcher Stadträtin und SP-Ständerätin Emilie Lieberherr. Ihr Vater war der Freiheitskämpfer und erste ugandische Staatspräsident Yusuf Kironde Lule, der 1979 Diktator Idi Amin stürzte. CH 1993 Tagi
Pavel Belobradek Vizeregierungschef von Tschechien CZ 2001 Wikipedia
Chris Wright Basketball-Profi US 2012 welt.de
Selma Blair Hollywood-Schauspielerin US 2018 nzz.ch SRF
Pamela Griffiths Mutter des Dirigenten Howard Griffiths UK MS.ch

Paris Hilton mit MS T-ShirtParis Hilton 2008 mit T-Shirt „We ❤ to erase MS“

Bemerkenswert ist, dass egal wer im November als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt wird, er hatte oder hat einen MS-Fall in der Familie.

Es gibt nicht sehr viele Prominente oder Bekannte mit MS. Die Krankheit bricht meistens früh aus – zu früh um eine Karriere zu begründen und bekannt zu werden. Heutzutage umso mehr, als schon frühe Diagnosen gemacht werden. Mit einer MS-Diagnose lassen sich wohl die wenigsten auf Abenteuer ein.

Falls Ihr andere bekannte Leute kennt, könnt ihr mir diese schicken. Ich werde die Liste ergänzen. Ich bin interessiert daran.

Danke an MS-Reporter. Ich habe meine Liste mit weiteren Personen von seinem Blog ergänzt. Weiterer Dank geht an die Unterstützung durch Erika, Evelyne, Gabriela und Bobbele vom Schweizer MS-Gesellschafts-Forum.

Pharmaindustrie: Fehlverhalten und Justizfälle [akt. 6]

War die $3 Mrd. Busse gegen GlaxoSmithKline ein Einzelfall? Was waren die Bussen der letzten Jahre? Welche Ermittlungen sind im Gange?

Ich bin nicht gegen Pharma, aber ich bin gegen unsaubere Machenschaften und illegale Praktiken. Die Pharmaindustrie vertreibt lebensrettende Medikamente und ist eine wichtige Industrie. Leider aber scheint der Gewinn mit allen Mitteln maximiert zu werden – mit legalen und illegalen.

US Bussen für Big Pharma bis Juli 2012US Bussen für Big Pharma bis Juli 2012 | CC BY-NC-ND Public Citizen
Bei der Pharmaindustrie hat man manchmal den Eindruck es gehe nur ums Verkaufen – soviel und so teuer wie möglich. Ungeeignete, mittelmässige oder gar nutzlose Medikamente werden nach allen Regeln der Kunst, teilweise illegalen, an den Mann und die Frau gebracht. Es werden Ärzte, Forscher, Studien und Politiker manipuliert. Studien beschönigt, Wissenschaftlichkeit vorgetäuscht, „negative Resultate“ unterdrückt, Wirkungen übertrieben. Produktionsprozesse nicht im Griff. Überrissene Preise werden verrechnet. Bestechungsgelder (Kickbacks) an Ärzte für Verordnungen bezahlt(, welche auch angenommen wurden). Kritiker bedroht und eingeschüchtert. Nein, es handelt sich hier nicht um die Mafia.

Ich habe einmal eine Zusammenstellung der Bussen der US Justiz erstellt, zusammen mit anderen dokumentiertem Fehlverhalten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Unternehmen Grund Busse Mio $ Jahr Referenz
Novartis Marketingfehlverhalten, Kickbacks (Trileptal) 422.5 2010 Tagi blog.nytimes USDOJ
Novartis Frauendiskriminierung 250 2010 NZZ
Roche Marketingfehlverhalten und Preismanipulation (Rituxan) 20 2011 Pharmalot
Pfizer Marketingfehlverhalten, Schmiergeld (Bextra, Lipitor, Viagra) 2300 2010 NZZ
Eli Lilly Marketingfehlverhalten (Zyprexa) 1400 2010 NZZ USDOJ
Branche Verzögerung, Blockierung von Generika (Bericht EU) 2008 NZZ
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Paxil, Wellbutrin, Avandia, Advair, Lamictal, Zofran), Kick-Backs (Imitrex, Lotronex, Flovent, Valtrex), Überzogene Rechnungen 3000 2012 Blogartikel Tagi Spiegel USDOJ, USDOJ Pharmalot Pharmalot
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Wellbutrin SR) FDA Klage Offen Pharmalot
Merck Serono Kickbacks (Rebif®) 44.3 2011 Bloomberg, USDOJ
Merck KGaA Produktionsprobleme FDA Brief 2012 Pharmalot
Merck Serono Marketingfehlverhalten (Serostim) 704 2005 USDOJ
Bayer Healthcare Marketingfehlverhalten (Xarelto) Klage 2012 Spiegel
Pfizer Marketingfehlverhalten (Neurotonin) 141 2010 Reuters Pharmalot
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 45 2012 Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 10.4 2012 Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 896 2012 Bloomberg Businessweek Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 72 2011 Pharmalot
Pfizer Mutmasslich illegaler Freilandversuch an Kindern in Afrika (Trovan), Druck auf Staatsanwaltschaft 75 2010 Süddeutsche US Cable Guardian
Merck (MSD) Marketingfehlverhalten (Vioxx®) C$ 37 2012 Yahoo
Merck (MSD) Marketingfehlverhalten (Vioxx®) 950 2011 Spiegel USDOJ
Pfizer Nichtpublikation negativer Resultate (Reboxetine) Publ. 2010 IQWiG BMJ
Pfizer (Wyeth) Ghostwriting (HRT) Publ. 2010 Ärzteblatt
GlaxoSmithKline Produktqualität (Avandia, Paxil) und Produktionsmethoden 750 2010 independent.co.uk
Elan Marketingfehlverhalten (Zonegran) 203 2011 USDOJ USDOJ
Dey Preisbetrug 280 2010 USDOJ
Forest Marketingfehlverhalten (Levothroid, Celexa, Lexapro) 313 2010 USDOJ
Abott Marketingfehlverhalten (Depakote) 1600 2012 USDOJ Pharmalot
Novo Nordisk Marketingfehlverhalten (Novoseven) 25 2011 USDOJ
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Topamax) 81 2010 USDOJ
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 181 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Manager Nichtgenehmigte Studien mit Todesfolge Gefängnis 2×9M + 4M 2011 Pharmalot
Sanofi-Aventis Preisbetrug 190 2007 USDOJ
Novo Nordisk Kauf von Patientendaten (Novolin, Novolog) 1.7 2011 USDOJ
AstraZeneca Off-Label Marketing, Kickbacks (Seroquel®) 520 2010 NYimes NYTimes USDOJ
AstraZeneca Marketingfehlverhalten (Seroquel®) 26 2012 Pharmalot
AstraZeneca Marketingfehlverhalten, Irreführung bei Nebenwirkungen, Nichtveröffentlichung negativer Resultate (Seroquel®) 68.5 2011 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Marketingfehlverhalten 515 2007 NYTimes Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Bilanzmanipulation (Channel stuffing) 300 2005 Bloomberg
Bristol-Myers Squibb Bilanzmanipulation (Channel stuffing) (Erbitux, Vanlev) 300 2004 Bloomberg
Bristol-Myers Squibb Manager Bilanzmanipulation 0.17 2012 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Manager Bilanzmanipulation 0.4 2010 Pharmalot
Fresenius Kabi Bedrohung (HES) 2012 Spiegel
GlaxoSmithKline Bedrohung (Avandia) 1999 US Senate
Pfizer, Ranbaxy Generikaverzögerung, Kartellabsprache („Pay for Delay“) (Lipitor) Klage 2012 BloombergBusinessNews
Deutsche Homöopathie-Union (DHU), Biologische Heilmittel Heel, Staufen Pharma, WALA Heilmittel, Weleda, Hevert Journalisten Diskreditierung 2012 Süddeutsche
Teva Pharma Übertreibung der Wirkung und Sicherheit (Copaxone®) FDA Warning 2012 FDA Letter Pharmalot
Teva Pharma Anwendungsrisiken (Propofol) 250 2012 Bloomberg Pharmalot
Teva Pharma Anwendungsrisiken (Propofol) 500 2010 Pharmalot
Ungenannt Erpressungsversuche der Inserenten bei Ärztezeitung Artikel 2011 SÄZ
GlaxoSmithKline Unterdrückungsversuch kritischer Meinung (Avandia) Editorial 2010 Euro. Heart Journal
Pfizer Korruption 60 2012 Pharmalot SEC Pharmalot
Teva Korruption Untersuch (Subpoena) 2012 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Korruption Untersuch (Subpoena) 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Korruption 70 2011 Pharmalot
Bayer Verletzung von Branchenrichtlinien (ABPI Code bei Xarelto) 2012 InPharm
Bayer Sammelklage (Yasmin) 402.6 2012 Bloomberg
Bayer Sammelklage (Yaz) 610.5 Offen Bloomberg
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 158 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 327 2012 Bloomberg
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 258 2010 Bloomberg Pharmalot
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 1100 2012 SF.tv Handelszeitung Pharmalot
Bayer Marketingfehlverhalten (Aspirin) 15 2012 Businessweek
Pfizer Marketingfehlverhalten (Zithromax) FDA Warnung 2012 Pharmalot
Sanofi-Aventis Überzogene Rechnungen in Algerien (Overbilling) 25 2012 La Tribune Pharmalot
Sanofi-Aventis Überzogene Rechnungen in Kanada (Quadrace, Pentacel) 2.5 2012 Pharmalot
Roche Verheimlichung von Nebenwirkungen EMA Untersuch Offen DRS1 Pharmalot EMA
Fresenius Medical Care Selektive Information (GranuFlo) FDA Untersuch Offen NY Times Pharmalot
Johnson & Johnson Fehlerhafte Hüftimplantate 0.6 2012 Businessweek
AstraZeneca Irreführung bei Nebenwirkungen (Seroquel®) 46 2012 PharmaGossip
Eli Lilly Zahlung ohne Schuldeingeständnis, Vorwurf Marketingfehlverhalten (Zyprexa) 45 PharmaGossip
Bristol-Myers Squibb Manager lügt vor Gericht Memoiren schreiben 2012 WSJ Pharmalot
Abott Produktregelverstösse 100 1999 Pharmalot
TAP Pharmaceutical (joint venture Abbott and Takeda Pharmaceutical) Manipulation Medicaid und Medicare 875 2001 Pharmalot
Cetero CRO: Datenmanipulation und Studienfälschung, Teva betroffen Konkurs Pharmalot Pharmalot
Cypress Pharmaceutical Marketingfehlverhalten (Hylira, Zaclir, Zacare) 2.8 2012 Pharmalot
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Avandia) 90 2012 Staatsanwalt Maryland
Novartis Anklage wegen Bestechung von Ärzten im Falle von Bluthochdruck (Lotrel, Valturna) und Diabetes (Starlix) Anklage 2013 NZZ Tagesanzeiger Blick dailypress
Novartis Untersuch (Gilenya®, Glivec®) Untersuch 2013 SonntagOnline
Pfizer Marketingfehlverhalten (Rapamune) 491 2013 Forum Gesundheitspolitik DOJ
Johnson & Johnson Schmiergelder (=Korruption) und Marketingfehlverhalten (Risperdal) 2200 2013 Tagi Bloomberg NYTimes
Lundbeck Generikaverzögerung (Kartellabsprachen, Pay for Delay) (Citalopram) 129 2013 NZZ FAZ
Johnson & Johnson Generikaverzögerung (Kartellabsprachen, Pay for Delay) in NL (Fentanyl) 15 2013 NZZ
Novartis Generikaverzögerung (Kartellabsprachen, Pay for Delay) in NL (Fentanyl) 7 2013 NZZ
Novartis Korruption (Schmiergeldzahlungen) (Exjade, Myfortic) 390 2015 Tagi SRF Tagi NZZ NZZ NZZ NZZ Tagesanzeiger justice.gov
Novartis Irreführende Werbung in Japan (Diovan) Klage 2014 SRF Tagi NZZ
Novartis, Roche Preisabsprachen in Italien (Lucentis, Avastin) Ermitt. 2014 Tagi
Novartis Verschwiegene Nebenwirkungen in Japan (Krebsmittel Tasigna) Rücktritte, Anklage 2014 NZZ NZZ
Takeda Krebsrisiko verschwiegen (Actos, gegen Diabetes-2) 6000 2014 NZZ
Eli Lilly Krebsrisiko verschwiegen (Actos, gegen Diabetes-2) 3000 2014 NZZ
Servier, Teva, Lupin, Matrix Laboratories (Mylan), Niche/Unichem, Krka Verstoss gegen das Kartellverbot (Pay for delay) (Bluthochdruck-Medikament Perindopril) 427,7 Mio. € 2014 NZZ
GlaxoSmithKline Bestechungsvorwürfe in China Untersuch / Anklage 2014 NZZ NZZ
Novartis, Roche Korruptionsvorwürfe in Rumänien Razzia 2015 BZ
Novartis Korruptionsvorwürfe in der Türkei Untersuch 2016 NZZ
Novartis Bestechungsvorwürfe Untersuch 2016 Tagi
Novartis Schmiergeldazahlungsvorwürfe in Griechenland Untersuch 2016 NZZ
Purdue Pharma Herunterspielen von OxyContin (Opioid) 634.5 2007 NY Tagi
Novartis Vorwurf der Manipulation der Testdaten vor der Zulassung der Gen-Therapie Zolgensma (2 Mio. $ pro Einmaldosis) 2019 NZZ NZZ
Purdue Pharma Vergleichszahlung wegen dem Opioid OxyContin 270 2019 NZZ Tagi NZZ
Teva Vergelichszahlung wegen Opioid 85 2019 NZZ Tagi
Johnson & Johnson Wiedergutmachung von Schäden durch synthetische Opioide im Gliedstaat Oklahoma, irreführender Werbung 572 2019 NZZ Tagi
Merz Pharma Schweiz AG Illegale Vorteilsgewährung und Umsatzsteigerung (Axura) CEO 4000 Fr.; 10‘000 Fr. / Mitarbeiter 2017 Son­ntags­zei­tung
Insys Bestechung von Ärzten im Stil einer Gangsterbande zum Überverschreiben des Subsys-Sprays (Fentanyl, Opoidkrise) Gefängnis für Chefs 2020 NZZ
Sandoz (Novartis) Illegale Preisabsprachen und andere kartellrechtliche Verstösse 195 2020 NZZ
Novartis Bestechung von Ärzten von 2002 bis 2014 in den USA 678 2020 NZZ Tagi Neu!

Auflistung von Fehlverhalten und Bussen der Arzneimittelindustrie (Big Pharma und Homöopathie) der letzten Jahr. USDOJ = US Departement of Justice. Stand: 31.08.2012

Von 1987 bis 2011 zahlte die Pharmaindustrie für $30 Mrd. Bussen (DOJ, DOJ, Pharmalot, Pharmalot), davon in den Jahren 2009 und 2010 je $3 Mrd. Im Jahre 2012 zahlt allein GlaxoSmithKline eine Busse von $3 Mrd.

Die Bussen sind meistens als Vergleiche zwischen der US Justiz und den entsprechenden Pharmaunternehmen zustande gekommen. Die Bussen wurden also ausgehandelt. Dies ist in der US Justiz möglich. Leider sind in den wenigsten Vergleichen, interne Dokumente veröffentlicht worden, die weitergehende Einblicke in das Geschäftsgebaren gezeigt hätten.

Die vollständige Liste der Übereinkommen der US Justiz mit Unternehmen: Corporate Integrity Agreements

Weitere Fälle sind in Bearbeitung der US-Justiz, z.B. womögliche weitere $2.2 Mrd. Busse für Johnson & Johnsohn (Bloomberg). Stay tuned – wie die Amerikaner zu sagen pflegen. [Aktualisierung 05.11.2013: Johnson & Johnson zahlt nun die vermuteten $2.2 Mrd. Busse, siehe Nachtrag.]

Die grössten Pharmakonzerne der Welt

# Unternehmen Sitz Umsatz (in Mrd. USD)
1 Pfizer USA, New York 57.7
2 Novartis Schweiz, Basel 54.0
3 Merck & Co., Inc. (MSD) USA, New Jersey 41.3
4 Sanofi-Aventis Frankreich, Paris 37.0
5 Hoffmann-La Roche Schweiz, Basel 34.9
6 GlaxoSmithKline Großbritannien, London 34.4
7 AstraZeneca Großbritannien, London 33.6
8 Johnson & Johnson USA, New Jersey 24.4
9 Abbott USA, Illinois 22.4
10 Eli Lilly and Company USA, Indianapolis 21.9
Quelle: Wikipedia, Stand: 2012, CC BY-SA

Off-Label Marketing

Eines der häufigsten Marketingfehlverhalten ist das Off-Label Marketing. Medikamente müssen wissenschaftliche geprüft werden und werden danach von den Gesundheitsbehörden zugelassen. Die Zulassung gilt dann für die untersuchte Krankheit. Ärzte sind frei in der Anwendung der Medikamente. Sie dürfen das Medikament also auch für ungeprüfte Krankheiten einsetzen (was auch gut ist). Die Pharmaunternehmen dürfen solche nicht geprüfte Anwendungen in den US jedoch nicht vermarkten, das wird als Off-Label Marketing bezeichnet. Beispielsweise wenn die Wirksamkeit für ein Medikament nur in einer bestimmten Krankheitskonstellation nachgewiesen wurde, das Medikament aber später als allgemein wirksames Medikament anpreisen und verkauft wird.

Untergraben der Wissenschaft

Die Hersteller von pharmazeutischen Produkten haben kommerzielle Interessen. Die Wissenschaft ist dabei ein notwendiges Übel, die Wahrheitssuche nicht das eigentliche Ziel. Es sind Fälle dokumentiert, wo dem „wissenschaftlichen“ Nachweis „nachgeholfen“ wurde. Es wurden „negative Ergebnisse“ nicht publiziert. Von fünf Studien wurden nur 2 publiziert, 3/4 der untersuchten Patienten wurden unterschlagen. Das Medikament erschien so als wirksam, was aber mit allen Daten nicht nachgewiesen werden kann. (IQWiG BMJ)

Die Wissenschaft wurde noch auf vielfältige andere Arten verzerrt und verfälscht. Dokumentierte Fälle werde ich in einem separaten Artikel behandeln.

Lobbying

Die Pharmaindustrie nimmt mit druckvollem Lobbying Einfluss auf die Gesetzgebung. In den USA gibt es in Washington zweimal so viel Lobbyisten wie Parlamentarier (USA Today). Die Pharma-Lobbyorganisation PhRMA verfügt über gut gefüllte Kassen.

Auch in der Schweiz sieht die Sache nicht besser aus: Interpharma hat direkten Zugang zum Schweizer Parlament.

Lobbying wird bei den Pharmaunternehmen wahrscheinlich unter Marketing abgebucht. Novartis hat allein im letzten Jahr 15 Mrd. USD für Marketing ausgeben (Marketing Novartis).

Hilfreiche und wirksame Gesetze werden so verhindert oder verwässert.

Verzögern von Generika („Pay for delay“)

Ein weiterer Trick der Pharmaindustrie zum Abkassieren bei den öffentlichen Gesundheitssystemen ist es den Start von Generika nach Patentabläufen zu verzögern. Wie geht es? Patente sind zeitlich begrenzte Monopole. Nach dem Patentablauf kann der Markt spielen. Generika werden daher zu viel billigeren Preisen verkauft. Die Patentinhaber haben nun Absprachen mit den Generikaherstellern gemacht, damit diese noch zuwarten mit dem Verkauf ihrer Medikamente und können dabei die Monopolgewinne untereinander aufteilen (NZZ). Eine Win-Win-Situtation für die Pharmaindustrie auf Kosten der Prämien- und Steuerzähler. Das sind Absprachen gegen den freien Markt, also ein Kartell. Das ist ein Sakrileg in einer kapitalistischen Marktordnung.

Korruption

Neben den subtileren Methoden gibt es noch die ganz plumpe Korruption, z.B. mit Kickback-Zahlungen an Ärzte. Die Ärzte bekommen im Nachhinein eine „Provision“ für die Verschreibung. Je mehr Medikamente ein Arzt also verschreibt, desto mehr verdient er. Alte Patienten und chronisch kranke Patienten sind dafür besonders geeignet.

Kommentar

Die Pharmabranche präsentiert sich als grosse Wohltäterin der Menschheit. Bei genauerem Hinsehen ist vieles nicht so sauber wie es aussieht und die grossen Gewinne sind teilweise illegalem Verhalten zu verdanken. Die Bussen, obwohl sie hoch erscheinen, sind leider in keinem Verhältnis zu den Gewinnen der Pharmaunternehmen. Die Bussen werden wahrscheinlich einfach in die „Betriebskosten“ miteinkalkuliert.

Die Manager der Pharmaindustrie gehören zu den bestbezahlten der Welt überhaupt. Hohe Löhne scheinen in umgekehrtem Verhältnis zu ethischem Verhalten zu stehen.

Die obigen Beispiele zeigen das grosse manipulative Verhalten der Pharmaindustrie. Die fast unerschöpflichen finanziellen Mittel der Pharmaindustrie können eine korrumpierende Wirkung entfalten. Finanzielle Beiträge sind immer und überall willkommen.

Patientenorganisationen müssen sehr vorsichtig im Umgang mit der Pharmaindustrie sein. Die Unabhängigkeit muss gewahrt werden. Gefällikeiten durch die Industrie sind gefährlich. Die Glaubwürdigkeit kann sonst schlecht aufrecht erhalten werden. Das gleiche gilt auch für Ärzte und Wissenschaftler.

Das Sponsoring muss überdacht werden. Was nützt es einem Läufer, wenn er schneller laufen kann, dafür aber in eine verkehrte Richtung? Ein Rennen wird er sicher nicht mehr gewinnen.

Bei Inseraten oder Sponsorings sollten die Mitglieder und Betroffenen auf das unrechtmässige Verhalten des Sponsors hingewiesen werden, z.B. auf die Fehlverhalten innerhalb der letzten fünf Jahre. Auch die Inseratetarife für solche Sponsoren sollten angepasst werden, z.B. 10× den ordentlichen Tarif.

Nachträge

[Aktualisierung 23.11.2012: Die US Bürgerorganisation Public Citizen hat eine umfassende Analyse der Justizfälle erstellt: Pharmaceutical Criminal and Civil Penalties: An Update, Public Citizen, 27. Sep. 2012. Sie haben detaillierte Auswertungen gemacht. Dieser Bericht ist eine sehr gute Quelle.]

[Aktualisierung 06.03.2013: Ich habe einen Artikel über die teils massiven Qualitätsprobleme bei Medikamenten und Implantaten der Pharmaindustrie, insbesondere Johnson & Johnson, geschrieben.]

[Aktualisierung 27.04.2013: Anklage gegen Novartis in zwei Fällen wegen Bestechung von 1) Apothekern NZZ Tagesanzeiger, 2) Ärzten Tagesanzeiger]

[Aktualisierung 09.08.2013: 491 Mio $ Busse gegen Pfizer wegen Marketingfehlverhalten (Rapamune) hinzugefügt. Ref: Forum Gesundheitspolitik, DOJ]

[Aktualisierung 05.11.2013: Johnson & Johnson (Janssen) zahlt wie vermutet (Bloomberg Pharmalot) wegen Schmiergeldern (=Korruption) und Marketingfehlverhalten (Risperdal) die Busse von $2.2 Mrd. (Tagi Bloomberg NYTimes). Aber was sind schon $2.2 Mrd, wenn allein mit dem Medikament Risperdal $24 Mrd Gewinn gemacht wurden? Die illegalen Aktivitäten waren unter dem Strich wohl höchst rentabel. Wird durch diese Busse jemand zum Umdenken bewegt?]

[Aktualisierung 10.12.2013: Die EU verhängte Bussen für Generikaverzögerung (Kartellabsprachen, „Pay for delay“) über Novartis und Johnson & Johnson (Janssen) von $ 7 Mio und $ 15 Mio. beim Schmerzmittel Fentanyl. NZZ. Bussen in der EU scheinen in viel kleineren Grössenordnungen zu liegen. Seit 2008 läuft eine EU-Untersuchung. NZZ]

[Aktualisierung 10.12.2013: Im Sommer verhängte die EU bereits eine Busse von $ 129 Mio über Lundbeck wegen Generikaverzögerung (Kartellabsprachen, „Pay for delay“) beim Antidepressivum Citalopram. NZZ FAZ. Bussen in der EU scheinen in viel kleineren Grössenordnungen zu liegen. Seit 2008 läuft eine EU-Untersuchung. NZZ]

[Aktualisierung 09.01.2014: US Justiz (New York) reicht neue Klage gegen Novartis wegen Korruption bei Exjade ein SRF Tagi NZZ]

[Aktualisierung 09.01.2014: Japan reicht neue Klage gegen Novartis wegen irreführender Werbung bei Diovan ein SRF Tagi NZZ]

[Aktualisierung 14.03.2014: Lucentis: Italien leitet Ermittlungen gegen Roche- und Novartis-Manager ein, Tagesanzeiger.ch: (mrs/sda), 14. März 2014]

[Aktualisierung 06.04.2014: Verschwiegene Nebenwirkungen in Japan beim Krebsmittel Tasigna. Austausch der Chefs in Japan. NZZ]

[Aktualisierung 08.04.2014: Takeda und Eli Lilly sollen Krebsrisiko des Diabetes-2 Medikaments Actos verschwiegen haben. Total 9 Mrd Dollar Busse. NZZ, 08.04.2014]

[Aktualisierung 22.05.2014: Ermittlungen geben GlaxoSmithKline wegen Korruption in China abgeschlossen. NZZ]

[Aktualisierung 22.05.2014: Hausdurchsuchung der Niederlassung von Roche in China. NZZ]

[Aktualisierung 24.05.2014: Der häufig als Quelle benutzte Blog Pharmalot von Ed Silverman wurde 31.12.2013 leider geschlossen. Alle Pharmalot-Links funktionieren daher leider nicht mehr.]

[Aktualisierung 03.07.2014: Novartis wurde nun in Japan wegen Unregelmässigkeiten bei Studienresultaten angeklagt (Diovan) NZZ.]

[Aktualisierung 09.07.2014: Servier, Teva, Lupin, Matrix Laboratories (Mylan), Niche/Unichem und Krka werden wegen Verstosses gegen das Kartellverbot (Pay for delay) beim Bluthochdruck-Medikament Perindopril mit 427,7 Mio. € von der EU-Kommission gebüsst. NZZ]

[Aktualisierung 12.07.2014: GlaxoSmithKline: Untersuchung/Anklage wegen Bestechungsvorwürfe in China NZZ NZZ]

[Aktualisierung 21.09.2014: Dieser Blogartikel wurde in überarbeiteter Version im Magazin Albatros (PDF Seite 16, Papier Seite 12) der AG STG (Aktionsgemeinschaft Schweizer Tierversuchsgegner) abgedruckt.]

[Aktualisierung 06.08.2015: Razzien bei Roche und Novartis in Rumänien. Übernachtungen in Las Vegas getarnt als Dienstreise: Schweizer Pharmakonzernen wird in Rumänien Korruption vorgeworfen. Berner Zeitung, 05.08.2015]

[Aktualisierung 08.08.2015: Zum Wohl des Patienten oder des Konzerns?, NZZ, 08.08.2015. Prozess um Korruptionsvorwürfe um die Medikamente Exjade und Myfortic.]

[Aktualisierung 30.03.2016: Novartis, Korruptionsvorwürfe in der Türkei, Untersuchung, NZZ; Novartis, Bestechungsvorwürfe, Untersuchung, Tagi]

[Aktualisierung 06.01.2017: Novartis, Schmiergeldzahlungsvorwürfe in Griechenland, NZZ]

Aktualisierung 27.08.2019: Johnson & Johnson, Wiedergutmachung von Schäden durch synthetische Opioide im Gliedstaat Oklahoma, irreführender Werbung, 572 Mio $, NZZ]

[Aktualisierung 27.08.2019: Merz Pharma Schweiz AG, Illegale Vorteilsgewährung und Umsatzsteigerung (Axura), CEO 4000 Fr.; 10‘000 Fr. / Mitarbeiter Busse, 2017 Son­ntags­zei­tung]

[Aktualisierung 01.08.2020: Novartis, Bestechung von Ärzten von 2002 bis 2014 in den USA, Vergleich von 678 Mio. $ NZZ Tagi]

Pharmaindustrie: Fehlverhalten und Justizfälle [akt. 1]

War die $3 Mrd. Busse gegen GlaxoSmithKline ein Einzelfall? Was waren die Bussen der letzten Jahre? Welche Ermittlungen sind im Gange?

Ich bin nicht gegen Pharma, aber ich bin gegen unsaubere Machenschaften und illegale Praktiken. Die Pharmaindustrie vertreibt lebensrettende Medikamente und ist eine wichtige Industrie. Leider aber scheint der Gewinn mit allen Mitteln maximiert zu werden – mit legalen und illegalen.

US Bussen für Big Pharma bis Juli 2012US Bussen für Big Pharma bis Juli 2012

Bei der Pharmaindustrie hat man manchmal den Eindruck es gehe nur ums Verkaufen – soviel und so teuer wie möglich. Ungeeignete, mittelmässige oder gar nutzlose Medikamente werden nach allen Regeln der Kunst, teilweise illegalen, an den Mann und die Frau gebracht. Es werden Ärzte, Forscher, Studien und Politiker manipuliert. Studien beschönigt, Wissenschaftlichkeit vorgetäuscht, «negative Resultate» unterdrückt, Wirkungen übertrieben. Produktionsprozesse nicht im Griff. Überrissene Preise werden verrechnet. Bestechungsgelder (Kickbacks) an Ärzte für Verordnungen bezahlt(, welche auch angenommen wurden). Kritiker bedroht und eingeschüchtert. Nein, es handelt sich hier nicht um die Mafia.

Ich habe einmal eine Zusammenstellung der Bussen der US Justiz erstellt, zusammen mit anderen dokumentiertem Fehlverhalten. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Unternehmen Grund Busse Mio $ Jahr Referenz
Novartis Marketingfehlverhalten, Kickbacks (Trileptal) 422.5 2010 Tagi blog.nytimes USDOJ
Novartis Frauendiskriminierung 250 2010 NZZ
Roche Marketingfehlverhalten und Preismanipulation (Rituxan) 20 2011 Pharmalot
Pfizer Marketingfehlverhalten, Schmiergeld (Bextra, Lipitor, Viagra) 2300 2010 NZZ
Eli Lilly Marketingfehlverhalten (Zyprexa) 1400 2010 NZZ USDOJ
Branche Verzögerung, Blockierung von Generika (Bericht EU) 2008 NZZ
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Paxil, Wellbutrin, Avandia, Advair, Lamictal, Zofran), Kick-Backs (Imitrex, Lotronex, Flovent, Valtrex), Überzogene Rechnungen 3000 2012 Blogartikel Tagi Spiegel USDOJ, USDOJ Pharmalot Pharmalot
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Wellbutrin SR) FDA Klage Offen Pharmalot
Merck Serono Kickbacks (Rebif®) 44.3 2011 Bloomberg, USDOJ
Merck KGaA Produktionsprobleme FDA Brief 2012 Pharmalot
Merck Serono Marketingfehlverhalten (Serostim) 704 2005 USDOJ
Bayer Healthcare Marketingfehlverhalten (Xarelto) Klage 2012 Spiegel
Pfizer Marketingfehlverhalten (Neurotonin) 141 2010 Reuters Pharmalot
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 45 2012 Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 10.4 2012 Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 896 2012 Bloomberg Businessweek Bloomberg
Pfizer Brustkrebs (Prempro) 72 2011 Pharmalot
Pfizer Neu! Mutmasslich illegaler Freilandversuch an Kindern in Afrika (Trovan), Druck auf Staatsanwaltschaft 75 2010 Süddeutsche US Cable Guardian
Merck (MSD) Marketingfehlverhalten (Vioxx®) C$ 37 2012 Yahoo
Merck (MSD) Marketingfehlverhalten (Vioxx®) 950 2011 Spiegel USDOJ
Pfizer Nichtpublikation negativer Resultate (Reboxetine) Publ. 2010 IQWiG BMJ
Pfizer (Wyeth) Ghostwriting (HRT) Publ. 2010 Ärzteblatt
GlaxoSmithKline Produktqualität (Avandia, Paxil) und Produktionsmethoden 750 2010 independent.co.uk
Elan Marketingfehlverhalten (Zonegran) 203 2011 USDOJ USDOJ
Dey Preisbetrug 280 2010 USDOJ
Forest Marketingfehlverhalten (Levothroid, Celexa, Lexapro) 313 2010 USDOJ
Abott Marketingfehlverhalten (Depakote) 1600 2012 USDOJ Pharmalot
Novo Nordisk Marketingfehlverhalten (Novoseven) 25 2011 USDOJ
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Topamax) 81 2010 USDOJ
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 181 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Manager Nichtgenehmigte Studien mit Todesfolge Gefängnis 2×9M + 4M 2011 Pharmalot
Sanofi-Aventis Preisbetrug 190 2007 USDOJ
Novo Nordisk Kauf von Patientendaten (Novolin, Novolog) 1.7 2011 USDOJ
AstraZeneca Off-Label Marketing, Kickbacks (Seroquel®) 520 2010 NYimes NYTimes USDOJ
AstraZeneca Marketingfehlverhalten (Seroquel®) 26 2012 Pharmalot
AstraZeneca Marketingfehlverhalten, Irreführung bei Nebenwirkungen, Nichtveröffentlichung negativer Resultate (Seroquel®) 68.5 2011 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Marketingfehlverhalten 515 2007 NYTimes Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Bilanzmanipulation (Channel stuffing) 300 2005 Bloomberg
Bristol-Myers Squibb Bilanzmanipulation (Channel stuffing) (Erbitux, Vanlev) 300 2004 Bloomberg
Bristol-Myers Squibb Manager Bilanzmanipulation 0.17 2012 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Manager Bilanzmanipulation 0.4 2010 Pharmalot
Fresenius Kabi Bedrohung (HES) 2012 Spiegel
GlaxoSmithKline Bedrohung (Avandia) 1999 US Senate
Pfizer, Ranbaxy Generikaverzögerung, Kartellabsprache («Pay for Delay») (Lipitor) Klage 2012 BloombergBusinessNews
Deutsche Homöopathie-Union (DHU), Biologische Heilmittel Heel, Staufen Pharma, WALA Heilmittel, Weleda, Hevert Journalisten Diskreditierung 2012 Süddeutsche
Teva Pharma Übertreibung der Wirkung und Sicherheit (Copaxone®) FDA Warning 2012 FDA Letter Pharmalot
Teva Pharma Anwendungsrisiken (Propofol) 250 2012 Bloomberg Pharmalot
Teva Pharma Anwendungsrisiken (Propofol) 500 2010 Pharmalot
Ungenannt Erpressungsversuche der Inserenten bei Ärztezeitung Artikel 2011 SÄZ
GlaxoSmithKline Unterdrückungsversuch kritischer Meinung (Avandia) Editorial 2010 Euro. Heart Journal
Pfizer Korruption 60 2012 Pharmalot SEC Pharmalot
Teva Korruption Untersuchung (Subpoena) 2012 Pharmalot
Bristol-Myers Squibb Korruption Untersuchung (Subpoena) 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Korruption 70 2011 Pharmalot
Bayer Verletzung von Branchenrichtlinien (ABPI Code bei Xarelto) 2012 InPharm
Bayer Sammelklage (Yasmin) 402.6 2012 Bloomberg
Bayer Sammelklage (Yaz) 610.5 Offen Bloomberg
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 2200 Offen Bloomberg Pharmalot
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 158 2012 Pharmalot
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 327 2012 Bloomberg
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 258 2010 Bloomberg Pharmalot
Johnson & Johnson Marketingfehlverhalten (Risperdal) 1100 2012 SF.tv Handelszeitung Pharmalot
Bayer Marketingfehlverhalten (Aspirin) 15 2012 Businessweek
Pfizer Marketingfehlverhalten (Zithromax) FDA Warnung 2012 Pharmalot
Sanofi-Aventis Überzogene Rechnungen in Algerien (Overbilling) 25 2012 La Tribune Pharmalot
Sanofi-Aventis Überzogene Rechnungen in Kanada (Quadrace, Pentacel) 2.5 2012 Pharmalot
Roche Verheimlichung von Nebenwirkungen EMA Untersuchung Offen DRS1 Neu!Pharmalot EMA
Fresenius Medical Care Selektive Information (GranuFlo) FDA Untersuchung Offen NY Times Pharmalot
Johnson & Johnson Fehlerhafte Hüftimplantate 0.6 2012 Businessweek
AstraZeneca Irreführung bei Nebenwirkungen (Seroquel®) 46 2012 PharmaGossip
Eli Lilly Zahlung ohne Schuldeingeständnis, Vorwurf Marketingfehlverhalten (Zyprexa) 45 PharmaGossip
Bristol-Myers Squibb Manager lügt vor Gericht Memoiren schreiben 2012 WSJ Pharmalot
Abott Produktregelverstösse 100 1999 Pharmalot
TAP Pharmaceutical (joint venture Abbott and Takeda Pharmaceutical) Manipulation Medicaid und Medicare 875 2001 Pharmalot
Cetero CRO: Datenmanipulation und Studienfälschung, Teva betroffen Konkurs Pharmalot Pharmalot
Cypress Pharmaceutical Marketingfehlverhalten (Hylira, Zaclir, Zacare) 2.8 2012 Pharmalot
GlaxoSmithKline Marketingfehlverhalten (Avandia) 90 2012 Staatsanwalt Maryland
Novartis Anklage wegen Bestechung (Kickbacks) von Apothekern für Nierentransplantations-Medikament (Myfortic) Neu! Anklage 2013 NZZ Tagesanzeiger justice.gov
Novartis Anklage wegen Bestechung von Ärzten im Falle von Bluthochdruck (Lotrel, Valturna) und Diabetes (Starlix) Neu! Anklage 2013 NZZ Tagesanzeiger Blick dailypress
Novartis Untersuchung (Gilenya®, Glivec®) Neu! Untersuchung 2013 SonntagOnline
Pfizer Marketingfehlverhalten (Rapamune) Neu! 491 2013 Forum Gesundheitspolitik DOJ

Auflistung von Fehlverhalten und Bussen der Arzneimittelindustrie (Big Pharma und Homöopathie) der letzten Jahr. USDOJ = US Departement of Justice. Stand: 31.08.2012

Von 1987 bis 2011 zahlte die Pharmaindustrie für $30 Mrd. Bussen (DOJ, DOJ, Pharmalot, Pharmalot), davon in den Jahren 2009 und 2010 je $3 Mrd. Im Jahre 2012 zahlt allein GlaxoSmithKline eine Busse von $3 Mrd.

Die Bussen sind meistens als Vergleiche zwischen der US Justiz und den entsprechenden Pharmaunternehmen zustande gekommen. Die Bussen wurden also ausgehandelt. Dies ist in der US Justiz möglich. Leider sind in den wenigsten Vergleichen, interne Dokumente veröffentlicht worden, die weitergehende Einblicke in das Geschäftsgebaren gezeigt hätten.

Die vollständige Liste der Übereinkommen der US Justiz mit Unternehmen: Corporate Integrity Agreements

Weitere Fälle sind in Bearbeitung der US-Justiz, z.B. womögliche weitere $2.2 Mrd. Busse für Johnson & Johnsohn (Bloomberg). Stay tuned – wie die Amerikaner zu sagen pflegen.

Die grössten Pharmakonzerne der Welt

# Unternehmen Sitz Umsatz (in Mrd. USD)
1 Pfizer USA, New York 57.7
2 Novartis Schweiz, Basel 54.0
3 Merck & Co., Inc. (MSD) USA, New Jersey 41.3
4 Sanofi-Aventis Frankreich, Paris 37.0
5 Hoffmann-La Roche Schweiz, Basel 34.9
6 GlaxoSmithKline Großbritannien, London 34.4
7 AstraZeneca Großbritannien, London 33.6
8 Johnson & Johnson USA, New Jersey 24.4
9 Abbott USA, Illinois 22.4
10 Eli Lilly and Company USA, Indianapolis 21.9
Quelle: Wikipedia, Stand: 2012, CC BY-SA

Off-Label Marketing

Eines der häufigsten Marketingfehlverhalten ist das Off-Label Marketing. Medikamente müssen wissenschaftliche geprüft werden und werden danach von den Gesundheitsbehörden zugelassen. Die Zulassung gilt dann für die untersuchte Krankheit. Ärzte sind frei in der Anwendung der Medikamente. Sie dürfen das Medikament also auch für ungeprüfte Krankheiten einsetzen (was auch gut ist). Die Pharmaunternehmen dürfen solche nicht geprüfte Anwendungen in den US jedoch nicht vermarkten, das wird als Off-Label Marketing bezeichnet. Beispielsweise wenn die Wirksamkeit für ein Medikament nur in einer bestimmten Krankheitskonstellation nachgewiesen wurde, das Medikament aber später als allgemein wirksames Medikament anpreisen und verkauft wird.

Untergraben der Wissenschaft

Die Hersteller von pharmazeutischen Produkten haben kommerzielle Interessen. Die Wissenschaft ist dabei ein notwendiges Übel, die Wahrheitssuche nicht das eigentliche Ziel. Es sind Fälle dokumentiert, wo dem «wissenschaftlichen» Nachweis «nachgeholfen» wurde. Es wurden «negative Ergebnisse» nicht publiziert. Von fünf Studien wurden nur 2 publiziert, 3/4 der untersuchten Patienten wurden unterschlagen. Das Medikament erschien so als wirksam, was aber mit allen Daten nicht nachgewiesen werden kann. (IQWiG BMJ)

Die Wissenschaft wurde noch auf vielfältige andere Arten verzerrt und verfälscht. Dokumentierte Fälle werde ich in einem separaten Artikel behandeln.

Lobbying

Die Pharmaindustrie nimmt mit druckvollem Lobbying Einfluss auf die Gesetzgebung. In den USA gibt es in Washington zweimal so viel Lobbyisten wie Parlamentarier (USA Today). Die Pharma-Lobbyorganisation PhRMA verfügt über gut gefüllte Kassen.

Auch in der Schweiz sieht die Sache nicht besser aus: Interpharma hat direkten Zugang zum Schweizer Parlament.

Lobbying wird bei den Pharmaunternehmen wahrscheinlich unter Marketing abgebucht. Novartis hat allein im letzten Jahr 15 Mrd. USD für Marketing ausgeben (Marketing Novartis).

Hilfreiche und wirksame Gesetze werden so verhindert oder verwässert.

Verzögern von Generika («Pay for delay»)

Ein weiterer Trick der Pharmaindustrie zum Abkassieren bei den öffentlichen Gesundheitssystemen ist es den Start von Generika nach Patentabläufen zu verzögern. Wie geht es? Patente sind zeitlich begrenzte Monopole. Nach dem Patentablauf kann der Markt spielen. Generika werden daher zu viel billigeren Preisen verkauft. Die Patentinhaber haben nun Absprachen mit den Generikaherstellern gemacht, damit diese noch zuwarten mit dem Verkauf ihrer Medikamente und können dabei die Monopolgewinne untereinander aufteilen (NZZ). Eine Win-Win-Situtation für die Pharmaindustrie auf Kosten der Prämien- und Steuerzähler. Das sind Absprachen gegen den freien Markt, also ein Kartell. Das ist ein Sakrileg in einer kapitalistischen Marktordnung.

Korruption

Neben den subtileren Methoden gibt es noch die ganz plumpe Korruption, z.B. mit Kickback-Zahlungen an Ärzte. Die Ärzte bekommen im Nachhinein eine «Provision» für die Verschreibung. Je mehr Medikamente ein Arzt also verschreibt, desto mehr verdient er. Alte Patienten und chronisch kranke Patienten sind dafür besonders geeignet.

Kommentar

Die Pharmabranche präsentiert sich als grosse Wohltäterin der Menschheit. Bei genauerem Hinsehen ist vieles nicht so sauber wie es aussieht und die grossen Gewinne sind teilweise illegalem Verhalten zu verdanken. Die Bussen, obwohl sie hoch erscheinen, sind leider in keinem Verhältnis zu den Gewinnen der Pharmaunternehmen. Die Bussen werden wahrscheinlich einfach in die «Betriebskosten» miteinkalkuliert.

Die Manager der Pharmaindustrie gehören zu den bestbezahlten der Welt überhaupt. Hohe Löhne scheinen in umgekehrtem Verhältnis zu ethischem Verhalten zu stehen.

Die obigen Beispiele zeigen das grosse manipulative Verhalten der Pharmaindustrie. Die fast unerschöpflichen finanziellen Mittel der Pharmaindustrie können eine korrumpierende Wirkung entfalten. Finanzielle Beiträge sind immer und überall willkommen.

Patientenorganisationen müssen sehr vorsichtig im Umgang mit der Pharmaindustrie sein. Die Unabhängigkeit muss gewahrt werden. Gefällikeiten durch die Industrie sind gefährlich. Die Glaubwürdigkeit kann sonst schlecht aufrecht erhalten werden. Das gleiche gilt auch für Ärzte und Wissenschaftler.

Das Sponsoring muss überdacht werden. Was nützt es einem Läufer, wenn er schneller laufen kann, dafür aber in eine verkehrte Richtung? Ein Rennen wird er sicher nicht mehr gewinnen.

Bei Inseraten oder Sponsorings sollten die Mitglieder und Betroffenen auf das unrechtmässige Verhalten des Sponsors hingewiesen werden, z.B. auf die Fehlverhalten innerhalb der letzten fünf Jahre. Auch die Inseratetarife für solche Sponsoren sollten angepasst werden, z.B. 10× den ordentlichen Tarif.

[Aktualisierung 23.11.2012: Die US Bürgerorganisation Public Citizen hat eine umfassende Analyse der Justizfälle erstellt: Pharmaceutical Criminal and Civil Penalties: An Update, Public Citizen, 27. Sep. 2012. Sie haben detaillierte Auswertungen gemacht. Dieser Bericht ist eine sehr gute Quelle.]

[Aktualisierung 06.03.2013: Ich habe einen Artikel über die teils massiven Qualitätsprobleme bei Medikamenten und Implantaten der Pharmaindustrie, insbesondere Johnson & Johnson, geschrieben.]

[Aktualisierung 27.04.2013: Anklage gegen Novartis in zwei Fällen wegen Bestechung von 1) Apothekern NZZ Tagesanzeiger, 2) Ärzten Tagesanzeiger]

[Aktualisierung 09.08.2013: 491 Mio $ Busse gegen Pfizer wegen Marketingfehlverhalten (Rapamune) hinzugefügt. Ref: Forum Gesundheitspolitik, DOJ]

Bewegung bei Open Access [akt.]

Was sind die Entwicklungen beim freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen (Open Access)?


Open Access LogoOpen Access Logo | CC0 via Wikimedia designed by PLoS

Open Access meint den freien Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen. Der grösste Teil der Forschung wird öffentlich, also durch Allgemeinheit, bezahlt. Da scheint es geradezu widersinnig, dass das Lesen dieser Publikationen mit grossen Kosten, für Private wie auch für Universitätsbibliotheken, verbunden ist. Es ist im Interesse der Forschung, dass möglichst viele Zugang zu den Erkenntnissen haben und darauf aufbauen können.

Die wissenschaftlichen Zeitschriften versuchen mit aller Kraft das alte auf Papier basierende Modell zu bewahren und weiter zu führen. Dieses garantiert ihnen eine grosse Macht, welche sie durch hohe Gebühren und Kosten finanziell zu ihrem Vorteil ausnutzen, obwohl ihr eigener Anteil an einer wissenschaftlichen Publikation bescheiden ist. Das Internet bringt heute jedoch ganz neue und günstige Möglichkeiten zur Wissensverbreitung, auch von wissenschaftlichen Publikationen.

Prices for online content from two providers have increased by about 145% over the past six years, which far exceeds not only the consumer price index, but also the higher education and the library price indices.

Quelle: Faculty Advisory Council Memorandum on Journal Pricing § THE HARVARD LIBRARY TRANSITION, 17. Apr. 2012

Leider versuchen die Zeitschriftenverlage, das aktuelle Modell nicht nur zu bewahren, sondern andere Entwicklungen auch aktiv zu behindern. Ende letzten Jahres haben die drei grossen Zeitschriftenverlage Elsevier, Thieme und Springer ein Klage gegen die ETH-Bibliothek eingereicht (Ein Bärendienst an der Forschung: Wie Wissenschaftsverlage den freien Zugang zu Informationen zu blockieren versuchen, Neue Zürcher Zeitung, 25. Jan. 2012). Und in den USA versuchen die Wissenschaftsverlage das Gesetz zu ihren Gunsten zu ändern und Open Access einzuschränken.

Mit ihrer Klage wollen die Wissenschaftsverlage eine Regelung des schweizerischen Urheberrechtsgesetzes unterlaufen, die das auszugsweise Kopieren aus Zeitschriften ausdrücklich erlaubt. Diese Regelung ist, im Vergleich etwa zur Situation in Deutschland, wo derartige Kopien verboten sind, ein eindeutiger Standortvorteil für den Forschungsplatz Schweiz.

Was ist die Leistung der Zeitschriftenverlage?

Das Vorgehen der Verlage erstaunt auch deshalb, weil sie in einem rechtlichen Sinne weder die Urheber noch die Qualitätskontrolleure der von ihnen publizierten Arbeiten sind. Der Forschungsförderer bezahlt nämlich nicht nur die ganze Forschung, sondern auch die wissenschaftliche Beurteilung von Fachartikeln, die meist durch Fachleute in solchen Forschungsinstitutionen erfolgt. Die Verlage bekommen also ein fertiges und extrem hochwertiges Produkt, das sie formatieren und vertreiben. Mit der Umstellung auf elektronische Publikationsformen ist ein erheblicher Teil der mit diesem Vertrieb verbundenen Kosten weggefallen. Trotzdem sind die Abonnementspreise dieser Zeitschriften von Jahr zu Jahr rasant gestiegen.

Leider scheinen die Forscher selbst noch zu wenig sensibilisiert und nehmen ihre Verantwortung nicht wahr, wie das Beispiel eines Forschers des Universitätsspitals Lausanne (CHUV) zeigt, der seine vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierte Forschung nicht frei verfügbar publiziert, obwohl der SNF die unterstützten Forscher zu Open Access verpflichtet. Der SNF finanzierte seine Assistenzprofessur.

Vier Sichten zu Open Access aus unterschiedlicher Perspektiven: einem Forscher, einer gemeinnützigen Forschungsförderungsinstitution, einem Zeitschriftenverlag und der staatlichen Forschungsförderung.

Richard Smith

Der Arzt Richard Smith ist eine profilierte Persönlichkeit in der Medizin. Er arbeitete 25 Jahre beim renommierten British Medical Journal (BMJ), davon 13 Jahre als Editor. Er ist Inhaber zweier (unbezahlter) Professuren. Er ist Begutachter (Reviewer) von wissenschaftlichen Publikationen (Peer-Review). Er ist Direktor des Gesundheitsprogramms gegen chronische Krankheiten in der dritten Welt von UnitedHealth. UnitedHealth ist ein grosses amerikanisches Gesundheitsunternehmen. Richard Smith ist Verfechter von Open Access. Er führte Open Access beim BMJ ein und war Direktor beim gemeinnützigen Open Access Verlag PLoS.

In seinem Blogbeitrag A bad bad week for access, BMJ, 28 Jun, 12 beschreibt er seinen Ärger, der ihm nicht frei zugängliche Publikationen machten.

Er fand über Google einen interessanten Artikel. Kostenpunkt: $48. Er erhielt den Artikel vom Autor. Leider konnte er keinen Tweet machen, da es keine Sinn macht, einen Link zu verschicken, der erst nach Zahlung von $48 zugänglich wird.

Er begutachtete einen Artikel für den (unbezahlten) Peer-Review Prozess und wollte eine referenzierte Publikationen lesen. Der referenzierte Artikel kostet £12. Der Zugriff auf den Artikel über seine Universitätsbibliothek wäre aus technischen Gründen erst nach Änderungen möglich gewesen. Er hätte den Artikel vor Ort in der Bibliothek erhalten können. Aber das im Zeitalter des Internets?

The vested interests are huge, powerful, and well connected. None of the people who wrote the articles I’ve been accessing were paid for writing them. They are supported by public money, and publishers are making money by restricting access to their work.

Wellcome Trust

Der Wellcome Trust aus Grossbritannien ist weltweit die zweitgrösste Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung. (Die Bill und Melinda Gates Stiftung ist noch grösser.) Der Wellcome Trust hatte 2006 ein Stiftungskapital von 13.4 Mrd £ (26.8 Mrd USD) und gibt jährlich 400 Millionen £ für die biomedizinische Forschung, davon hauptsächlich Grundlagenforschung aus.

Die Stiftung führte 2006 Open Access für Publikationen ein, die mir ihrer Unterstützung entstanden sind. Sie stellten nun fest, dass nur 55% der unterstützten Publikationen frei verfügbar sind. Die Stiftung ist anscheinend äussert unzufrieden mit der Situation, dass ihre Publikationen nach wie vor hinter einer Kostenmauer verschlossen sind.

We are firmly committed to ensuring that research publications that result from our funding are made freely available to all. Yet, despite our open access policy having been in place for over five years, still almost half of these publications remain restricted behind subscription paywalls. This is simply unacceptable and so with immediate effect we will be tightening up enforcement of our policy.

Der Wellcome Trust hat nun zur Durchsetzung seiner Richtlinien verschiedene Massnahmen mit sofortiger Wirkung beschlossen:

  • Im Schlussbericht müssen die unterstützten Forscher bestätigen, dass die Wellcome Trust Richtlinien, inkl. Open Access, eingehalten wurden. Wenn sie dies nicht bestätigen können, behält der Wellcome Trust die letzte Zahlung zurück.
  • Publikationen, die die Richtlinien verletzen, z.B. Open Access, werden bei Verlängerungen oder neuen Unterstützungsgesuchen nicht gezählt. Diese Publikationen werden also aus dem wissenschaftlichen Leistungsausweis des Forschers bei der Beurteilung des Gesuches «gelöscht» und vermindern so die Chancen des Gesuches.
  • Die bisher unterstützten Forscher müssen vor Gesucherneuerungen oder neuen Gesuchen sicherstellen, dass die Richtlinien bei den Publikationen, auch Open Access eingehalten werden.

Für 2013 werden die Richtlinien verändert, dass wenn die Stiftung einen Beitrag an eine Open Access Publikation zahlt, die Publikation voll verwertbar sein muss, auch kommerziell.

Wellcome Trust strengthens its open access policy, Press Release Wellcome Trust, 28 June 2012

Springer Verlag

Springer preist auf seiner Webseite die Vorzüge von Open Access an. Teil davon ist ein Youtube Video.

Springer ist ein riesiges deutsches Verlagshaus, unter anderem der deutschen Bildzeitung und dem Schweizer Beobachter. Springer ist ein wichtiger Verlag bei wissenschaftlichen Publikationen und ist nicht zu verwechseln mit dem Axel Springer Verlag, der die Bild-Zeitung herausgibt.

Britische Forschungsförderer verschärfen Open Access Richtlinien

Die wissenschaftlichen Zeitschriftenverlage stellten in einem britischen Bericht fest, dass ein Übergang zum freien Zugang werden sehr teuer würde. Klar, wenn es nach ihren Preisen gehen würde.

Dass dies nicht geschieht, verschärfen die staatlichen Forschungsförderungsinstitutionen die Open Access Richtlinien. Eine Forschungsförderungsinstitution will nur noch Open Access Publikationen beim Leistungsausweis von Forschern beachten, die Open Access sind.

How did this overestimate come about? Because the Finch group was made up of members who «represented different constituencies who have legitimately different interests and different priorities». In particular, a large proportion of the group were subscription-based publishers whose business model stands to be undermined by open access, and who had every reason to undermine the report.

Mehr dazu auf online heise Open Access: Freier Zugang zur britischen Forschung, heise online, 17.07.2012, Guardian Blogartikel Open access means a bright future for scientific research. the Guardian Blog. 17. Juli 2012 und im Guardian Free access to British scientific research within two years, the Guardian, 15. Juli 2012.

Weitere Neuigkeiten

Die EU setzt ebenfalls auf Open Access: EU-Kommission will „Open Access“ vorantreiben, heise online, 17. Juli 2012

Forscher haben zum Boykott von Elsevier aufgerufen: The Cost of Knowledge

Das einflussreiche britische Wochenmagagzin The Economist hat ebenfalls einen lesenswerten Artikel über Open Access geschrieben: Scientific publishing: Brought to book, The Economist, Juli 2012.

Harvard soll Open-Access-Leuchtturm werden, heise online, 25.04.2012

Ich habe noch einen Artikel der Schweizerischen Ärztezeitung gefunden. Der Inhalt hat mich regelrecht schockiert. Die selbständigen Ärzte, d.h. niedergelassene Fachärzte oder Hausärzte, haben häufig gar keinen Zugang mehr zur wissenschaftlichen Literatur.

Vom Literaturzugang weitgehend abgeschnitten sind Ärztinnen und Ärzte in der Praxis. Für diese gilt: Wer ohne grossen Aufwand Zugang zu medizinischer Fachliteratur möchte, muss diesen aus der eigenen Tasche bezahlen. Und das ist nicht ganz billig.

Und so lassen sie es dann bleiben. Was ich verstehen kann.

Sie SAMW hat nun ein Programm zum verbesserten Zugang zu wissenschaftlicher Literatur gestartet.

Quelle: Die SAMW setzt sich für erleichterten Zugang zu medizinischer Fachliteratur ein, Schweizerische Ärztezeitung, Juni 2012, 2012(25):948–9 (PDF)

Im Magazin «Horizonte» (Nr. 94, September 2012) des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Akademien Schweiz wurde ein Artikel über Open Access publiziert.

Die Allgemeinheit bezahlt also die Texte. Das Problem ist nur: Sie hat nach der Publikation keinen Zugriff auf die Texte.

Die Hochschulen müssen die Artikel und Zeitschriften durch Lizenzierung von den Verlagen zurückkaufen, also Zeitschriften-Abonnemente erwerben, damit zumindest die Wissenschaftler Zugang zu den Texten haben. Das kommt die Steuerzahler sehr teuer.

Kommentar

Ich kann den Ärger von Richard Smith voll und ganz nachvollziehen. Ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht.

Ich begrüsse den Schritt des Wellcome Trusts zur Durchsetzung seiner Open Access Richtlinien ausdrücklich. Dies ist ein wichtiger Schritt. Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat ebenfalls eine Open Access Richtlinie. Leider sind keine Sanktionsmöglichkeiten vorgesehen.

Wie kann man nach dem Plädoyer von Springer Open Access nicht unterstützen oder gar behindern?


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Beta-Interferone mindestens so wirksam wie Homöopathika

Eine kanadische Studie zur Wirksamkeit von Beta-Interferonen auf den Krankheitsverlauf ist erschienen. Ergebnis: Den mit Beta-Interferon behandelten Patienten ging es nicht besser als den unbehandelten Patienten.

Dt. Ärzteblatt:

Für Kappos steht aber auch fest, dass die langfristige Auswirkung der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression, wenn auch plausibel, so doch letztlich unbewiesen ist.


In den originalen Worten des Editorials von Prof. Dr. Derfuss und Prof. Dr. Kappos:

However, the rigorously collected data of Shirani and colleagues reinforce the conclusion that the associations between use of interferons and long-term disability, although plausible, remain unproven.

Schlussfolgerung der Studie:

Among patients with relapsing-remitting MS, administration of interferon beta was not associated with a reduction in progression of disability, despite using a clinically relevant, important, and irreversible disability milestone as the main outcome.
Unter den Patienten mit schubweiser MS war die Behandlung mit Beta-Interferon nicht mit einer Reduktion der Progression verbunden, trotz der Anwendung eines klinisch relevanten, wichtigen und nicht umkehrbaren (irreversiblen) Meilensteins als Hauptergebnis.

Our findings bring into question the routine use of interferon beta drugs to achieve this goal in MS.
Unsere Ergebnisse stellen die routinemässige Anwendung von Beta-Interferon-Medikamenten zur Erreichung dieses Ziels bei MS in Frage.

Myelounge hat einen guten Artikel verfasst:

#Beta-Interferone mindestens so wirksam wie Homöopathika

Posted on 19. Juli 2012 by Alexander Otto

+++ VANCUVER Laut Studie konnten kanadische MS-Patienten aus British Columbia nicht wirklich von einer Interferon-Therapie profitieren – zumindest nicht was den Vorschritt ihrer Behinderung angeht – ein zugegeben minderes Kriterium für die Bemessung des Therapieerfolgs.

Viel maßgeblicher als die Ergebnisse solch qualitativ zweifelhafter Studien (Wir erinnern uns an die britische Basistherapie-Studie oder die Untersuchungen an der Stanford University School of Medicine) scheint, dass mit Beta-Interferonpräparaten jährlich geschätzte 6,6 Milliarden US-Dollar Umsatz umgesetzt werden.

Im Lichte dieser Tatsachen erkennt die Schweizer MS-Koryphäe Doktor Professor Ludwig Kappos, dass die langfristigen Auswirkungen der Beta-Interferone auf die Krankheitsprogression letztlich unbewiesen sind und es daher derzeit keinen Grund gibt, auf die Verordnung zu verzichten; via Ärzteblatt

Am Vorbild der Alternativmediziner orientiert, fordern Hersteller und Leitlinienmediziner nun offenbar endgültig die Beweislastumkehr. In Zukunft sollten Kostenträger und Patienten beweisen müssen, dass eine Therapie unwirksam ist. Denn bloß weil die Wirksamkeit eines Medikaments nicht nachgewiesen wird, heißt das ja noch lange nicht, dass es unwirksam ist. Bis zum zweifelsfreien Nachweis des Nichtvorhandenseins des Nichtvorhandenen müssen alle Beta-Interferonpräparate daher verordnungsfähig bleiben – schließlich geht es auch um Arbeitsplätze.

Der Artikel von myelounge steht unter einer Creative Commons Lizenz (CC BY-NC-ND).

Ich würde diese Studie nicht als «qualitativ zweifelhaft» bezeichnen. Ich finde vielmehr, dass solche Datenerhebungen und Studien Standard werden sollten. Eine Routine. So können wir schneller lernen und unnütze Behandlungen, von denen es einige gibt, stoppen, weiteren Schaden verhindern und unnütze Kosten vermeiden.

Ansonsten habe ich zum Text von myelounge keinen Kommentar hinzuzufügen.

Die MS-Medikamente Rebif® von Merck Serono, Avonex® von Biogen Idec und Betaseron® von Bayer-Schering basieren auf dem Wirkstoff Beta-Interferon.

Studie: Association Between Use of Interferon Beta and Progression of Disability in Patients With Relapsing-Remitting Multiple Sclerosis, doi:10.1001/jama.2012.7625, JAMA, 18.07.2012
Die Studie wurde staatlich und durch gemeinnützige Organisationen, hauptsächlich MS-Gesellschaften, finanziert. Kein Pharmaunternehmen hat die Studie gesponsert.

Editorial von Prof. Dr. Derfuss und Prof. Dr. Kappos: Evaluating the Potential Benefit of Interferon Treatment in Multiple Sclerosis, doi:10.1001/jama.2012.8327, JAMA, 18.07.2012

Diese Artikel von JAMA sind erfreulicherweise Open Access.