Roter Nebel und ein tiefer Blick in eine Nachbargalaxie

Der November war nicht sehr nett zu mir, nur in zwei mondfreien Nächten konnte ich kosmische Photonen sammeln. Eine Nacht davon lieferte aufgrund technischer Probleme keine guten Resultate, die zweite schon. Zwei Objekte hatte ich auf der Liste: Den Carina-Nebel und die große Magellansche Wolke. Die habe ich zwar schon mal abgelichtet, aber mit 70mm Brennweite, jetzt waren 200mm dran. Durch die Fast-Verdreifachung der Brennweite steigen die Anforderungen an die Nachführung erheblich.

Start des zweiten Wanderfalken

Am Sonntagmorgen um 05:24 MEZ soll, wenn alles gut geht, eine Trägerrakete vom Typ H-IIA  vom japanischen Weltraumbahnhof Tanegashima abheben. An Bord: die Raumsonde Hayabusa 2. Die soll sich sodann auf den Weg machen zum Asteroiden (162173) 1999 JU3, einem erdnahen Asteroiden des Apollo-Typs, der erst 1999 entdeckt worden war. Wer die europäische Rosetta-Mission mit ihrem Lander Philae spannend findet, der kommt auch mit Hayabusa 2 voll auf seine Kosten: Hayabusa 2 soll den Asteroiden nicht nur etwa 18 Monate begleiten und dabei genauestens vermessen, sondern dazu noch ganze vier(!) Landeroboter auf ihm absetzen, mit einem Sprengstoffimpaktor einen künstlichen Krater erzeugen und selbst auf der Asteroidenoberfläche aufsetzen um Bodenproben zu sammeln – und den Staub schließlich sogar zur Erde bringen. 

Das Weltall für die Wand

Achtung – schamlose Eigenwerbung! Wie regelmäßige Leser meines Blog wissen, war ich auch in diesem Jahr wieder astrofotografisch aktiv. Eine Auswahl de besten dabei entstandenen Bilder kann man jetzt als Poster bestellen. Wer also ein hübsches Bild für die eigene Wand oder die eines zu Beschenkenden sucht, findet hier vielleicht etwas!

Schwarmfinanzierte Mondlandung im Jahr 2024?

Ambitioniert, was die britische Firma “Lunar Missions Ltd.” da vorhat: Bis zum Jahr 2024 einen Lander auf dem Mond absetzen, finanziert durch Spendengeber aus der ganzen Welt. Eine Crowdfundingaktion auf kickstarter.com, heute gestartet, soll die ersten 770000 Euro heranschaffen, um das Projekt anzuschieben. Die restliche Mission soll später von Sponsoren und durch den Verkauf digitaler „Erinnerungsboxen“ finanziert wird, in denen man dann zum Beispiel sein Selfie für die Ewigkeit als Datei auf dem Mond deponieren kann. Oder auch seine DNA in Form eines Haars, man kann ja nie wissen wer einen wieder zum Leben erweckt. Für Kickstarter-Förderer soll die Erinnerungsbox im Mondstaub übrigens inklusive sein.

Na also: OSIRIS-Bilder von Philae vor und nach dem ersten Touchdown

Es war lange klar, dass die OSIRIS-Kamera an Bord von Rosetta weit bessere Bilder von Philae auf der Oberfläche des Kometen gemacht haben musste als die NavCam. Die Frage war eher, wann wie sie sehen dürfen. Die Antwort: heute! Die Bilder sind wirklich beeindruckend, sie zeigen den Lander vor und nach dem ersten Touchdown, als er zunächst auf den Kometen zufiel und dann rund zwei Stunden lang und über einen Kilometer weit über die Oberfläche von 67P “hüpfte”.

Philae beim Sprung fotografiert

Das nennt man Citizen Science: Eamonn Kerins, Astrophysiker an der University of Manchester, hat zwar direkt nichts mit der Rosettamission zu tun, schnappte sich aber die frei verfügbaren Bilder der Rosetta NAVCAM von vor und nach dem ersten Aufsetzen des Landes, die hier bereits (22:45 MEZ…) als animiertes Bild gezeigt wurden. Und subtrahierte die beiden voneinander am Rechner. Das Ergebnis zeigt nicht nur die vermutliche Staubwolke besser, die beim Aufprall entstanden sein dürfte, sondern wenige Meter davon entfernt auch einen hellen Fleck, den man durchaus als Philae beim “hüpfen” interpretieren kann. Dazu passt der dunkle Fleck gleich unterhalb davon – vermutlich Philaes Schatten auf der Kometenoberfläche.

So geht Rosetta/Philae-Kommunikation: Modern und ohne Maulkorb

So kann Wissenschaftskommunikation bei Rosetta auch aussehen: Anstatt wie andere Teams ihre Ergebnisse vor der Öffentlichkeit zu verstecken, nutzte heute ein Mitglied des Philae-MUPUS-Teams (Multi-Purpose Sensor) den Kurznachrichtendienst Twitter, um von einem fahrenden Zug von Deutschland in die Schweiz neueste Resultate von den Untersuchungen der Kometenoberfläche in die Welt zu zwitschern und beantwortete gleich noch Fragen dazu. Das ganz offiziell und mit Genehmigung des MUPUS-PI. Ein schönes Beispiel, wie Öffentlichkeitsarbeit im 21. Jahrhundert gehen sollte und dass sie nicht superteuer und kompliziert sein muss – auf den Willen kommt es an.

Liveblog: Philae lebt!

23:20 MEZ: Tatsächlich – ein Signal! Nur kurz und dann schon wieder weg, was aber nicht ungewöhnlich ist. Philae lebt also noch – und mit diesem Wissen will man wohl nun daran gehen, den Lander in eine bessere Position zu bringen. Riskant, aber eine Wahl hat man wohl nicht. Das Kommunikationsfenster schließt sich in wenigen Stunden wieder, und ohne Änderung der derzeitigen Situation würde es wohl das letzte “Telefonat nach Hause” des Landers bleiben…

Philae: Die Zeit läuft ab

Womöglich schon am Wochenende könnte die Mission des kleinen Landers Philae auf der Oberfläche des Kometen 67P Churyumov-Gerasimenko zu Ende sein – Philaes Batterie hält etwa 60 Stunden und ob sie in dem schattigen Platz, in den es den Lander nach seinen zwei unplanmäßigen Hüpfern verschlagen hat, wieder per Sonnenzellen aufgeladen werden kann, ist fraglich. Gestern war man noch sehr vorsichtig, was die Aktivierung aller Experimente anging – Philae ist nicht fest am Boden verankert, und die Aktivierung etwa des Bodenproben-Bohrers könnte die Sonde umkippen lassen. Heute ist man da eher auf Risiko umgeschwenkt: In Anbetracht der möglicherweise kurzen Lebensdauer des Landers ist man gerade dabei, das volle Arsenal der wissenschaftlichen Instrumente einzusetzen.