Lagerkoller im Paradies

Ja, es gibt ihn, den Sabbatical-Blues oder den Lagerkoller im Paradies. Es handelt sich dabei um einen ziemlich unangenehmen Zeitgenossen, der einen hinterrücks überfällt. Dabei setzt er den betroffenen Menschen nachhaltig außer Gefecht und wirft ihn in ein schwarzes Loch. Egal, ob die Umgebung mitten in der Wüste grünt, schöne Sonnenuntergänge parat hält oder Kulturschätze aufbietet – alles hilft nichts. Wen die Tristesse in Klauen hält, der fragt sich nur, was soll ich hier? Und dem geht bei dieser Frageweiter

Kulleraugen und Kindchenschema

Lasst uns über Lamas, Alpakas, Guanakos und Vikunjas sprechen! Sie alle gehören zu den so genannten Südamerikanischen Kamelen, genauer gesagt, stammen die ersten beiden von den letzten beiden ab. Während die Lamas auch richtig gute Lastenträger sind, werden die anderen drei in erster Linie wegen ihres feinen Fells geschätzt. Darüber hinaus sind sie wundervolle “Wappentiere”. Nicht nur, weil sie auf eine so liebreizende Art schüchtern sind, sondern weil sie mit ihren Kulleraugen und dem Flauschfell auch noch dem kämpferischsten Inkaweiter

Warum Coca besser nicht ins Gepäck kommt

Leicht grünlich erscheint der frisch aufgebrühte Tee in der Blümchentasse (Foto 1). Der erste Schluck schmeckt nach einem Hauch von Kamille und Kräutern, der Abgang am Gaumen ist eher “grasig-herb”. Das peruanische National-Gebräu gibt es in praktischen Portionspackungen quasi an jeder Ecke und in jedem Supermarkt (Foto 2), auf dem Markt sind die Blätter (Foto 3), die ein wenig so aussehen wie die eines Ficus Benjaminii, lose zu bekommen. Trotzdem ist “Mate de Coca” so ziemlich das blödsinnigste Mitbringsel, dasweiter

Sich stark machen gegen sexuelle Gewalt

Sexuelle Gewalt in Familien ist ein Thema, das aufrüttelt, schockiert und an Tabus rüttelt – das ist in Peru nicht anders als in Deutschland. Die Verantwortlichen für Blansal, wo wir unser Sabbatical als Freiwillige verbringen (http://www.blansal-casaverde.org/), leisten hier in Sachen Prävention echte Pionierarbeit in Peru. Erst vier Jahre lang in Tacna an der Grenze zu Chile. Nunmehr seit fast drei Jahren in Arequipa. Das Besondere dabei: der Schwerpunkt liegt auf Vorbeugung. Dessy Zanabria-Nack leitet das Zentrum für Prävention gegen sexuelleweiter

Der Schlüssel zur Motivation

Freiwilligkeit ist der wichtigste Schlüssel zur Motivation und damit zum Lernen. Diese Erkenntnis ist hart für Lehrerinnen und Lehrer, aber wohl das Geheimnis, warum der Kochkurs für die zehn Jugendlichen aus den Waisenhäusern Arequipas so reibungslos funktioniert. Die acht Mädchen und zwei Jungs haben erkannt, dass alles, was sie hier an Kalkulation, Kochen und über Kosten einer Mahlzeit lernen, für ihr Leben wichtig ist. Deshalb sind sie pünktlich da, haben sich Messer und Schürzen besorgt, lassen in der Konzentration keineweiter

Kunst des Kochens

Gar nicht so leicht, die Geschichte mit den hauchfeinen Crêpes. Crystel guckt ein bisschen verzweifelt in ihre Pfanne. Viel zu flüssig erst die Masse, dann klebt das Ganze und am Ende ist das Produkt schwarzverbrannt. “Hey, das ist normal, dass in der Küche mal was schief geht”, beruhigt sie Frank Nuscheler, Profikoch und Betriebswirt der Hotellerie aus Heidelberg, “ihr seid doch hier, um zu lernen”. Und das werden die zehn Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren drei Wochen lang, jedenweiter

Flora Tristan: Meine Reise nach Peru

Schon allein als Reisebericht einer scharfsinnigen Frauenrechtlerin und begabten Schriftstellerin wäre Flora Tristans “Meine Reise nach Peru” eine Lektüre wert. Doch, dass die 1803 geborene und 1844 von ihrem Ehemann erschossene Französin so viel Zeit in Arequipa verbracht hat, macht ihre Aufzeichnungen umso wertvoller. Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa bezeichnet sie im Vorwort als Paria und Rebellin. Mehr noch: sie beobachtete und notierte fasziniert das Leben dieses Landes, das zu jener Zeit gerade am Anfang seiner Geschichte als unabhängige Republik stand.Keineweiter

Dem Wunder die Hand hinhalten

So viele tausend Kilometer von Deutschland entfernt im peruanischen Arequipa kommt mir immer wieder der Satz der Heidelberger Lyrikerin Hilde Domin in den Sinn: Dem Wunder die Hand hinhalten wie einem Vogel. Das hängt mit den Kindern und Jugendlichen von Casa Verde zusammen. Gerade schreibe ich am Jahresbericht für die Spenderinnen und Spender, die erfahren sollen, was in den Heimen in Arequipa und Cusco im zurückliegenden Jahr so passiert ist. Bei den 30 bis 40 Jungen und Mädchen im Alterweiter

Wo geht’s denn hier zum Strand?

Der Peruaner an sich ist ein geselliges Wesen. Deshalb geht er auch nie alleine an den Pazifik, sondern in dicken Familienbündeln, die dann mit Zelten, Kochtöpfen und lautstarkem Lebensmut den Strand bevölkern. Von Arequipa an den nächstgelegenen “Playa” sind es eigentlich nur läppische 145 Kilometer Straße oder 70 Kilometer Luftlinie. Trotzdem ist es eine Reise durch verschiedene Welten. Erst durch eine fantastische Stein- und Sandwüste zur Küste hinunter und dann dort am Strand mit kühlen Wellen der graue Sand undweiter

Wo die Uhren langsam ticken…

Valentin und Lucila Quispe aus dem Örtchen Llachón, das am Titicacasee auf der Halbinsel Capachica zu finden ist, sind meine persönlichen Helden des Monats und geben mir ein bisschen den Glauben zurück, dass Materielles nicht für alle alles ist im Leben. Nach fünf Jahren Grundschule war für die beiden, die heute Anfang und Mitte 50 sind, Schluss mit formeller Bildung. Gearbeitet haben sie dann in der großen Stadt, eine Familie gegründet, Kinder bekommen und hätten es dort als fleißige Leuteweiter