Warum verschwindet der See von Dirty Dancing?

Im Guardian und bei Zett liest man dieser Tage die tragische Geschichte des Mountain Lake in Virginia, der einst in dem Film Dirty Dancing eine tragende Rolle spielte, nun aber durch Löcher im Boden leerläuft wie eine Badewanne. Leider erfährt man in den Artikeln nicht viel mehr darüber – dabei folgt der See anscheinend einem regelmäßigen, weltweit einzigartigen Zyklus von voll und leer. Ein erstes Indiz, dass der cineastisch verewigte Seespiegel keineswegs zwangsläufig der Normalität entspricht, bietet schon der Bericht des britischen Landvermessers Christopher Gist, der den See 1751 als eher klein und von einer ausgedehnten Wiese umgeben beschreibt. Aus dieser Zeit stammt auch ein ertrunkener Baumstumpf, der bei Hochstand des Wassers aus zehn Metern Tiefe geborgen wurde. Acht Meter unter dem Hochstand liegen mehrere Quellen, die den See speisen. Sie waren in den 50er Jahren noch am Ufer des Sees. Und so weiter.

Gekaufte Zitierungen? Worum es wirklich geht

Bei Spektrum hatte ich heute eine kleine Affäre um den Laborbedarf-aka-Versuchstier-Hersteller Cyagen kurz zusammengefasst. Allerdings gibt es zwischenzeitlich ein paar Stellungnahmen aus der betroffenen Branche, deren Essenz ich euch nicht vorenthalten möchte. Der Kern der Geschichte ist schnell erzählt: In einer Rundmail an die geschätzte Kundschaft hat das Unternehmen im Juni eine Belohnung für Erwähnungen ausgelobt. Für Veröffentlichungen, in denen das Unternehmen namentlich genannt ist, gab es Einkaufsgutscheine über bis zu einige tausend Dollar (Cyagen hat die Summen seitdem auf einen Pauschalbetrag gesenkt). Das hat einige Leute ein bisschen auf die Palme gebracht, denn der Verdacht liegt nahe, dass das Unternehmen damit versucht, den Inhalt von wissenschaftlichen Papers zu beeinflussen. Es hat natürlich einen erheblichen Werbewert, das eigene Produkt in einer vielzitierten Veröffentlichung zu finden. Von der Arbeitsgruppe direkt nach Veröffentlichung benachrichtigt zu werden, ist auch sehr praktisch. Tatsächlich haben Dutzende ähnliche Firmen solche Programme, die für solche Erwähnungen Gutscheine oder Geschenke versprechen. Eine ganze Branche versucht sich da, in Veröffentlichungen einzukaufen. Oder?

Die Polio-Pipeline aus Pakistan

Nachdem Nigeria letztes Jahr schon trotz bizarrer Umstände einen Ebola-Ausbruch im Keim ersticken konnte, gibt es jetzt noch mehr gute Nachrichten aus dem westafrikanischen Land: Seit dem letzen bekannten Polio-Fall am 11. August 2014 ist dort – und damit auf dem gesamten afrikanischen Kontinent – keine Kinderlähmung mehr registriert worden. Das muss noch zwei Jahre so bleiben, dann ist Afrika offiziell poliofrei.

Ein Herz für Plumpsklos

Während ich versuche, mit neuen Beiträgen aus dem Sommerloch zu kommen, hier mal etwas Unterhaltsames aus der wunderbaren Welt der Fäkalienentsorgung. Mein Kollege Mike und ich haben am Wochenende in Wacken dieses kleine Video produziert, in dem wir die Ehre der transportablen Plumpsklos gegen diesen, hüstel, geringfügig missglückten Werbespot des Toilettenbetreibers Sanifair verteidigen. Viel Spaß!

Quokka Rising

Der erste Teil unserer Expedition zu den Quokkas liegt hinter uns: Nach 22 Stunden Reisezeit (einschließlich 6 Zeitzonen) haben wir es einigermaßen heil nach Perth geschafft. Den heutigen Tag hattern wir eigentlich für den Jetlag eingeplant, aber von dem haben wir nichts mitbekommen. Stattdessen haben wir heute die lokale Flora und Fauna begutachtet – davon dann bald mehr: Morgen um halb zehn geht die Fähre nach Rottnest Island.

Schlank durch Schokolade – ein Blick auf die Arte-Doku zur Fake-Studie

Gestern Abend hat Arte die Dokumentation “Schlank durch Schokolade – Eine Wissenschaftslüge geht um die Welt” von Peter Onneken und Diana Löbl zur gefälschten Schokostudie gezeigt. Der Kernaussage, dass auch auf wissenschaftlichen Studien basierende Ernährungstipps generell wenig brauchbar sind, habe ich ja bei Spektrum schon wohlwollend beigepflichtet. Aber auch die Doku, wie das Arte-Duo, der Wissenschaftsjournalist John Bohannon und ihre Mitwisser das Ding durchgezogen haben, ist absolut sehenswert. Vor allem erzählen die Protagonisten in der Dokumentation viel Wahres über dieweiter

Das Ende der Drogenpolitik und wie man es verhindern könnte

Neulich habe ich sehr ausführlich über Gesundheitsrisiken unser aller Lieblingsdroge recherchiert – Cannabis ist ein bisschen weniger harmlos als man es sich gerne erzählt. Das ist aber nur die eine Hälfte der Geschichte. Die andere Hälfte, die man dabei auch kennenlernt, ist die vom bevorstehenden Kollaps der bisherigen verbotsbasierten Drogenpolitik. Ich meine damit nicht das übliche Wehklagen über all die Ungereimtheiten, Ungerechtigkeit und blanke Menschenverachtung. Das grundsätzliche Prinzip wird bald einfach nicht mehr funktionieren. Der Kontext der Drogenpolitik – alsoweiter

Warum ich nicht an die genmanipulierten Embryos glaube

Gestern ist in Protein & Cell eine Veröffentlichung über genetisch veränderte Menschenembryos erschienen, die auch prompt bekannte Reflexe (“Frankensteins Küche”, “ungeheure Macht”) auslöste. Ich empfehle da eher Zurückhaltung. Das Ergebnis bleibt bei näherer Betrachtung weit hinter dem zurück, was man mit heute gängigen Methoden für technisch möglich gehalten hätte, zumindest wenn man nach den Warnrufen in Nature neulich geht. Außerdem habe ich an der ganzen Geschichte erhebliche Zweifel.

22. April 1915 – der (zweite) Beginn des modernen Gaskriegs

Jetzt im April jährt sich ja zum hundertsten Mal der deutsche Gasangriff in der 2. Ypernschlacht bei Langemarck, der den Krieg durchaus für das Deutsche Reich hätte entscheiden können.[1] Der 22. 4. 1915 gilt als Beginn der chemischen Kriegführung, die deutschen Truppen setzten über 5700 Kanister mit insgesamt 168 Tonnen flüssigem Chlor gegen die Entente-Truppen ein und durchbrachen die feindlichen Linien. Nur weil nicht genug Reservetruppen bereitstanden, um die Lücke in der Front zu nutzen, kam der deutsche Vormarsch zumweiter