Krebs aktuell – zwei neue Studien

Im New England Journal of Medicine berichten
Forscher vom Massachusetts General, dass bei nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs eine palliative Therapie zusätzlich zu der onkologischen
Standardbehandlung eine Lebensverlängerung von fast drei Monaten
ermöglicht (11,6 vs. 8,9 Monate, p=0,02), mal abgesehen von der
erwartbaren Lebensqualität (FACTL 98,0 vs. 91,5, p=0,03). Und
heute stellt sich heraus, dass palliative Strahlentherapie
nichts
außer Nebenwirkungen und Abnahme der Lebensqualität herbeiführt
,
der Überlebensvorteil kaum relevant.

Ich vermute ja schon seit einiger Zeit, dass dieses ganze wilde
Chemo- und Strahlenzeugs mehr Schlangenöl als genuin medizinische
Behandlung ist. Die Indizien für die Richtigkeit dieser Vermutung
verdichten sich zusehends.

Rösler hat nichts verstanden

Nach dem “Skandal” an der Uniklinik Mainz schreien
jetzt alle nach einheitlichen Hygieneverordnungen. Wenn es nicht um
Leben und Tod ginge, könnte man sich ja amüsieren, jeder Depp
will jetzt härtere Vorschriften. Dass sich die FAZ mal wieder überhaupt nicht entblödet,
versteht sich mittlerweile von selbst, aber auch die Bundesregierung
in Gestalt von Minister Rösler springt direkt mal mit
auf
. Da kann man sich ja mal wieder wichtig machen.

Es wird passieren, was immer passiert: Man denkt, Prozessfehler
könne man durch härtere Vorschriften (die dann eh wieder keiner
überprüft) beheben. In Mainz wird man ein armes Pharmazeutenschwein
durch’s Dorf jagen und als Sündenbock öffentlich richten.
Wenn das nächste Mal der Noro ausbricht, wird’s genauso sein,
und Menschen werden hart bestraft werden. Der BWL-diplomierte
Dorftrottel in der Verwaltung, der,
um 50 Cent pro Flasche
zu sparen, lieber das weniger wirksame Desinfektionsmittel kauft
,
kriegt für seine Sparsamkeit natürlich eine Belobigung und einen
Bonus von oben.

Gedanken könnten töten

Sicher kennt jeder die Gruselgeschichten, wonach ein mit einem Fluch
belegter Mensch innerhalb kürzester Zeit stirbt, ein Voodoo-Zauber
jemandem den Garaus macht oder die alte Legende von der Placebo-Todesspritze
bei einer Hinrichtung in den USA. Sicher galt bisher immer, dass es
Nocebo-Effekte gibt,
bei denen ein Ritual ohne physikalische Wirkung Nebenwirkungen erzeugt.
Dass dadurch auch der Tod hervorgerufen werden kann, war bisher
nicht belegt beziehungsweise wäre auch experimentell schlecht durch
eine Ethik-Kommission zu kriegen.

Dass allerdings alleine eine bestimmte Hirnaktivierung ausreichend
sein kann, um zu töten, findet man in einigen nur wenige Jahre alten
Experimenten von Oppenheimer (John Hopkins University), zum Beispiel
in diesem
Review hier
. Er beschreibt die Mikrostimulation der linken
Inselrinde, die im EKG zu ST-Streckensenkungen, QT-Zeit-Verlängerungen,
Verbreiterungen des QRS-Komplexes, Entstehung höhergradiger
Überleitungsblöcke bis hin zur Asystolie und damit zum Tod führte.

Geht man davon aus, dass eine ausreichende Plastizität herrscht,
um diesen Bereich des Hirns durch eine tiefsitzende Überzeugung
ansprechen zu können, wäre es ohne weiteres mechanistisch erklärbar,
dass ein Gedanke tötet.

Gefühl über Verstand

Eigentlich ist es für mich nichts wirklich Neues, doch der Stand
der Mainstream-Forschung scheint zu sein, dass bewusstes Erleben
und Emotionen sehr eng zusammenhängen. Tun sie wohl nicht: Das
emotionale Gedächtnis kommt sehr gut ohne die zugehörige
episodische Erinnerung aus, zu diesem Schluss kommen Forscher
in einem Artikel bei PNAS.
Untersucht wurden in einem Experiment Patienten mit bilateraler
Hippocampus-Läsion, also dem Teil des Gehirns, welches eine elementare
Schaltstelle für u.a. das episodische Gedächtnis ist.

Da freut sich David Servan-Schreiber sicherlich.

Checklisten in der Medizin

Im Jahr 2001 begann der Anästhesist Peter Pronovost auf der
Intensivstation des John Hopkins Krankenhaus
mit einem Experiment, welches die Medizin verändern könnte.
Er führte für die Anlage eines zentralen Venenkatheters eine
einfache Checkliste mit fünf Punkten ein. Dazu kamen einfache
Verhaltensregeln, so durften etwa Schwestern und Pfleger die
Ärzte anhalten, sich anhand der Checkliste ans Werk zu machen
und sich auch an diese zu halten. In der Folge sank die
10-Tages-Infektionsrate von 11% auf 0%. Die Checkliste verhinderte
in einem Jahr 43 Infektionen, 8 Todesfälle und 2 Millionen
Dollar Kosten [1].

In einer neuen, multizentrischen Studie mit 55-103 Intensivstationen,
einigen Hunderttausend Kathetertagen und einem Beobachtungszeitraum
von drei Jahren in der nächsten Ausgabe des British Journal of Medicine
[2]
zeigen Pronovost und Kollegen, dass sich die katheterassoziierten
Infektionsraten auf unter 40% des Ausgangsniveaus drücken lassen.
Würde man die Intervention US-weit einführen, bei gleichem
Umsetzungsniveau wie in der Studie, könnte man jährlich 82000 Infektionen und
28000 Todesfälle verhindern sowie die damit zusammenhängenden
Ausgaben um 2,3 Milliarden US-Dollar verringern.

Erfände jemand nur ein einziges Medikament, welches die gleiche
Mortalitätssenkung erreichte – die Welt würde in Ehrfurcht erstarren
und der Nobelpreis wäre sicher. 2005 gab es in den USA überhaupt
12000 Fälle von Gebärmutterhalskrebs und 3900 Todesfälle
[3].
Man möge die Zahlen in Relation setzen.

Der Bachelor und die Depressionen

Die Zeit hat gestern einen
Artikel zu psychischen Erkrankungen im Studium
veröffentlicht. Die Erkrankungs­häufigkeiten steigen zusehends,
was nicht zuletzt auf den verschulten “Dauerprüfungs”-Bachelor
und finanzielle Probleme zurückgeführt wird. Money Quote eines
Sozial­wissen­schaftlers zum Bachelor:

In der Vergangenheit war das Studium auch ein Schutzraum, in dem
sich der Student entwickeln konnte […] Diese Freiheit existiert
nicht mehr. Das Klischee des faulen Studenten hingegen ist noch
immer präsent.

Das deckt sich auch mit meiner Wahrnehmung. Die gewonnenen 1,5
bis 2 Jahre zur “Berufsreife” gegenüber dem Diplom sind
gesamt­wirt­schaft­lich bilanziert durch solche Erkrankungen
ein schlechter Tausch. Deswegen: Der Bachelor muss wieder weg!