Das (problematische) Glück der Heimat [1]

Vorbemerkung: Das Bundesamt für Naturschutz führte über drei Jahre eine Veranstaltungsreihe durch zum Thema Klugheit, Glück, Gerechtigkeit: Warum Ethik für die konkrete Naturschutzarbeit wichtig ist. Die Veranstaltungen fanden in der Naturschutzakademie des Bundesamtes auf der Insel Vilm (bei Rügen) statt. „Den Schwerpunkt der ersten Veranstaltung 2012 bildeten die Klugheitsargumente. Das sind solche Argumente, die sich auf den instrumentellen Wert der Natur für Menschen beziehen. In der zweiten Veranstaltung 2013 ging es um Gerechtigkeitsargumente. Als gerecht gilt dabei dasjenige, was wirweiter

Sind Gedanken biologisch bedingt? (II) [1]

In der Überschrift eines meiner Artikel steht: Gedanken sind nicht biologisch bedingt. Diese meine Behauptung ist falsch. „Bedingt“ sind sie durchaus biologisch: „Aber bedingen heißt nur, für die Möglichkeit des Bedingten unerläßliches Moment zu sein. Grundsein jedoch ist mehr, nämlich aus sich allein das Andere völlig zu konstituieren …“ (Hans Wagner, 127). Gewiß ist – neben vielem anderen – auch das, was die Biologie untersucht, etwa das physische neuronale Geschehen oder die Genetik, eine Bedingung für Gedanken. Wenn Naturalisten aber „biologischweiter

Es gibt keine kulturellen Ökosystemdienstleistungen

Die Notwendigkeit des Natur- und Umweltschutzes begründet man heute mehr und mehr mit „Ökosystemdienstleistungen“. Unter diesen „Dienstleistungen“ werden im allgemeinen auch „kulturelle“ genannt. Kulturelle Ökosystemdienstleistungen kann es aber nicht geben.   In der Umweltpolitik und in den ihr unmittelbar zuarbeitenden Teilen der Wissenschaft ist seit einigen Jahren viel von „Ökosystemdienstleistungen“ die Rede. Unter diesem Begriff versucht man so gut wie alles zu fassen, was eine Begründung für den Umwelt- und Naturschutz abgeben könnte, sofern man nicht einen „Eigenwert der Natur“ geltendweiter

„Naturbewußtsein 2013“. Einige Nachfragen zu einer repräsentativen Umfrage „zu Natur und biologischer Vielfalt“.

In der Süddeutschen (28. April 2014) wird über eine repräsentative Umfrage des Bundesamts für Naturschutz[1] berichtet: „Je wilder die Wälder, desto besser gefallen sie den Deutschen. Das geht aus einer Studie des Bundesamtes für Naturschutz hervor. Beliebte Waldtiere sind demnach Biber, Luchse und Wildkatzen – bei zwei anderen Raubtieren sieht das ganz anders aus.“ Diese anderen sind Waschbär und Wolf. Die Frage war: „Wie finden Sie es, wenn sich die folgenden Tiere in Deutschland verbreiten?“ Beim Luchs haben 64 %weiter

Naturalismus und Schöne neue Welt

Der Naturalismus, und zwar der sogenannte szientifische, war schon in mehreren Artikeln dieses Blogs Thema (siehe z. B. hier, hier und hier). Es ging darum, ob er wahr ist. Dabei interessierte vor allem die Frage, ob seine Behauptungen über die Reduzierbarkeit aller Wissenschaft und Philosophie auf Naturwissenschaft (im methodologischen Sinne verstanden) haltbar sind. Nun frage ich anders: nicht ob er wahr, sondern ob er wünschenswert ist. Die negative Beantwortung dieser Frage macht natürlich die nach seiner Wahrheit nicht überflüssig. Nähme man das an, könnte man einwenden, man argumentiere nach dem Muster, daß nicht sein kann, was nicht sein darf, oder es würde eine Strategie empfohlen, die der in konservativen Kreisen des 20. Jahrhunderts so verbreiteten Haltung zur Religion ähnelt: Wir glauben nicht, was die Kirche predigt, aber es ist nützlich, daß es geglaubt wird. Wenn man die Kritik an der Wünschbarkeit des szientifischen Naturalismus in einem Satz zusammenfassen will, dann vielleicht in diesem: Weder gegen die furchtbaren alten Welten noch gegen die Schöne neue Welt läßt sich aus dieser Denkweise heraus ein Einwand erheben. Meist diskutiert man über ersteres. Der Naturalismus – im folgenden ist damit immer der szientifische gemeint – führt unausweichlich zu einem radikalen Relativismus in Fragen der Ethik.

Roboterquälerei als Straftatbestand

Vor einigen Monaten[1] brachte Zeit-online einen Artikel mit der Überschrift „Brauchen wir Roboterschutz-Gesetze?“ Berichtet wird über die Arbeit einer Wissenschaftlerin (ihr Fach wird nicht genannt) namens Kate Darling, die am MIT in Boston arbeitet, und über Folgerungen, die sie aus ihren Ergebnissen zieht: „Darling … ließ ihre Probanden eine Stunde lang mit einem süßen Dino-Roboter spielen. Anschließend gab sie ihnen die Anweisung, den Roboter zu zerstören. Die meisten weigerten sich. ‚Eine Teilnehmerin umklammerte den Dino und entfernte die Batterie. Alsweiter

Ist anthropozentrisches Denken die Ursache der Naturzerstörung?

Wir leben in einer Zeit der Umweltkrise. Nur wenige meinen, sie sei lediglich ein ideologisches Phänomen, sei Ausdruck von Ängsten anderer Herkunft, z. B. auf irgendwelche soziale Verwerfungen zurückzuführen, oder sie sei nur von interessierter Seite herbeigeredet. In der Regel dürfte man glauben, diese Krise sei verursacht durch eine reale, physische Bedrohung der Menschheit von nie dagewesenem Ausmaß. Unter denen, die das glauben, ist man sich weitgehend einig über die Ursache: Es ist der „Anthropozentrismus“ unseres, des „westlichen“, Denkens.

Sind Tiere auch Menschen?

Die Wissenschaft hat bekanntlich nicht nur aufklärend gewirkt, sondern auch einen neuen Aberglauben hervorgebracht, nämlich den an die Wissenschaft, heute insbesondere die Naturwissenschaft. Während früher der Aberglaube vornehmlich darin bestand, etwas zu glauben, was den Erkenntnissen der Naturwissenschaft zufolge nicht möglich ist, besteht er heute vornehmlich darin, der Naturwissenschaft Antworten auf Fragen zuzutrauen, die prinzipiell außerhalb ihrer Reichweite liegen. Das folgende ist ein Beispiel dafür, auch wenn diejenigen, die so denken, wie es in dem Beispiel vorgeführt wird, in derweiter

Gedanken sind nicht biologisch bedingt – naturalistische Argumente gegen den Evolutions-Biologismus.

„Naturalismus“ ist ein Thema, das die Scilogs-Leser besonders zu interessieren scheint – weit mehr als den Rest der intellektuellen und akademischen Öffentlichkeit. Das mag daran liegen, daß Scilogs-Leser größtenteils eine Naturwissenschaft studiert haben oder studieren und die naturalistische Philosophie ihnen schmeichelt. Vielleicht liegt es auch daran, daß diese für jemanden, der naturwissenschaftlich ausgebildet ist, relativ leicht verständlich ist; von Philosophien anderen Zuschnitts – beispielsweise absoluter Idealismus, Phänomenologie, Existentialismus – kann man das ja keineswegs sagen. Jedenfalls: Wann immer hier oderweiter

Was an der Liebe zur Biodiversität christlich ist

Daß wir die Vielfalt des Lebens oder die „Biodiversität“, wie es im einschlägigen Fachjargon heißt (mißverständlich, wie man sehen wird), erhalten und steigern sollen, gilt in der Umweltdiskussion als völlig selbstverständlich. Es ist wie bei der Erhaltung der Atemluft: Da geht es nicht um individuelle Vorlieben oder Vorlieben von Gruppen, sondern das müssen wir tun, weil wir Menschen sind und jeder Mensch atmen muß. Die Biodiversität braucht, meint man, ebenfalls jeder, zumindest mag sie jeder. So selbstverständlich ist das aber nicht.weiter