Schmerz im Computer

Können wir die Entstehung von Schmerz im Computer realistisch simulieren? Der verzweifelte Nutzer schöpft kurz Hoffnung, doch nein, der Computer fühlt ganz sicher keinen Schmerz. Genau das ist eine Chance der Computermodelle. Die Schmerzforschung steht mit ihren Tierexperimenten – auch Tiermodelle genannt – offensichtlich vor einzigartigen Anforderungen an Tierschutz und Ethik. Das sind nicht die einzigen Probleme. Enttäuscht beginnt ein Übersichtsartikel zu Tiermodellen in der Schmerzforschung (Animal models of pain: progress and challenges, Nature Reviews Neuroscience, 2009): „Viele sind frustriert überweiter

Personalisierte Elektrozeutika

„Elektrozeutika” sollen im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne elektrisieren. Dafür stellt der Pharmakonzern GlaxoSmithKline US$50 Million Venture Capital bereit. Wofür genau? Wir haben ein neues Manuskript veröffentlicht. Die unbegutachtete Version liegt seit letzten Freitag auf dem Dokumentenserver von PeerJ als Preprint. Zeitgleich wurde das Manuskript zur Begutachtung bei Frontiers in Computational Neuroscience eingereicht. Dort wird das Sonderheft “Driving innovation in therapeutic brain stimulation with biophysical models” editiert. In unserem Beitrag zu dem Sonderheft geht es um die Frage, warum man elektrischeweiter

Workshop: Enhancement durch neurotechnologische Verfahren? Chancen, Risiken, Visionen

Ich bin übernächste Woche auf einem Workshop. Welche Verfahren des Neuro-Enhancements gibt es? Was für ethische Implikationen leiten sich daraus ab? Wie relevant ist Neuroenhancement für unsere Gesellschaft? Wie können wir als Gesellschaft Neuroenhancement angemessen regulieren? Mit Fragen rund um das Thema Neuro-Enhancement beschäftigt sich der interdisziplinäre Workshop im Rahmen des NERRI-Projekts. NERRI steht für „Neuro-Enhancement – Responsible Research and Innovation“ und ist ein durch die EU-Kommission gefördertes Projekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Richtlinien für einen verantwortungsvollenweiter

Thermodynamische Fußnoten: Was ist Energie?

Was ist Energie in der Thermodynamik? Energie ist eine Erhaltungsgröße. In der Thermodynamik ist Energie nur eine Erhaltungsgröße. Das soll heißen, dass wir in keinem Lehrbuch der Thermodynamik eine explizite Definition finden, was Energie eigentlich ist – außer erhalten. Diese Bemerkung steht in „Understanding Thermodynamics” von H. C. Van Ness. Sie ist fundamental. So steht das explizit jedoch nicht in jedem Lehrbuch. Sobald man sich fragt „Was ist Wärme“ und „Was ist Entropie“ kann man auf diese Erhaltungsgröße zurückkommen. Und wenn dann dieweiter

Thermodynamische Fußnoten

Zwar gibt es gute Bücher über Thermodynamik. Doch fehlen oft kleine Anmerkungen, die das Verständnis leichter gemacht hätten. Im letzten Beitrag schrieb ich, dass die scheinbar unklaren Fundamente der Thermodynamik Studierende abschrecken, dieses oft noch emotional überhöht wird und viele sich entscheiden Thermodynamik nicht zu mögen. Was ist Wärme? Was ist innere Energie? Was Entropie, Temperatur, etc? Warum die Variablen E, T, S, P und V? Warum genau diese? Warum keine weiteren oder anderen? Welche Bedeutung hat die Unterscheidung nach extensiven undweiter

Neurotransmitter für Physiker

Mein Vater erklärt mir jeden Samstag unsere sieben Neurotransmitter. Statt der Planeten. Wäre das so abwegig?  Planeten gehören zwar nicht in die Rumpelkammer nutzlosen Wissens. Ihre Bewegung steht für den bemerkenswertesten wissenschaftlichen Wandel, den Übergang von der Kinetik zur Dynamik durch Newton. Damit wurde erstmals nicht mehr bloß beschrieben sondern erklärt, wie etwas funktioniert. Doch allein die Diskussion um Pluto ist Beleg dafür, dass dies als Sinnbild für den bis heute physiker_innenherzerwärmenden Wandel irgendwann in Vergessenheit geraten sein muss und selbstweiter

Entwicklung zentraler Mustergeneratoren als physiologisches Modell der Migräne

Über das, was ich drei Monate am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden mache. Man muss nicht Migräneforschung als Physik oder Ingenieurwissenschaft begreifen. Aber man kann. Ich bin gerade Gast am besagten MPI in Dresden in der Abteilung Biologische Physik. In dieser Zeit kann ich ein zeitlich begrenztes Projekt durchführen. Vorgenommen habe ich mir die Entwicklung zentraler Mustergeneratoren vom Arbeitsmodell zum physiologischen Modell der Migräne. Das sind die ersten zwei Schritte eines größeren Projektes. Das Teilziel dieses begrenzten Projektes ist ein minimales physiologischesweiter

Die Grenzen der Physik aus Sicht eines vergessenen Physiologen

Der Ignorabimus sollte auch unter dem Aspekt des Wandels der Physiologie des 19. Jahrhunderts und dessen politischen Kontext gehen werden. So schrieb ich vor vier Jahren hier. Diese Einschätzung mag ja meine persönliche Ignoranz gewesen sein. Umso mehr freute mich, als Ende letzten Jahres ein Buch erschien (MIT Press, 26,25€, Link zum Verlag), dass endlich in der gebührenden Tiefe Emil du Bois Reymond uns wieder ins Gedächtnis ruft. .. the long-awaited “Emil du Bois-Reymond—Neuroscience, Self, and Society in 19th-century Germany” by @gabridliweiter

Verschollen geglaubtes Manuskript des Nobelpreisträgers Alan Hodgkin

Es wird einwenig mühselig doch die Kopie einer Kopie reicht, um die Handschrift aus dem Jahr 1959 zu transkribieren.  Es ist eine digitale Kopie einer alten Fotokopie. Nun liegt sie auf meiner Festplatte. Das Original wird entweder irgendwo in den Archiven der amerikanischen Gesundheitsbehörde “National Institutes of Health” (NIH) Staub sammeln oder wo immer der Nachlass des Empfängers, Wade H. Marshall, verwaltet wird. Lange fürchtete ich jede Kopie und das Original des bis heute noch unveröffentlichten Manuskriptes seien für immer verschollen. Derweiter

Arbeitsgebiete II: Protokolle zur Neuromodulation bei Migräne

Das zweite übergeordnete Thema meiner Arbeitsgebiete ist die Entwicklung neuer Protokolle zur elektromagnetischen Stimulation des Gehirns bei Migräne. Das ist zunächst gar nicht so zukunftsorientiert wie es klingt. Solch ein Protokoll lautete z.B. im 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung so: man nehme einen Zitterrochen und lege ihn (lebendig) auf den eigenen Kopf. Der römische Arzt Scribonius Largus hat es sich ausgedacht. Und noch zu Zeiten der Erfindung der Leidener Flasche war die einzige praktische Anwendung der Elektrizität eine medizinische zurweiter