“Übererregung”, “Hemmung” und “Reaktionsfähigkeit” bei Migräne

Wir haben eine neue Veröffentlichung in PeerJ* in der wir den bei Migräne oft genutzten Charakterisierungen  wie “Übererregung”, “Hemmung” und “Reaktionsfähigkeit” auf den systemmedizinschen Grund gehen. Eine seltene Mutation bei Migräne führt zu Funktionsveränderungen in den Natriumkanälen der Zellmembran.† Dadurch verändert sich die Geschwindigkeit mit der sich der Kanal öffnet und wieder schließt. Soviel zu den Veränderungen in einem großen Molekül. Was aber passiert daraufhin in einer Gehirnzelle? Was passiert im Nervengewebe? Was im Gehirn als ganzes Organ? Was im Körper? Welcheweiter

Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck goes re:publica

Wen erreicht die Wissenschaft mit Blogs wirklich? Diese Frage stellt stellte Martin Ballschak heute gestern auf der re:publica. Dazu hat er mein Wissenschaftsblogverortungsfarbdreieck ausgegraben in dem sich Hochzeitstänzer, Wiederkäuer, Eigenbrödler und (hoffentlich) deren Mischformen unter den Wissenschaftsbloggern verorten und neu ausrichten können. Ich stelle später noch das Video hier ein. Vorab Das Video ist nun verlink, Zusätzlich der Hinweis auf meinen Blogbeitrag vom 25. April 2011, den der ein oder die andere vielleicht vorab lesen wollen. Das war eigentlich der dritte in einer Serieweiter

Das Gehirn ist ein Schwimmreifen

Wir haben eine neue Veröffentlichung im New Journal of Physics (open access). Dort betrachten wir eine idealisierte Fragestellungen, nämlich das Gehirn als Schwimmreifen*. Klingt jetzt erstmal nicht so ideal. Wir betrachten Ausschnitte der Rinde unseres Großhirns, den Kortex, als geformt wie bestimmte Teilflächen eines Schwimmreifens (Torus). Das stimmt nur in einer Annäherung, außerdem vernachlässigen wir Unterscheide in der Dicke der Hirnrinde. Dies und weitere Annahmen sind Idealisierungen. Mit diesen Annahme leiten wir Aussagen über den wahrscheinlichen Ort des Ausbruchs krankhafter Übererregungweiter

Systemische Mängel hemmen die Wissenschaft

Wer Wissenschaftsblogs liest weiß, die Wissenschaft feiert Erfolge. So ist es schon bemerkenswert, dass auch die erfolgreichsten Wissenschaftler und vielversprechendsten Nachwuchswissenschaftler zunehmend pessimistisch in die Zukunft des von ihnen gewählten Berufs blicken. Dies, die Hintergründe sowie Lösungsvorschläge stellten vier Wissenschaftler im April in der Zeitschrift PNAS vor. Eine Diskussion von der wir in Deutschland lernen können. Da mein Beitrag gestern mit dem Hinweis auf die Petition auf viel Resonanz gestoßen ist, er wurde auf facebook allein 158 mal geteilt, sollte ich auch an dieserweiter

Perspektive statt Befristung: Für mehr feste Arbeitsplätze im Wissenschaftsbereich

Seit einigen Wochen gibt es auf openPetition eine Petition, die ich für unterstützenswert halte. Sie läuft noch 124 Tage und hat aktuell (6. Mai) 12.542 Unterzeichner.   Sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Wanka, sehr geehrter Herr Minister Gabriel, beenden Sie den Zustand der Massenbefristung im Wissenschaftsbereich. Wir bitten Sie: Treffen Sie Maßnahmen, die Zahl unbefristeter Beschäftigungsverhältnisse im Wissen-schaftsbereich deutlich zu erhöhen. Geben Sie den Wissenschaftsinstitutionen die Möglichkeit und den Auftrag, als verantwortliche Arbeitgeber zu agieren. Setzen Sie sich für eine deutlicheweiter

PLOS vs PeerJ – Erster Vergleich mit klarem Gewinner

PeerJ scheint scheller als PLOS zu sein, ist auf jeden Fall billiger und wirklich großartig sind die neuen Möglichkeiten wissenschaftlicher Interaktion. Ein Multi-Millionen-Dollar Unternehmen bekommt Konkurrenz zum Wohl der Wissenschaft. Kurzer, persönlicher Vergleich zweier Open-Access-Projekte für wissenschaftliche Publikationen. Gestern wurde ein neues Paper veröffentlicht. Es ist das inzwischen begutachtete und daraufhin überarbeitete Manuskript, das ich am 19. Oktober 2013 hier im Blog vorstellte: „Wenn Gehirnzellen kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen“. Gut ein halbes Jahr später ist es nun in der Zeitschrift PLOS Computational Biology erschienen.weiter

Kann man eine nahende Migräneattacke aufhalten?

Wird Migräne durch einen Kipp-Prozess eingeleitet, sollte es neben einer Akuttherapie und allgemein prophylaktischen Maßnahmen einen dritten Weg der Behandlung spezifisch für die Vorbotenphase geben. Zum letzten Beitrag kam die Frage, kann man eine Migräneattacke aufhalten, wenn sie durch einen Kipp-Punkt verursacht würde? Dies haben wir uns natürlich auch gefragt. Dabei geht es nicht allein darum, diese Frage mit Ja oder Nein zu beantworten. Da die Fachliteratur diese Frage schon klar mit Ja beantwortet hat, geht es darum Methoden derweiter

Keine scharfe Grenze zwischen Auslöser und Symptomen bei Migräne

Kann Schokolade Migräne auslösen? Oder ist Schokoladenessen nicht vielmehr Symptom einer Migräneattacke? Wir haben ein neues Manuskript auf arXiv. Dessen zentrale Aussage ist, dass wir bei Migräne die Aufweichung der sonst scharfen Grenze zwischen Auslöser und Vorbotensymptome erklären können. Wir lernten von der Klimaforschung. Migräne ist eine von Natur aus dynamische Krankheit. Attacken kommen und gehen – oft unregelmäßig. Im Gehirn laufen dabei die Ereignisse in einem komplexen Geflecht vernetzt und voneinander gegenseitig abhängig ab. Es gibt daher wahrscheinlich keinen einfachen Verlaufweiter

Wie Gehirnzellen Dampf ablassen

Übererregung der Nervenzellen bei Migräne und Schlaganfall kann als idealisierter thermodynamischer Kreisprozess beschrieben werden. Wir veröffentlichten ein neues Manuskript auf arXiv. Niklas Hübel und ich untersuchen dort eine Erweiterung der klassischen Theorie von Hodgkin und Huxley (Nobelpreis 1963). Diese Theorie beschreibt in ihrer sprünglichen Fassung Nervenimpulse (Spikes). Spikes sind die Basis auf der die ganze Kommunikation zwischen Nervenzellen aufbaut, also die Bits und Bytes der Gehirnfunktionen. Der zugrundeliegende Mechanismus für einen Spike ist ein Alles-oder-Nichts-Phänomen, was man auch mit “Anregbarkeit”weiter

Mißbrauch befristeter Arbeitsverträge

„Zur Karriere von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern gehört es heute, dass sie sich in zeitlich befristeten Projekten in unterschiedlichen Forschungsgruppen profilieren. Mit dem neuen Gesetz wird dies vereinfacht.” So das BMBF über sein Gesetz, das sinnigerweise gleich Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG) heißt. Gemeint ist: Da Ausbildungszeit („sich profilieren“) auch anderswo ein legitimer Befristungsgrund ist, die Weiterqualifikationsphase für Wissenschaftler jedoch besonderen Ansprüchen unterliegt, muss dies auch gesondert geregelt werden und zwar „vereinfacht“. Was ist einfacher als eine Zahl für alle*? An diese können sich Personalabteilungen halten: 12 Jahre darfweiter