Wie Mercators Karte ins Gehirn kam (1)

Hornhaut, Linse und Glaskörper des Auges werfen – einer Kamera gleich – ein Bild auf die Netzhaut. In diesem Moment zum Beispiel das Abbild dieser Zeilen, die Sie lesen. Die Netzhaut hat sogleich dieses Abbild an die Großhirnrinde weitergegeben. Dabei wird das Bild in Form elektrischer Signale kodiert. Die Nachbarschaft von zwei beliebigen Bildpunkten auf der Netzhaut bleibt bei dieser Kodierung zunächst auch in der Großhirnrinde erhalten. Wenn sie dieses “ü” sehen, liegen die ü-Pünktchen auf der Netzhaut nebeneinander undweiter

Welche wissenschaftliche Idee ist bereit für den Ruhestand? Elektrische Ersatzschaltbilder.

Jedes Jahr fordert uns Edge mit einer Frage heraus. “Welche wissenschaftliche Idee ist bereit für den Ruhestand?” heißt sie dieses Jahr. Leider antworten auf Edge viele ausweichend, zumindest nicht in dem Sinn der Frage: Für welche wichtige Wahrheit finden Sie bei anderen nur wenig Zustimmung? Die Frage ist also konkret. Gesucht wird eine wissenschaftliche Idee. Meine kurze Antwort: die Sprache der elektrischen Schaltbilder für Vorgänge an den Zellwänden. Auf meinen Vorschlag, das will ich sofort gerne zugeben, wäre ich alleine vielleicht nie gekommen undweiter

Die Fotos von Morgen im Gehirn

Meinen freien Willen mich heute im Laufe des Tages noch zu entscheiden, gestern eine Pizza – vielleicht war’s auch ein Pastagericht gewesen, ich weiß es jetzt noch nicht – gegessen zu haben, den lasse ich mir doch von der Physik nicht nehmen. Ich habe auch Erinnerungen an Morgen. Denn soweit ich gucken kann ist die Zeit in der Physik umkehrbar. Sie erlaubt mir nach rechts und links zu gehen und schauen genau wie nach gestern und morgen. — Der zweite Satz der Thermodynamik? Keinweiter

Salamander-Schritte zum Verständnis von Mind and Brain

Man soll nicht die Methoden der Anderen erlernen. Salamander laufen wie Blutegel schwimmen. Beugung und Streckung (Flexion/Extension) sowie An- und Abspreizung (Adduktion/Abduktion) der Gliedmaßen des Salamaders, und was immer dem beim Blutegel entspricht, werden in einem zentralen Mustergenerator durch asynchron aktualisierte Zustände gesteuert. So die Vorstellung von Menschen, die sich sonst gerne mit boolescher Algebra beschäftigen. Ich dachte zunächst, das würde dann wohl ähnlich aussehen, wie die Bewegungen in Jonathan Richmans “Egyptian Reggae”. Der kleine, gezeichnete Salamander in Bild unten tanztweiter

Faradisch war und bleibt die Frage

Er sei unleugbar obgleich ein suggestiver Erfolg. Folglich empfohlen für nervöse Allgemeinleiden, Hysterie, Neurasthenie etc. Bei der Recherche zu meinem Vortrag gestern am „Berlin Center for Studies of Complex Chemical Systems“ stieß ich auf den erfrischenden Einfluss faradischer Bäder (hier geht’s zu den Folien). Dass Migräne sich im „Et cetera“ einreiht, darf man vermuten. Zumal hydroelektrische Bäder zu praktizierten Migränetherapie gehörten. So genau müssen wir es nun aber auch nicht mehr wissen. Das Adjektiv „faradisch“ verrät es – es ist nicht mehr im Gebrauch, ich musste nachschlagen.weiter

Viel Smarties wenig Kaugummi heilen Migräne. Nicht.

Könnte man eine Krankheit mit Smarties und dem Verzicht auf Kaugummi heilen, würde ich verstehen, warum diese ein schlechtes gesellschaftliches Ansehen hätte. Leider ist es bei Migräne umgekehrt. Schlechte Presse sorgt auch diese Woche für falsche Vorstellung auf dem Niveau von “Schatz, heute nicht, ich habe Migräne”. Gleich zweimal. Am 10 Januar titelt die Hamburger Morgenpost: “Auch süße Smarties machen Migräne weg”. Eine Woche später, also gestern, dann in der F.A.Z.: Wenn Kinder unter ständigen Kopfschmerzen leiden, kann das mit demweiter

Botox-Test vor operativen Eingriff selektiert Placebogruppe

Fallstricke und Chancen der Placebo-Ansprechrate bei Migräne – Zwei aktuelle Publikationen. Migräne kann in einer episodischen und einer chronischen Form verlaufen. Es gibt Behandlungsmethoden, die nur in der chronischen Form einen von Placebo unterscheidbaren Effekt aufweisen. Botox® (Botulinumtoxin), zum Beispiel, wirkt nur bei chronischer Migräne. Eine Wirkung von Botox über den Placebo-Effekt hinaus konnte bei der häufigeren episodischen Verlaufsform von Migräne nicht nachgewiesen werden. Um nun die Erfolgswahrscheinlichkeit einer alternativen, chirurgische Behandlungsform (“migraine trigger site deactivation surgery (MTSDS)”) abzuschätzen, wird der Botox-Test durchgeführt.weiter

Ist Google Glass Brückentechnologie zur digitalen Netzhaut?

Mario Sixtus zeichnet in seinem Beitrag “Die neuen Augen des 21. Jahrhunderts” (Arte) eine Zukunft, in der Menschen sich künstliche Netzhäute implantieren lassen, die mit dem Internet verbunden sind. Die medizintechnische Realisierung wird „nicht mehr allzu lange dauern“ und „niemand kann verhindern, dass Cyborgs-in-spe sich in einen Flieger Richtung China setzen, um sich dort mit Inkörpertechnik auszustatten“, sollte es in Deutschland noch verboten sein. Sixtus spricht hier von normal Sehenden, die eine Leistungssteigerung (Enhancement) sich wünschen. Da dies unvermeidlich sei –weiter

Doch-nicht-nichtinvasive Hirnstimulation?

Entwickelt sich die externe Stimulation des Gehirns mit elektrischen und magnetischen Feldern schneller, als wir passende Wörter dafür finden? Werden hinter harmlos klingenden Bezeichnungen Gefahren verborgen? Kann und sollte man die angeblich ‘nichtinvasive’ Hirnstimulation mit einer radiochirurgischen Behandlung vergleichen? Am 13. Dezember 2013 wurde durch die FDA (Food and Drug Administration, Zulassungsbehörde der USA für Lebens- und Arzneimittel) ein neues Medizingerät zugelassen. Es war der zweite Anlauf. Ein sogenanntes „nichtinvasives“ Verfahren, die transkranielle Magnetstimulation, ist nun in den USA zur Migränetherapie zugelassen. Siehe auch meinen Beitrag in Gray Mattersweiter

Jahresrückklick 2013: Graue Substanz

Für den diesjährigen Jahresrückblick habe ich vier Beiträge ausgewählt. Zwei Beiträge vom Januar. Der erste “WissZeitVG: Immer krank und nicht einmal tot” wurde später in der Fachzeitschrift Wissenschaftsmanagement nachgedruckt. Dort wird das vermeintliche Ende der Befristungsketten durch Möglichkeit, die zu 100% ungenutzt bleiben, beleuchtet. Ebenfalls im Januar ging es um die Frage, ob Licht Migräne (bei Blinden auch) auslöst? Im März, unter dem Titel “Medizintechnik, Moneten und Migräne” wird ein TED talk und eine US$30 Millionen Spende aus dem Jahr 2005 vorgestellt. Der letzte Beitrag, derweiter