Diese Woche: Wird Migränetherapie personalisiert?

Im Streifzug durch die aktuelle Migräneforschung trifft ein Jahrzehnt außergewöhnlicher Fortschritte auf die Frage, ob das Erbgut den Therapieerfolg bestimmt.    Neue Ära Im Rückblick auf das letzte Jahrzehnt sieht ein Fachartikel vom letzten Dienstag außergewöhnliche Fortschritte auf dem Weg hin zu einer besseren Migränebehandlung [1]. Gekommen sah der Autor die Zeit für den Aufbruch durch die Erkenntnis, dass Migräne eine Gehirnkrankheit ist. Lange, zu lange, dachte man, dass Migräne eine Gefäßerkrankung sei und erkannte nicht, dass dortige Veränderungen vom Gehirn fehlgesteuertweiter

Diese Woche: Nun sag, wie hast du’s mit der Medikation?

Der Streifzug liefert drei Themen: Medikamentenübergebrauch, episodische und chronische Migräne sowie Burnout unter Kopfschmerzexperten. Eine auf den ersten Blick unscheinbare Publikation über die Migränewelle stellt die fundamentale Struktur der Klassifikation der Kopfschmerzen in Frage – und das ist gut so. Können Kopfschmerzen primär und zugleich sekundär sein? Ein scheinbarer Widerspruch, der in einer neuen Veröffentlichung zutage tritt [1]. Sie weist auf einen physiologischen Mechanismus hin, der bei einen Übergebrauch von Triptanen die Wahrscheinlichkeit einer Migränewelle erhöht. Der Medikamentenübergebrauch erfordert die Diagnose des sekundären Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MÜK). Die Tatsacheweiter

Was sind wie eigentlichen „Ursachen“ einer Migräneerkrankung?

Kopfschmerzen sind entweder eine eigenständige Erkrankung. Oder sie werden als sekundä­re Symptome anderer Erkrankungen sowie als Symptome bekannter ursächlicher Faktoren eingeteilt. Diese Klassifikation besitzt einen fundamentalen Fehler, wenn man nicht auch beides gleichzeitig zulässt.  Es war ein Streit zwischen Europa und den USA [1]. Zwischen Kopfschmerzexperten der alten und neuen Welt galt der Medikamentenübergebrauch lange als umstrittenes Kriterium bei der Diagnose einer chronischen Migräne (CM). Die Frage war, ob der Medikamentenübergebrauch CM mit verursacht, ob er bloß eine Folge der CMweiter

Migräne-App M-sense gewinnt Businessplan Wettbewerb für Medizinwirtschaft

M-sense ist ein Migränetagebuch auf Speed. Die Migräne-App M-sense hat gerade in Mühlheim an der Ruhr den ersten Preis bei Deutschlands größten Businessplan Wettbewerb für Medizinwirtschaft gewonnen. M-Sense ist ein Forschungsprodukt der Humboldt Universität zu Berlin, an dem ich auch beteiligt bin. Als Forschungsprojekt der Humboldt Universität zu Berlin wird M-sense seit Juni 2015 mit einem EXIST-Gründerstipendium vom Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Am 8. November stellen wir beim Falling Walls Venture-Wettbewerb zusammen mit vielen anderen wissenschaftsbasiertenweiter

Erklärt Hyperaktivität Migräne? (Teil 3)

Allein eine Status quo-Diagnose „Hyperaktivität“ hilft nicht. Wer sein Migränegehirn verstehen will, kommt nicht am Migränegenerator und Erwartungspotenzial vorbei. Was bedeutet Hyperaktivität bei Migräne – der „Porsche im Kopf“? Diese Metapher, aus dem fachlichen Zusammenhang herausgerissen, verschleiert mehr, als sie erklärt. Denn vom Molekül bis zum Menschen kann Verhalten jeweils hyperaktiv sein. Vom Molekül zum Mensch   In Frage kommen also Vorgänge auf verschiedenen Ebenen (siehe Abbildung oben). Wichtig dabei ist zu verstehen, dass eine wie auch immer gestaltete Hyperaktivität eines Vorgangesweiter

Diese Woche: Wer wie mit der Wimper zuckt

Beim Streifzug durchs Netz stoßen wir auf wissenschaftliche Publikationen, die das Auge unter Strom setzen (was durchaus sinnvoll ist) und chirurgisch Gesichtsmuskeln durchtrennen (was weniger sinnvoll scheint).  Wo entstehen primäre Kopfschmerzen, Kopfschmerzen, die nicht Symptom und damit Folge einer anderen Erkrankung sind? Wo verlaufen die relevanten Schmerzfasern; welche Signale tragen sie und welche höheren Hirnzentren können die Schmerzwahrnehmung beeinflussen? Ungeklärte Fragen. Solange die Physiologie der Migräne unklar ist, bleibt auch die Behandlung mit pharmakologischen Wirkstoffen unklar. Für Wo-Fragen verfügt die Neurologieweiter

Gehirn und Geist umsonst

Wer möchte kann die neuste Ausgabe von „Gehirn und Geist“ kostenlos bestellen. Es kommt im neuen Kleid daher. Seht selbst. Noch lieber will ich das nächste Heft empfehlen. Das erscheint erst am 9. November und gibt es dann leider nicht mehr umsonst, immerhin aber mit dem Beitrag über die „Migränewelle“. Bis dahin muss man: warten. Einen Belohnungsaufschub gibt es nicht, also jetzt schon einmal zugreifen.

Arzt oder Computer – Wer macht die bessere Diagnose?

Viel spricht dafür, dass Watson einmal Ärzten bei der Diagnose helfen kann. Watson ist ein Computer, ein Supercomputer. Er spielt besser als der Mensch Schach, schlägt ihn auch beim dem mit Ironie, Witz und Wortspielen gespickten Quiz „Jeopardy!“. Was aber kann ein PC mit Windows XP? Er kann Migräne diagnostizieren. Das zeigt eine neulich erschienene Publikation [1]. Ein recht einfacher Algorithmus kann anhand von 20 Merkmalen der Symptome einer Kopfschmerzattacke Migräne, Spannungskopfschmerzen, trigemino-autonome Kopfschmerzen und andere primäre Kopfschmerzen auseinander halten. Genutzt wird eineweiter

Diese Woche: Keine drei Migräneattacken sind gleich

Einseitig und pulsierend, das sind die typischen Merkmale des Migränekopfschmerzes. Doch ein stumpf stechender, beidseitiger Kopfschmerz kann laut geltender Klassifikation auch ein Migränekopfschmerz sein, wenn er nur mittelschwer ist und sich bei körperlicher Routinearbeit verstärkt. Außerdem müssen in jedem Fall noch weitere Kriterien gelten. Auch bei diesen lässt die Klassifikation gewisse Spielräume zu. Mit anderen Worten, die Merkmale der Migräneattacken variieren. Nicht nur von Patient zu Patient, sondern auch bei einem Patient gleicht selten eine Attacke der nächsten, wie jetztweiter

Erklärt Hyperaktivität Migräne? (Teil 2)

„Migräniker leben mit einem Porsche im Kopf.“ Was steckt hinter bildhaften Vergleichen wie diesen?   Die populärwissenschaftliche Erklärung lebt von der Vereinfachung. Kann man Migräne erklären, indem man von den Fehlfunktionen der Gehirnzellen eine Brücke zu dem Menschen durch einen Vergleich schlägt? Oder ist das verkehrt? Zunächst zu den Gehirnzellen. Sie weisen bei Menschen mit einer Migränerkrankung sowohl Über- als auch Unterfunktionen auf und zwar jeweils bezüglich ihrer Aktivität und Sensibilität. Man hat quasi freie Auswahl, setzt man einen Vergleichweiter