Nicht ohne meine Zahnbürste oder Wie man Kreativität in der Wissenschaftskommunikation erstickt

Es sollte eigentlich ganz offensichtlich sein: Wer Gebiete fördern will, in denen Kreativität und großes eigenes Engagement gefordert sind, um Spitzenleistungen zu erreichen, der sollte die Rahmenbedingungen tunlichst nicht zu eng stecken – und nicht zu detailliert reglementieren wollen, was am Ende herauskommt. Die finanzielle Förderung von Forschung hat dieses elementare Prinzip glücklicherweise an vielen Stellen eingebaut und hält viele themen- und ergebnisoffene Förderinstrumente bereit. Umso mehr ärgere ich mich im Bereich Outreach und Wissenschaftskommunikation über Ausschreibungen, die in dieserweiter

Nachruf auf Klaus Tschira

Zugegeben, mein Nachruf hat deutlich länger gebraucht als der von Carsten Könneker, der bereits am 31. März, also am Tag von Klaus Tschiras Tod, auf spektrum.de erschien. Hier also mein Puzzlesteinchen zum größeren Mosaik, das von Carstens Text und dem Nachruf drüben beim Lindau-Blog bis zu den offiziellen Artikeln in Spiegel, FAZ und Co. reicht. Klaus Tschira war in den letzten Jahren einer der einflussreichsten, wenn nicht der einflussreichste Wissenschaftsmäzen in Deutschland. Auch meine Heimatinstitution, das Haus der Astronomie, verdanktweiter

TTIP, Downloadzahlen und ein Fall für Captain Obvious

Ich habe die Diskussion um das Freihandelsabkommen TTIP nur am Rande mitbekommen; was mich betrifft, kann ich daher nicht aus eigenem Wissen zwischen den beiden möglichen Szenarien unterscheiden – erhebliche Einschränkung unserer Freiheit zugunsten der Rechte großer Firmen einerseits oder viel Lärm um ein eigentlich harmloses oder sogar wohlstandsförderndes Abkommen. Aber wenn ich jetzt Schlagzeilen lese wie online in der FAZ, Kaum jemand liest die TTIP-Dokumente (16.4.2015) oder den (offenbar direkt von der FAZ oder aus einem darauf basierenden AFP-Textweiter

Thirty Meter Telescope vs. heiliger Berg und mehr

Der Berg Maunakea auf Hawaii ist einer der besten möglichen Standorte für astronomische Teleskope auf der Erde, und das nutzen insbesondere die US-amerikanischen Astronomen weidlich aus. Die zwei Keck-Teleskope beispielsweise stehen dort, jedes davon mit einem segmentierten 10-Meter-Spiegel, das japanische Subaru-Teleskop und das Gemini-Teleskop, beide mit Spiegeln der 8-Meter-Klasse. (Hier gibt es eine Übersicht der Teleskope.) All diese Teleskope stehen in einer Umgebung mit wenig Lichtverschmutzung, vergleichsweise ungestörter Atmosphäre und bis zu mehr als 300 klaren Nächten pro Jahr. Teleskopeweiter

SciViews-Videorezension: Ein goldenes Zeitalter der Kosmologie?

Beim Spektrum-Verlag befindet sich derzeit ein Videoportal namens SciViews in der (Alpha-)Testphase – freigeschaltet, aber noch nicht groß beworben und laufend weiterentwickelt. Zu den dort präsentierten Videos soll es auch Rezensionen geben; die folgende Rezension zum Video Ein goldenes Zeitalter der Astronomie? (Titel etwas irreführend – besser sollte es “…der Kosmologie” heißen) erscheint sowohl auf SciViews als auch hier auf meinem Blog. (Offenlegung: Für eine solche Rezension zahlt mir Spektrum ein kleines Honorar.) Die Frage nach dem “Goldenen Zeitalter fürweiter

Sonnenfinsternis am 20. März 2015

Auch am Haus der Astronomie haben wir natürlich vorgestern fleißig die Sonnenfinsternis beobachtet – zusammen mit rund 200 Gästen, inklusive vieler Mitarbeiter/innen des Max-Planck-Instituts für Astronomie. Hier das kurze Video, das wir dazu gemacht haben: Wie man sieht, waren wir recht vielfältig zugange: Mit herkömmlichen Teleskopen (natürlich geschützt durch Sonnenfilter oder Herschel-Keil, oder aber als Projektion) ebenso wie mit H-alpha-Teleskopen (die nur ganz bestimmtes, für Wasserstoff charakteristisches Licht durchlassen und daher die Flares und Protuberanzen am Sonnenrand zeigen) – undweiter

Terry Pratchett 1948-2015 – ein Nachruf

Wenn ein Autor, den man schätzt, stirbt, ist das immer auch ein ganz praktischer Verlust – keine neuen Bücher mehr. Man muss mit dem auskommen, was schon da ist. Nun ist das bei Terry Pratchett immerhin eine ganze Menge. Aber trotzdem. Pratchett hatte den besonderen Charme, dass Wissenschaft und systematisch-rationales Denken bei ihm eine wichtige Rolle spielen – und das in einer eigentlich zum Genre Fantasy gehörenden Welt. Ich meine damit gar nicht die Science of Discworld-Bücher (wo Pratchett undweiter

Astronomie, Physik, Chemie und der erste Weltkrieg (und Virginia Trimble) Teil 2

Im ersten Teil dieses Beitrags war es fast nur um Virginia Trimble gegangen; hier jetzt ein paar Schlaglichter des Vortrags, den sie letzten Montag am Astronomischen Rechen-Institut (ARI) in Heidelberg zu Astronomie, Physik, Chemie und dem 1. Weltkrieg gehalten hat. Ich wusste zwar, dass die Internationale Astronomische Union (IAU) um die Weit des ersten Weltkriegs herum gegründet worden war (vorher hatte die Astronomische Gesellschaft als die große internationale Organisation der Astronomen gedient); dass dem eine International Union for Cooperation inweiter

Einstein-Ausstellung reloaded

Ehrlich gesagt: Den Super-Pi-Tag finde ich nicht soooo toll. Dass es eine so große Schnittmenge von Leuten gibt, die mathematisch interessiert sind und Pi gut finden, sich andererseits aber nicht an der unsystematischen amerikanischen Datumsschreibweise Monat/Tag/Jahr stören, finde ich eher sonderbar. Immerhin ist ja heute auch Einsteins Geburtstag – und da hat @maxplanckpress (die Pressestelle der Max-Planck-Gesellschaft) gerade nochmal den Link auf die große Einstein-Ausstellung in Berlin 2005 herumgeschickt. Die virtuelle Version der Ausstellung ist nämlich nach wie vor onlineweiter

Astronomie, Physik, Chemie und der erste Weltkrieg (und Virginia Trimble)

Ich bin der Astronomin Virginia Trimble schon an vielen Stellen begegnet: In den über die Jahre hinweg immer ausführlicheren Jahresrückblicken zur Astrophysik, die sie zwischen 1991 und 2006 veröffentlicht hat (1991, 1992, 1993, 1994, 1995, 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005, 2006) und die ich seit einiger Zeit mit Zeitversetzung und großem Gewinn lese; der Einleitungssatz des ersten Rückblicks ist bereits charakteristisch: Science, notoriously, progresses amoeba-like, thrusting out pseudopods in unpredictable directions and dragging the restweiter