Wunderkinder & Co.

Mathematik hat sowohl in der Öffentlichkeit als auch unter den Mathematikern selbst einen ziemlich elitären Ruf. Bei einem Star-Violinisten würden die meisten Menschen wahrscheinlich anerkennen, dass dessen Leistung eine Kombination aus Talent und harter Arbeit (nämlich täglichem Üben) sind. In der Mathematik steht für die meisten Menschen das Talent im Vordergrund: Man hat es oder man hat es nicht. “Ich konnte noch nie Mathe” ist für viele offenbar etwas ganz anderes als “Ich konnte noch nie Geige spielen” oder “Ichweiter

“Wie wird man so mutig?” – Vorab-Interview mit Carla Cederbaum

Eine der Teilnehmerinnen, die beim diesjährigen Heidelberg Laureate Forum auf Preisträger aus Mathematik und Informatik treffen, wird Carla Cederbaum vom Mathematischen Institut der Universität Tübingen sein. Ich kenne Carla noch von meiner  eigenen Zeit am Albert-Einstein-Institut in Potsdam vor mittlerweile 7 Jahren und fand und finde besonders spannend, wie sie Mathematik nicht nur lebt, sondern auch vermittelt: in Büchern (Wie man einen Schokoladendieb entlarvt und als Mitherausgeberin/Mitautorin Ein Moment für Mensch und Mathematik), mit einem Mathematik-Lernspiel (siehe hier), mit einerweiter

Wolfram Alpha als Überschlagsrechnungshilfe

Nachdem ich jüngst in einem Beitrag wieder die Wichtigkeit von Überschlagsrechnungen erwähnt hatte und andererseits neulich zufällig wieder bei Wolfram Alpha vorbeikam, habe ich mich gefragt, ob Wolfram Alpha nicht ein gutes Werkzeug für solche Rechnungen ist – sowohl während der Rechnung als auch beim Überprüfen der Antwort. Nach eigenem Anspruch will Wolfram Alpha mehr sein als eine Suchmaschine, nämlich eine Wissensmaschine – idealerweise so etwas wie der Computer bei Raumschiff Enterprise, dem man alle für die Mission wichtigen Fragenweiter

Unterschiede zwischen Schule und Forschung

Vor einer Woche ist am Haus der Astronomie unser diesjähriges internationales Sommerpraktikum zuende gegangen, bei dem Schüler (ein gerade fertiger Abiturient war auch dabei) im Team über drei Wochen eigene Forschungsprojekte durchführen. Wie in wirklichen Leben ist die gemeinsame Sprache dabei Englisch (was angesichts der Tatsache, dass wir fünf Nationen vertreten hatten – Australien, Frankreich, Italien, Israel, Deutschland) auch gar nicht anders ging. Die Praktikanten waren dieses Jahr und sind üblicherweise hoch motiviert und besitzen bereits gute (insbes. schulische) Vorkenntnisse,weiter

Zeitverträge in der Wissenschaft

Irgendwie ist beim Thema Vereinbarkeit von Wissenschaft und Familie bzw. Gleichstellung in der Wissenschaft dieser Tage ein bisschen der Wurm drin. Erst der peinliche Schnitzer von Report Mainz (siehe meinen Blogbeitrag hier),und jetzt dieser Artikel hier in der FAZ: “Befristete Jobs wirken wie die Anti-Baby-Pille”. Der Hintergrund: Familienministerin Manuela Schwesig hatte dem Focus ein Interview gegeben, in dem sie beklagt, befristete Jobs seien ein Grund für die niedrige Geburtenrate in Deutschland. Eltern, die aufgrund von Befristungen unsicher in die Zukunftweiter

Dual Career und Gleichberechtigung in der Wissenschaft

Ich will hier nicht im Detail auf den ziemlich unsäglichen Fernsehbeitrag von “Report Mainz” über die Max-Planck-Gesellschaft eingehen (hier der Beitrag, hier die MPG-Stellungnahme; Offenlegung: ich bin bei der MPG angestellt, schreibe mein Blog aber als Privatperson). Aber einer der Vorwürfe dort betrifft ein allgemeineres Thema, zu dem offenbar Erklärungsbedarf besteht. Wer Wissenschaftler in seinem Freundeskreis hat oder z.B. hier bei SciLogs die entsprechenden Beiträge von Markus Dahlem liest, weiß, dass wissenschaftliche Karrieren alles andere als Selbstläufer sind: Nach derweiter

Wissenschaft im Film: British Pathé auf YouTube

Jüngst hat der britische Arm von Pathé, Produzenten von Wochenschauen für Kinos seit etwas über hundert Jahren, eine ganze Menge seiner Nachrichtenfilme auf YouTube zugänglich gemacht (aus der Reihe “dafür lieben wir das Internet”). Und nein, so alt, dass ich noch Nachrichten als Zugabe vor dem eigentlichen Kino-Hauptfilm gesehen hätte, bin ich natürlich nicht, aber ich kenne aus meiner Jugend, als noch ein Fernseher im Haus war, die Sendereihe “Vor 40 Jahren”, die solche alten Wochenschauen zeigte. Auch für Wissenschaftsinteressierteweiter

Exoplaneten: Sind die besten Namen schon weg?

Darüber, dass die Internationale Astronomische Union (IAU), also die Dachorganisation der professionellen Astronomen, jetzt einen Prozess begonnen hat, in dessen Verlauf die wichtigsten bekannten Planeten um andere Sterne (Exoplaneten) Namen erhalten sollen, ist in den letzten Tagen vielfach berichtet worden (z.B. Jan Hattenbach in der FAZ und mit Übersetzung der Regeln auf spektrum.de,  Meldung auf SPON, Florian Freistetter auf Astrodicticum Simplex); die offizielle Pressemitteilung der IAU gibt es hier. Ein problematischer Aspekt der Namensgebungsregeln ist dabei aber, soweit ich sehen kann,weiter

Big Data Fail: Amazon und der Hawking-Index

Big Data heißt zunächst einmal nur, dass es um viele, viele Daten geht. Und gerade bei komplexen Daten kann es schwierig sein, sinnvolle Schlüsse zu ziehen. Ein aktuelles Beispiel: der “Hawking-Index” des Mathematikers Jordan Ellenberg, den dieser im Wall Street Journal Online beschreibt. Ellenberg nutzt Information, die Amazon aufgrund von Daten zusammenstellt, die automatisch bei Lesern des elektronischen Amazon-Lesegeräts Kindle erhoben werden: Kindle-Leser können interessante Stellen elektronisch anstreichen, ähnlich wie man sich in einem gedruckten Buch Stellen mit Bleistift, oderweiter

Blühende Neulandschaften: Neue Medien und Wissenschaftskommunikation

Nach dem ersten Tag des Workshops Image statt Inhalt? der Volkswagenstiftung (der im folgenden immer gemeint ist, wenn von “dem Workshop” die Rede ist) am letzten Montag war ich ob der Haltung einer Reihe der Anwesenden zum Thema Social Media durchaus bestürzt. Von der Angst vor Shitstorms über (paternalistische?) Sorgen, dass die Leser im Internet nicht redaktionell kontrollierte Inhalte lesen können und dann womöglich glauben, bis zu “alles nur Hype, Online liest sowieso kaum jemand” war ein ganzes Spektrum negativerweiter